In der Behandlung von Parkinson-Patienten stehen Ärzte oft vor verschiedenen Herausforderungen. Eine davon sind  Fluktuationen, die bei fortgeschrittenem Parkinson auftreten können. Fluktuationen sind Schwankungen der motorischen und nicht-motorischen Symptome im Verlauf des Tages. Sie beeinträchtigen die Lebensqualität der Patienten und erfordern ein spezifisches Management, um die bestmögliche Teilhabe zu gewährleisten.

Fluktuationen sind der Wechsel  von „Off“-und „On“-Phasen. Die „Off“-Phasen treten auf, wenn die Medikamente nicht ausreichend wirken oder die Dosis versagt (dose failure). 

In den „On“-Phasen entfalten die Medikamente ihre volle Wirkung. Hier sind die Symptome weitgehend kontrolliert oder es treten unwillkürliche Bewegungen (Dyskinesien) auf.

Bei einem verzögerten „On“  (delayed On) kommt es zu einer Verzögerung der Wirkung der Medikamente, die sich bei Levodopa mit kontrollierter Freisetzung tendenziell stärker bemerkbar macht als bei der löslichen Tablette.

Übergänge vom „On“- zum „Off“ können plötzlich (sudden Off) und unvorhersehbar (unpredictable Wearing Off) sein und stehen in der Regel in keinem offensichtlichen Zusammenhang mit dem Zeitpunkt der Levodopa-Einnahme.

Die motorischen aber auch die nicht-motorischen Fluktuationen haben erhebliche Auswirkungen auf das tägliche Leben der Patient:innen. Soziale Isolation, Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit, schmerzhafte Rigidität, Störungen des Schlafes und der Verdauung oder Stimmungsschwankungen sind nur einige.

Das Management von Fluktuationen erfordertdurch den behandelnden Arzt eine individuelle Herangehensweise, bei der sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Strategien zum Einsatz kommen können.

Die medikamentöse Therapie beinhaltet u.a. die Anpassung der Dosierung und des Zeitplans der Parkinson-Medikamente. Eine enge Zusammenarbeit zwischen dem behandelnden Ärzt:innen und dem Patienten ist dabei unerlässlich.

Ansätze wie die Pumpentherapie oder tiefe Hirnstimulation müssen ebenfalls in Erwägung gezogen werden, wenn die medikamentöse Therapie allein nicht ausreichend ist. 

Regelmäßige körperliche Aktivität, Physiotherapie und ergotherapeutische Übungen können dazu beitragen, die motorischen Symptome zu verbessern und die Fluktuationen zu reduzieren.

Eine richtige Ernährung unter Beachtung der Interaktion zwischen der L-DOPA-Einnahme und Nahrungsproteine sind ebenfalls wichtige Aspekte, die berücksichtigt werden sollten.

Dr. Andreas Becker im Juli 2023

Über Parkinson Journal

Das Parkinson Journal, vor drei Jahren als Blog des selbst an Parkinson erkrankten Jürgen Zender ins Leben gerufen, ist mittlerweile eine einzigartige Sammlung von Informationen und Tools rund um das Thema Morbus Parkinson geworden. Seine zahlreichen Beiträge (Texte, Videos, Ratgeber, Verzeichnisse oder Podcasts ), geschrieben oder produziert von namhaften Autoren oder Betroffenen selbst, sind über die Jahre zum Wegbegleiter vieler Betroffener, Angehöriger und Ratsuchender geworden. Wenn der Trend so bleibt, wie er sich bereits heute abzeichnet, werden das Parkinson Journal in diesem Jahr erstmals über 200.000 Seitenaufrufe erleben und auf Instagram die 7.000 Follower Marke überschreiten.
Es wird geschätzt, dass in Deutschland etwa 10 % der Parkinson-Kranken in Selbsthilfegruppen organisiert sind oder zumindest gelegentlich deren Angebote nutzen.
Das sind 40.000 von 400.000 Erkrankten. Es ist eines unserer Ziele, diese Zahl dauerhaft und stetig zu erhöhen, denn der Austausch mit „Leidensgenossen“, das reichhaltige Informationsangebot, die neu entstehenden Freundschaften, Sportarten, die man plötzlich (wieder) für sich entdeckt, die selbstgewählte Isolation, die man verlässt … all das sind gute Gründe, sich einer der zahlreichen Selbsthilfegruppen anzuschließen. Neben Beiträgen aus und über die Szene hilft uns dabei maßgeblich unser Verzeichnis der Parkinson-Selbsthilfegruppen und der Parkinson-Event-Kalender.
Für alle anderen, die noch nicht bereit sind, sich zu öffnen, wollen wir weiterhin ein Fenster zur Parkinson-Welt sein, deren Bewohner sie ohne eigenes Zutun geworden sind, und sie mit Wertschätzung und mit Herz und Verstand informieren.
Das zweite Ziel, das uns sehr am Herzen liegt, ist das Bewusstsein für Bewegung als eine der wenigen erfolgversprechenden, nicht medikamentösen Therapien zu schärfen. Immer mehr Studien zeigen, dass Sportarten wie Tischtennis, Nordic Walking, selbst Boxen einen positiven Einfluß auf die Symptomatik und Progredienz der bisher unheilbaren Krankheit haben.

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