In der Begründung des Jurors/der Jurorin heißt es: „Das erst fünf Jahre alte Stück von Anna Ziegler wirft einen Blick auf zwei Generationen jüdisches Leben in New York. Und weitet in einer dritten Ebene den Blick in eine Wunschwelt, die die Generationen übersteigt. Das Kleine wird groß: die Flucht einer Mutter mit ihrem Baby aus der Welt des ultraorthodoxen Ehemanns, ein Bestsellerautor und seine frustrierte Frau heute – deren Ehe gerade in die Brüche geht. In diesem Spannungsfeld zwischen den Zeiten, die man zeitgleich auf der Bühne erlebt, in einem schneeweißen Projektionsraum entwirft Regisseur Elias Perrig ein tragikomisches Spiel der Hoffnungen und Wünsche. Mit einem hervorragenden Ensemble stellt er die Frage nach Selbstbestimmung und Glück. Der Mut, das Stück zu zeigen, die Leichtigkeit, mit der hier Schweres verhandelt wird, sind ein Glücksfall für eine private Bühne und unbedingt preiswürdig.“
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Der Barbara Kisseler Theaterpreis geht dieses Jahr an eine Produktion, die sich wichtiger aktueller Themen mit großem Engagement, hoher Kompetenz und viel Mut annimmt – all das hat auch Barbara Kisseler immer sehr geschätzt. Die ausgezeichnete Produktion kreist um zentrale Fragen nach dem richtigen Leben. So hat ‚The Wanderers‘ in der letzten Spielzeit die Hamburger Theaterlandschaft absolut bereichert und gezeigt, dass die Bühnen unserer Stadt immer wieder wichtige Kristallisationsorte der gesellschaftlichen Debatte sind. Mein Dank geht an den Juror oder die Jurorin, der oder die in der Spielzeit 2022/2023 die Theaterszene in Hamburg begleitet hat. Ebenso gilt mein Dank selbstverständlich auch der Unterstützung durch die Hermann Reemtsma Stiftung, die mit diesem besonderen Preis dazu beiträgt, das Andenken an Barbara Kisseler zu bewahren.“
Henrike Reemtsma: „Gratulation an das EDT mit der spannenden Produktion ‚The Wanderers‘. Ausgangspunkt sind zwei jüdische Paare in New York und ihr Ringen mit Tradition und Gegenwart. Dabei wird anhand der Einblicke in das Seelenleben des Protagonisten deutlich, wie schmerzhaft und gleichzeitig unausweichlich die Auseinandersetzung mit den eigenen Wurzeln ist. Eine tolle Inszenierung vom Aufeinandertreffen verschiedener Vorstellungen von Identität, Rollen, Religion, Individualität und Gemeinschaft. Das betrifft uns alle.“
Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wird im Andenken an die im Oktober 2016 verstorbene Kultursenatorin Prof. Barbara Kisseler jährlich verliehen und von der Hermann Reemtsma Stiftung unterstützt. Mit dem Theaterpreis wird die Bedeutung und Qualität insbesondere der Privattheater und der Freien Gruppen in Hamburg gewürdigt. Er ist zugleich Würdigung und Ansporn für all die Theater, die die vielfältige Hamburger Theaterlandschaft mit mutigen und begeisternden Stücken bereichern. Die Preisverleihung durch Senator Dr. Carsten Brosda findet am 12. November 2023 im Ernst-Deutsch-Theater statt.
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