Renommierte Expert:innen aus den Bereichen Medizin, Künstliche Intelligenz (KI), Digitalisierung, EduTech sowie Lehre und Forschung waren sich einig: KI muss schon heute in den regulären Lehrplan des Medizinstudiums integriert werden, um die Ärzt:innen von morgen bestmöglich auf ihren Beruf vorzubereiten. Der Mensch bleibt aber immer unersetzbar.

Am 05.09.2023 fand die vom Asklepios Campus Hamburg der Semmelweis Universität (ACH) veranstaltete Podiumsdiskussion zum Thema „Wie viel Künstliche Intelligenz (KI) im Medizin-Lehrplan? Positionen und Perspektiven zu KI im Medizinstudium“ hoch über Hamburgs Dächern in der Sturmfreien Bude statt. Auf Einladung von Gastgeber Dr. Thorsten Thiel, Geschäftsführer der Asklepios Medical School GmbH, diskutierten führende Expert:innen relevanter Fachgebiete vor einem interessierten Publikum ihre Erkenntnisse und Thesen zum Einfluss von KI auf die medizinische Bildung.

Mit der Frage, ob KI in zehn Jahren die Dozierenden in der Medizinlehre ersetze, startete Moderatorin Inga Bergen die Diskussion. Das Panel war sich schnell einig: Der Mensch an sich bleibt unersetzlich, weil nur er vermitteln kann, was Menschlichkeit in der Medizin und ganz generell überhaupt bedeutet. Aber Mensch und KI werden sich hoffentlich bestmöglich ergänzen. Damit das gelingt, muss die Medizin-Lehre der Zukunft jedoch dringend angepasst werden. Gemeinsam erarbeiteten die Podiumsteilnehmer:innen die hierfür nötigen Grundvoraussetzungen:

  • Eine am Menschen orientierte und erklärbare KI muss das Ziel jeder KI-Entwicklung sein. KI muss entmystifiziert und Ängste abgebaut werden.
  • Medizinische Fachkompetenz geht vor KI-Kompetenz. Nur gut ausgebildete Ärzt:innen können die Qualität der von KI genutzten Daten beurteilen.
  • Zur KI-Kompetenz gehört neben technischen Fähigkeiten auch die Fähigkeit, mit wechselnden Rahmenbedingungen und unvorhersehbaren Kontexten umzugehen und fundierte Entscheidungen zu treffen.
  • Durch innovative Methoden, eine andere Art der Didaktik und zeitgemäße Formate in der Bildung können diese Fähigkeiten erworben werden, die selbstgesteuertes, reflektiertes und praxisorientiertes Handeln stärken.
  • Die digital unterstützte Transformation von Lehrmethoden, -formaten und inhalten kann nur gemeinsam gelingen.

Panelist Prof. Dr.-Ing. Horst Karl Hahn, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medizin MEVIS und Professor an der Universität Bremen, erläuterte: „KI bietet einen Lösungsansatz für das Komplexitätsproblem in der Medizin. Bei KI in der Medizin geht es jedoch nicht darum, Ärzt:innen zu ersetzen. Sondern KI unterstützt die Menschen primär bei der Erkennung relevanter Muster in komplexen Daten und übernimmt die Teilautomatisierung langwieriger Prozesse. Die Qualität der Daten zu beurteilen und mit KI-Technologien richtig umzugehen, das müssen Medizinstudierende unbedingt vermittelt bekommen. Und das geht am besten durch menschliche Dozierende, die geübt sind im Umgang mit KI und auch die medizinische Seite tief verstanden haben.“

Prof. Dr. Martin C. Hirsch, Leiter des Instituts für Künstliche Intelligenz in der Medizin an der Philipps Universität Marburg und am Universitätsklinikum Marburg, gab zu bedenken: „Die Debatte um KI in der Medizin darf nicht nur eine technologische sein, sondern muss alle Facetten ärztlichen Handelns und des ärztlichen Selbstbildes einschließen – und bereits im Medizin-Lehrplan verankert werden. Denn letztendlich müssen die Ärzt:innen Behandlungsentscheidungen treffen und die Verantwortung für das Wohl der Patient:innen übernehmen.” Dieser Aspekt war auch Prof. Dr. Béla Merkely, Rektor der Semmelweis Universität in Budapest, besonders wichtig: „KI ist und bleibt ein Hilfsmittel, das zwar Studierende beim individuellen Lernen, forschende Mediziner:innen bei wissenschaftlichen Studien und Ärzt:innen bei der Administration und bei Diagnosen unterstützen kann. Aber intelligente Entscheidungen, die auf jahrelanger ärztlicher Tätigkeit und dem Umgang mit den Patient:innen beruhen, kann KI nicht treffen.“ Gemeinsam wurde die Notwendigkeit diskutiert, ethische Leitlinien und rechtliche Regularien für den verantwortungsvollen Umgang mit KI in der Medizin zu entwickeln – und diese dann auch im Medizinstudium verpflichtend zu lehren.

Einblicke in die konkrete Nutzung der neuen Technologien in der Aus- und Weiterbildung von (angehenden) Ärzt:innen sowie im Krankenhausalltag gab PD Dr. med. Sara Sheikhzadeh, Chief Medical Officer (CMO) der Asklepios Kliniken und Geschäftsführerin der Asklepios Medical School GmbH: „Bei Asklepios wollen wir die Möglichkeiten von KI zur Optimierung von Diagnose, Behandlung und Verwaltung weiter ausbauen. Dabei geht es nicht nur um die Entwicklung der technischen Infrastruktur. Wichtig ist uns auch die Befähigung der Anwender:innen: Wir bieten Ärzt:innen bei Asklepios sowie Studierenden am ACH regelmäßig Schulungs- und Fortbildungsangebote zur Nutzung innovativer Robotertechnik, Virtual Reality und Simulationen für verschiedene Diagnose- und Behandlungsszenarien und zum Trainieren praktischer Fähigkeiten (z. B. DaVinci, EyesiSurgical, VIREEDmed).“

Gastgeber Dr. phil. Thorsten Thiel, Geschäftsführer der den ACH betreibenden Asklepios Medical School GmbH, zeigte sich begeistert von der angeregten Diskussion und dankte den neun herausragenden Podiumsteilnehmer:innen sowie der kompetenten Moderatorin für die fundierten Gesprächsbeiträge. „Der intensive Austausch zwischen der medizinischen und technologischen Community ist die Grundvoraussetzung, um die bestmögliche Ausbildung für zukünftige Ärzt:innen sicherzustellen“, so Dr. Thiel. Direkt im Anschluss an die Podiumsdiskussion fand die gemeinsame „Zukunftswerkstatt KI und Medizin-Lehre“ statt – ein Workshop mit Beteiligung verschiedener Fachdisziplinen zur Vertiefung der diskutierten Themen und Ausarbeitung konkreter Lösungsansätze.

Podiumsteilnehmer:innen:

  • Jonah Grütters, Dualer Student Healthcare Management und Mitglied des Hashtag Gesundheit e.V.
  • Prof. Dr.-Ing. Horst Karl Hahn, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medizin MEVIS, Universität Bremen
  • Prof. Dr. Martin C. Hirsch, Leiter des Instituts für Künstliche Intelligenz in der Medizin, Philipps Universität Marburg und Universitätsklinikum Marburg
  • Prof. Dr. Béla Merkely, Rektor der Semmelweis Universität, Budapest
  • Amitis Pourian, Medizinstudentin am Asklepios Campus Hamburg
  • Andreas Kremer, Gründungspartner beim eLearning Start-up Medi Know und Assistenzarzt
  • Florian Rampelt, Geschäftsstellenleiter des KI Campus beim Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
  • PD Dr. med. Sara Sheikhzadeh, Chief Medical Officer (CMO) im Vorstand der Asklepios Kliniken und Geschäftsführerin der Asklepios Medical School GmbH
  • Nick Wiese, Gründer des Virtual Reality Education Start-ups VIREED.

Moderation:

  • Inga Bergen, u. a. Host des Podcasts „Visionäre der Gesundheit“ und Botschafterin für Innovation des Gesundheitsclusters Berlin-Brandenburg
  • Gastgeber: Dr. phil. Thorsten Thiel, Geschäftsführer der Asklepios Medical School GmbH, für den Asklepios Campus Hamburg der Semmelweis Universität (ACH)

Die Lebensläufe und Statements der Podiumsteilnehmer:innen sowie weiterführende Informationen zum Asklepios Campus Hamburg der Semmelweis Universität finden Sie als Download.

Über den Asklepios Campus Hamburg der Semmelweis Universität (ACH)

Der Asklepios Campus Hamburg der Semmelweis Universität (ACH) ist eine offiziell registrierte Auslandsniederlassung der Medizinischen Fakultät der Semmelweis Universität, Budapest. Seit seiner Gründung in 2008 gilt der ACH als erste transnationale Kooperation in der Mediziner:innenausbildung zwischen einer staatlichen Universität und einem führenden privaten Klinikbetreiber. Die Semmelweis Universität ist mit ihrer 250-jährigen Geschichte Ungarns älteste staatliche medizinische Universität und bildet seit 40 Jahren Medizinstudierende in deutscher Sprache aus. Asklepios ist mit rund 170 Gesundheitseinrichtungen und mehr als 3,5 Millionen behandelten Patient:innen jährlich einer der führenden privaten Gesundheitskonzerne in Deutschland.

Studierende können nach abgeschlossener Vorklinik und erfolgreicher Zulassung ab dem 5. Semester den klinischen Teil des Medizinstudiums am ACH absolvieren. Sie werden nach dem ungarischen Curriculum, das sich durch einen hohen Praxisbezug mit einem großen Anteil an Bedside-Teaching auszeichnet, ausgebildet. Die Praxiskurse erfolgen in Kleingruppen von maximal 4-8 Studierenden in einer der sieben Hamburger Asklepios Kliniken und werden größtenteils von Studienbeginn an von Chef- und Oberärzt:innen durchgeführt. Rund 500 Dozierende stehen maximal 250 Studierenden in vier Jahrgängen zur Verfügung. Persönliche Betreuung und Beratung vor, während und nach dem Studium sind durch ein engagiertes Verwaltungsteam am ACH garantiert. Studierende des ACH können frühzeitig an Forschung mitwirken, und zwar am Institut für klinische Forschung, Semmelweis Universität, Campus Hamburg (IKF). Das IKF ist eine gemeinnützige Tochtergesellschaft der Asklepios Medical School GmbH und zu 100 % durch Spenden und Forschungsstipendien finanziert.

Seit 2023 vergibt der ACH in Kooperation mit Asklepios jährlich bis zu fünf Asklepios Exzellenz Stipendien für motivierte, engagierte Studierende sowie in Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband bis zu zwei Spitzensportstipendien. In der ebenfalls in 2023 eingeführten ACH Prep School können Bewerber:innen fehlende zulassungsrelevanten Leistungen nachholen, um am ACH aufgenommen werden. Das Abschlussdiplom der Semmelweis Universität berechtigt zur unkomplizierten Beantragung der Approbation und Tätigkeit als Ärzt:in in Deutschland und Europa.

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