Am heutigen 28. Juli 2023 findet der Welt-Hepatitis-Tag statt. International wird dieser von der World Hepatitis Alliance ausgerichtet und steht dieses Jahr unter dem Motto „We’re not waiting“ bzw. „I’m not waiting“. In Deutschland lautet das Motto daran angelehnt „Ich warte nicht. Ich handele!“

Der Welt-Hepatitis-Tag wird von der World Hepatitis Alliance (WHA) mit ihrem globalen Netzwerk von 323 Mitgliedsorganisationen in über 100 Ländern durchgeführt, um die weltweite Eindämmung der Virushepatitis zu beschleunigen.

Chronische Infektionen mit Hepatitis B und C gehören zu den tödlichsten und am meisten vernachlässigten Krankheiten und Gesundheitskrisen weltweit. Alle 30 Sekunden stirbt ein Mensch an den Folgen seiner chronischen Hepatitis-Infektion.

Neue Forschungsergebnisse1 der Stiftung Center for Disease Analysis (CDA) wurden vor einem Monat auf dem EASL-Kongress in Wien vorgestellt. Diese zeigen: Hepatitis-B- und -C-Viren sind hochgradig krebserregend. Neben der Leber treten auch Krebserkrankungen in anderen Organen häufiger auf.

Der Bericht stellt fest, dass Menschen mit Hepatitis B oder C "ein ähnlich hohes oder deutlich höheres Risiko haben, an Krebs zu erkranken als jemand, der aktiv eine Schachtel Zigaretten pro Tag raucht". Das Krebsrisiko durch chronische Virushepatitis sei demnach vier- bis achtmal höher. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass HBV und HCV "als krebserregende Infektionen betrachtet und die internationalen Richtlinien entsprechend überdacht werden sollten."

Eine kürzlich von der WHA durchgeführte Umfrage2 ergab, dass fast die Hälfte (42 %) der Menschen weltweit nicht wissen, dass eine der häufigsten Ursachen für Leberkrebs die Virushepatitis ist. Fast drei Viertel (74 %) der Befragten gaben an, dass sie sich eher testen lassen würden, wenn sie wüssten, dass Hepatitis Leberkrebs verursacht. Mehr als vier Fünftel (82 %) sagten sogar, dass sie sich eher impfen lassen würden.

Danjuma Adda, Präsident der Welt-Hepatitis-Allianz, erklärt: "Jedes Jahr stirbt mehr als eine Million Menschen an Hepatitis. Das Thema des Welt-Hepatitis-Tages 2023 lautet ‚We are not waiting‘. Es ist ein Aufruf, die Bemühungen zur Eliminierung der Virushepatitis jetzt zu beschleunigen. Es unterstreicht die dringende Notwendigkeit von Tests und Therapien für die betroffenen Menschen. Auf der ganzen Welt setzen sich Einzelpersonen und Gesellschaften für Veränderungen in ihrem eigenen Leben und in ihrem Umfeld ein. Wir würdigen ihr Engagement und fordern gleichzeitig weitere Maßnahmen. Wir warten nicht auf den Wandel bei Virushepatitis – wir kämpfen dafür, dass er eintritt.“

Homie Razavi, geschäftsführender Direktor der CDA-Stiftung, sagt: "Hepatitis-B- und -C-Infektionen sind stille Epidemien. Diese Virusinfektionen sind krebserregend, aber da viele Infizierte keine Symptome zeigen, bis es zu spät ist, bleiben die meisten Infektionen unbemerkt. Es ist wichtig, dass wir alle das hohe Krebsrisiko erkennen, das mit einer Hepatitis-B- und -C-Infektion verbunden ist, und dass wir die Patienten an eine Behandlung heranführen. Eine Therapie kann das Krebsrisiko um 85% oder mehr senken.“

Weltweit leben laut WHO-Schätzungen 354 Millionen Menschen mit Hepatitis B oder C3, wodurch jedes Jahr mehr als 1,1 Millionen Menschen ihr Leben verlieren4. Es wird erwartet, dass bis 2040 die Zahl der Todesfälle durch Virushepatitis die der Todesfälle durch HIV, Malaria und Tuberkulose zusammengenommen übersteigen wird.Dies ist umso tragischer, weil viele dieser Todesfälle vermeidbar wären.

Gegen Hepatitis B gibt es seit Jahrzehnten eine wirksame Schutzimpfung, welche eine Infektion von vornherein verhindern kann. Infektionen mit Hepatitisviren können bei einem Teil der Betroffenen im ersten Jahr von selbst ausheilen, aber auch chronisch werden. Selbst bei chronischen Infektionen gibt es aber Grund zur Hoffnung. So ist chronische Hepatitis B heute gut behandelbar. Hepatitis C ist dank neuer Medikamente seit einigen Jahren fast immer heilbar. Auch für das gefährliche Hepatitis-D-Virus, das nur zusammen mit Hepatitis B auftritt, steht seit drei Jahren ein Medikament zur Verfügung.

Viele Hepatitis-Infektionen werden jedoch zu spät erkannt, weil die Leber kein Schmerzempfinden hat. Nur eine Minderheit der Betroffenen bekommt eine Gelbsucht. Wenn Symptome überhaupt auftreten, bleiben diese lange unspezifisch: Die Leber hat kein Schmerzempfinden und Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Gelenkbeschwerden und depressive Verstimmungen können zahlreiche Ursachen haben. Mehr Aufklärung und energisches Handeln sind daher nötig, um die weltweite Hepatitis-Epidemie einzudämmen.

Was ist der Welt-Hepatitis-Tag?

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO (Stand: Juli 2022) leiden weltweit etwa 354 Millionen Menschen an einer chronischen Hepatitis B oder C – die meisten, ohne von ihrer Infektion zu ahnen. Davon haben 296 Millionen eine Hepatitis B und etwa 58 Millionen eine Hepatitis C. Knapp 15 Millionen Menschen leiden an einer Koinfektion von Hepatitis B und D. Unbehandelt können chronische Hepatitis-Infektionen zu schweren Leberschäden wie Zirrhose und Leberkrebs führen und erhöhen möglicherweise auch das Risiko anderer Erkrankungen. Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung kann dieses Risiko senken und zudem verhindern, dass andere angesteckt werden. Krankenversicherte ab 35 Jahren können sich in Deutschland einmalig kostenfrei auf Hepatitis B und C untersuchen lassen. Der Test wird sonst auch bei Risikofaktoren empfohlen und meist erstattet, wie z.B. bei erhöhten Leberwerten. Seit drei Jahren läuft daher die Kampagne der World Hepatitis Alliance "Hepatitis kann nicht warten!" (Hep can’t wait!). Das Motto des diesjährigen Welt-Hepatitis-Tages greift dies auf und lautet “We’re not waiting“. Im Deutschen lautet das Motto daran angelehnt: "Ich warte nicht. Ich handele!“ Dies ist ein Aufruf an Menschen, auch Eigeninitiative zu zeigen, indem sie sich impfen, testen und – falls sie bereits eine chronische Hepatitis haben – entsprechend behandeln lassen.

Informationen zum Welt-Hepatitis-Tag:

Deutsche Webseite:                      www.welthepatitistag.info
Flyer zu Hepatitis A bis E:             www.welthepatitistag.info/download.html
Internationale Webseite:             www.worldhepatitisday.org/

Literatur:

  1. Razavi, H. CDA Foundation, 2023. Risk of developing cancer – comparison of HBV, HCV, and smoking. DOI: 10.3252/pso.eu.EASLCONGRESS.2023
  2. Global survey of 569 respondents from: Argentina, Germany, Ghana, Hong Kong, India, Nigeria, South Korea, Vietnam, and the United States of America. Participants sourced by SurveyMonkey Audience from 30 June to 4 July, 2023. Research conducted by the World Hepatitis Alliance (WHA)
  3. World Health Organization, 2022. Hepatitis. Available at:https://www.who.int/health-topics/hepatitis#tab=tab_1. Accessed 26 July 2022.
  4. World Health Organization, 2021. New report highlights global progress on reducing HIV, viral hepatitis and sexually transmitted infections and signals need for renewed efforts to reach 2030 targets. Available at:https://www.who.int/news/item/20-05-2021-new-report-highlights-global-progress-on-reducing-hiv-viral-hepatitis-and-sexually-transmitted-infections-and-signals-need-for-renewed-efforts-to-reach-2030-targets. Accessed 26 July 2022.
  5. Foreman K et al.: Forecasting life expectancy, years of life lost, and all-cause and cause-specific mortality for 250causes of death: reference and alternative scenarios for 2016–40 for 195 countries and territories.The Lancet, 392(10159), 2018. pp.2052-2090.

 

Über den Deutsche Leberhilfe e.V.

Die Deutsche Leberhilfe e.V. wurde 1987 von engagierten Patienten gegründet. Der gemeinnützige Verein ist bundesweit tätig und hat sich als Informationsschnittstelle zwischen Ärzten und Leberpatienten etabliert. Die Leberhilfe verfolgt als Hauptziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, indem sie Patienten und ihre Angehörigen berät und Informationsschriften in verständlicher Sprache herausgibt. Ein weiteres Ziel des Vereins ist, die Bevölkerung über mögliche Ursachen, Verlauf, Therapie und Verhütung von Leberkrankheiten zu informieren. Langfristig soll dies dazu beitragen, Vorurteile zu entkräften und den schlechten Ruf der Lebererkrankungen als „selbstverschuldete” Krankheiten zu verbessern. In diesem Rahmen ist die Leberhilfe in Deutschland Ausrichter des Welt-Hepatitis-Tages. Der Verein wird von einem ehrenamtlichen Vorstand geleitet und hat in Köln seine Geschäftsstelle, die mit erfahrenen Mitarbeitern besetzt ist. Bei medizinischen Fragen wird die Leberhilfe von einem wissenschaftlichen Beirat unterstützt. Dieser besteht aus namhaften Fachärzten und Wissenschaftlern, die die Richtigkeit, Aktualität und Seriosität der medizinischen Informationen gewährleisten.

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