Das Energiemanagement wurde seit Herbst 2020 in allen Bereichen des Fraunhofer ISE, von der Verwaltung bis in die wissenschaftlichen Bereiche, sukzessive eingeführt. Mit dem Beginn des Ukrainekriegs und der Energiekrise Anfang 2022 erhielt das Thema zusätzliche Relevanz. Als Institut mit dem Schwerpunkt in Technologien für saubere Energie ist die Energieeffizienz für das Fraunhofer ISE ohnehin eine Herzensangelegenheit: »Das Engagement der Kolleginnen und Kollegen ist sehr groß, und wir haben auch das entsprechende fachliche Know-How zu Gebäudetechnologien am Institut«, erklärt Siri Bucher, Projektleiterin und Energiemanagementbeauftragte.
Herausforderung: Komplexe Datenerfassung
Die zentrale Anforderung des Energiemanagements ist die kontinuierliche Reduktion aller Energieverbräuche, was Strom, Gas, Kälte und Wärme umfasst. Um Einsparpotenzial zu erkennen, müssen jedoch zunächst die Verbräuche erhoben werden, was sich als schwierig erwies: Das Institut verfügt über viele Gebäude, zum Teil in Fraunhofer-Besitz, zum Teil angemietet. Für manche Liegenschaften liegen die Zählerwerte im Minuten-Takt vor, bei anderen nur als jährliche Abrechnung. Auch kommen ständig neue Immobilien, Anlagen und Mitarbeitende hinzu. »Kein Jahr ist wie das andere, daher müssen wir Kennzahlen finden, die einen Vergleich möglich machen«, erklärt Siri Bucher.
Insgesamt fließen 4400 Datenpunkte ins Energiemanagementsystem ein, davon 1200 Datenpunkte aus 250 verbauten Zählern. Pro Datenpunkt werden bis zu 78 Metadaten erfasst. Zusätzlich zu den Daten aus den Zählern sind ausgewählte Datenpunkte aus der Gebäudeautomation und Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes eingebunden. Die erhobenen Daten werden in der Energiemonitoring-Software mondas® der Mondas GmbH – ein Spin-off von Fraunhofer ISE, PSE AG und Hochschule Biberach – verarbeitet. Für eine noch bessere Datenbasis plant das Institut die Installation von weiteren 150 Zählern.
Pilot in Fraunhofer-Klimastrategie
Die Fraunhofer-Gesellschaft hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden und Fraunhofer als Vorbild für Wissenschaft und Verwaltung zu etablieren. In diesem Rahmen engagiert sich das Fraunhofer ISE als Pilotinstitut in den Klimaschutzprojekten »Flächendeckende Einführung von Energiemanagementsystemen«, »Klimaneutrale Reinräume« und »Transformationskonzepte für Liegenschaften«.
Mit der erfolgreichen Zertifizierung nach DIN EN ISO 50001 hat das Fraunhofer ISE eine Vorlage erarbeitet, mit der die Zertifizierungsprozesse für die übrigen 75 Fraunhofer-Institute deutlich beschleunigt werden können. Im Projekt »Transformationskonzepte für Liegenschaften«, das einen Sanierungsfahrplan für alle Bestandsimmobilien der Fraunhofer-Gesellschaft beinhaltet, hat das Fraunhofer ISE einige Maßnahmen bereits erfolgreich umgesetzt. Ziel ist die Reduktion von CO2-Emissionen im Gebäudebetrieb. So fließt seit kurzem der Strom von Deutschlands erstem solar überdachten Radweg direkt ans Institut. Die etwa 300 Meter lange Anlage erzeugt etwa 280 Megawattstunden Strom im Jahr. Zudem plant das Fraunhofer ISE die Installation von weiteren eigenen Photovoltaik-Anlagen mit insgesamt 1MWp, die auch in der Energiemonitoring-Software erfasst und visualisiert werden.
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