Eine von Pro Natura in Auftrag gegebene GFS-Umfrage hat ergeben, dass das Bild, das sich die Schweizerinnen und Schweizer vom Zustand der Biodiversität machen, zu 50 Prozent positiv ist. Doch die Realität sieht ganz anders aus: In der Schweiz leidet die Biodiversität unter einer beispiellosen Krise, die verheerende Folgen erwarten lässt. «Wir haben diese Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung der Bevölkerung und der wissenschaftlichen Realität vor Ort schon 2022 festgestellt», erklärt Leo Richard, Projektleiter Kampagnen bei Pro Natura. «Wir hatten deshalb die Öffentlichkeitsarbeit intensiviert, und nun rufen die Ergebnisse der jüngsten Umfrage danach, dass wir unsere Bemühungen weiter verstärken.»
Sensibilisierung nötig
Das fehlende Bewusstsein verhindert, dass Massnahmen ergriffen werden, um das Verschwinden von Arten und natürlichen Lebensräumen einzudämmen. Erschwerend hinzu kommt die aktuelle politische Lage. «Die Häufung von Krisen – Klima, Krieg, Energieversorgung usw. – führt zu einer Art Konkurrenzsituation. Sie bewirkt, dass die Natur und ihr Schutz systematisch in den Hintergrund gedrängt werden, denn die Situation wird nicht als dringlich wahrgenommen», analysiert Ursula Schneider Schüttel, Präsidentin von Pro Natura und SP-Nationalrätin. Die Sensibilisierung der Bevölkerung ist ein wesentlicher Hebel, um das Parlament dazu zu bewegen, rasch Lösungen zu finden, die vor Ort in kürzester Zeit umsetzbar sind.
Aufruf an die Medien
Im Oktober bieten die nationalen Wahlen die Gelegenheit, die Biodiversitätskrise und ihre drohenden Folgen in einem Mass sichtbar zu machen, das dem Problem gerecht wird. In der Kampagnenphase vor den Wahlen intensiviert Pro Natura ihre Sensibilisierungsbemühungen und lanciert einen Aufruf an die Medien: «Wir rufen die Journalisten und Journalistinnen dazu auf, die Biodiversitätskrise konsequent in die Liste der Themen aufzunehmen, die in den Befragungen der Kandidierenden und in den Debatten behandelt werden. Die Erfahrung aus dem Umgang mit der Klimafrage lehrt uns, dass es der denkbar schlechteste Weg ist, ein Thema unsichtbar zu machen und sich nicht damit auseinanderzusetzen», sagt Leo Richard. «Das ohrenbetäubende Schweigen angesichts des Artensterbens darf nicht mit einem politischen Schweigen einhergehen», schliesst Ursula Schneider Schüttel.
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