Der Südsudan bleibt auch 2023 der tödlichste Ort für humanitäre Helfer:innen. Das zeigt eine Analyse der Hilfsorganisation CARE auf Basis von Daten der Aid Worker Security Data Base. Während von Januar bis August 2022 weltweit 44 humanitäre Helfer:innen getötet wurden, sind seit Beginn dieses Jahres bereits 62 Menschen während eines Hilfseinsatzes gestorben – darunter 22 im Südsudan, 19 im Sudan, vier in Somalia und drei in der Ukraine. Die Bevölkerung aller vier Länder leidet unter Konflikten, Hunger, wirtschaftlicher Instabilität und der Klimakrise. 60 Millionen Menschen sind dort auf humanitäre Hilfe angewiesen.

„Dieser Anstieg ist ein alarmierender Trend. In den meisten Fällen wurden diese Frauen und Männer absichtlich angegriffen, während sie damit beschäftigt waren, das Leben anderer zu retten. Das ist ein grober Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht und zeigt, dass die Bedürfnisse von Millionen gefährdeter Menschen ignoriert werden, für die die Bereitstellung von Hilfe den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen kann. Wenn jedoch unser Personal gezielt angegriffen wird, müssen wir unsere Maßnahmen unterbrechen“, sagt Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland. „Angesichts von 363,3 Millionen Menschen, die weltweit in Not sind, sollten Hilfsorganisationen nicht zwischen lebensrettender Hilfe und der Sicherheit ihrer Mitarbeiter:innen wählen müssen.“

Horn von Afrika: Schwierige Lage für Nothelfer:innen

Im Südsudan kamen 22 humanitäre Hilfskräfte ums Leben. „Es ist erschütternd zu sehen, dass der Südsudan weiterhin der tödlichste Ort für humanitäre Nothelfer:innen ist“, sagt Abel Whande, CARE-Länderdirektor im Südsudan. „Wir erkennen die Bemühungen der Regierung an, das wiederbelebte Abkommen zur Beilegung des Konflikts im Südsudan einzuhalten und umzusetzen. Dennoch ist das Land weiterhin mit gewaltsamen Konflikten konfrontiert, die durch die Klimakrise noch verschärft werden. Etwa 7,8 Millionen Menschen sind von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen, 43.000 stehen vor einer Hungersnot.“

Im Sudan kamen mindestens 18 der 19 getöteten humanitären Helfer:innen während des anhaltenden Konflikts ums Leben, der Mitte April eskalierte. Gleichzeitig sind mehr als 20 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen, darunter drei Millionen Kinder. „Humanitäre Expert:innen riskieren täglich ihr Leben, um den Menschen die dringend benötigte Hilfe zukommen zu lassen“, so David MacDonald, CARE-Länderdirektor im Sudan. „Die Angriffe auf humanitäres Personal und die Plünderung von Hilfsgütern müssen aufhören.“

Auch in Somalia, einem Land, das von Konflikten und der Klimakrise stark betroffen ist und dessen Bevölkerung mit Vertreibung und Hunger zu kämpfen hat, sind in diesem Jahr bereits vier humanitäre Helfer:innen ums Leben gekommen. Im Land sind mehr als acht Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Einheimische Nothelfer:innen besonders gefährdet

Nothelfer:innen sind nicht gleich gefährdet: Jahr für Jahr sind es vor allem die nationalen Mitarbeiter:innen von Hilfsorganisationen, die angegriffen werden. Zwischen 2016 und 2020 waren mehr als 85 Prozent der Opfer von schweren Angriffen (Todesfälle, Entführungen und Schwerverletzte) nationale Mitarbeiter:innen, 2023 sind 87 Prozent des getöteten Personals nationale humanitäre Helfer:innen.

#NoMatterWhat

Der Welttag der humanitären Hilfe wird am 19. August begangen. Das Datum erinnert an den Selbstmordanschlag auf das UN-Hauptquartier in Bagdad im Jahr 2003, bei dem 22 Mitarbeiter:innen von Hilfsorganisationen getötet und 150 verletzt wurden. #NoMatterWhat, das diesjährige Motto des Welttags der humanitären Hilfe, symbolisiert die Verpflichtung, allen Menschen in Not zu helfen – überall auf der Welt und trotz aller Widrigkeiten.

Hintergrund für Redaktionen: Die vorliegende Analyse basiert auf der Aidworker Security Database von Humanitarian Outcomes. Die Datenbank listet weltweit Sicherheitsvorfälle, bei denen Mitarbeiter:innen von Hilfsorganisationen vorsätzlich Ziel von Gewalttaten werden.

2023 gab es 185 schwere Attacken auf Nothelfer:innen, darunter 62 Todesfälle, 34 Entführungen und 89 Verwundete: die Mehrheit davon einheimisches Personal (Stand: 16. August).

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