Mit der gestern eröffneten Ausstellung "glauben und glauben lassen" lädt das Altonaer Museum vor dem besonderen Hintergrund der Altonaer Geschichte zur Diskussion über Bedeutung und Grenzen der im Alltag gelebten Glaubensfreiheit in einer vielfältigen und pluralen Stadtgesellschaft ein. Die bis zum 15. Juli 2024 zu erlebende Ausstellung spannt einen thematisch weiten Bogen vom ausgehenden 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart und dokumentiert Entwicklungen und Herausforderungen rund um ein viel diskutiertes Grundrecht.

jedem Menschen, die persönliche individuelle Glaubensüberzeugung in Form einer Religion oder Weltanschauung frei und öffentlich auszuüben. Trotzdem wirdüber die Glaubensfreiheit und ihre Grenzen in der Geschichte aber vor allem in unserer GegenwartGlaubensfreiheit hat in Altona seit 1601 Tradition. Die einst selbstständige Stadt Altona setzte schon Ende des 16. Jahrhunderts einen Kontrapunkt zum benachbarten Hamburg, das nur den lutherischen Glauben zuließ. Mennoniten, Reformierte, Juden und Katholiken erhielten bereits damals in Altona das Recht, ihren Glauben zu leben – auch wenn sie dieses immer wieder mit den Landesherren aushandeln mussten.

Anlass für diese Ausstellung ist neben der besonderen Geschichte Altonas vor allem die anhaltende Bedeutung des Themas für die Gegenwart. In pluralen Stadtgesellschaften werden Aspekte von Glaubensfreiheit fast täglich in den Medien diskutiert. Extreme Ereignisse wie der Anschlag auf die Synagoge in Halle/Saale 2019 während der Ausstellungsvorbereitung haben deutlich gemacht, wie umkämpft dieses Grundrecht ist. Dann schränkte der pandemiebedingte Lockdown das Grundrecht auf Glaubensfreiheit ein und religiöse Zusammenkünfte waren verboten. Auch diese Ausstellung musste kurz nach der Eröffnung im Herbst 2020 wegen der Corona-Pandemie geschlossen werden und konnte nur wenige Wochen besucht werden. Deshalb wird sie nun ein zweites Mal gezeigt.

Die heutige Hamburger Stadtgesellschaft ist zunehmend säkular, gleichzeitig aber religiös sehr vielfältig. Ab den 1950er Jahren wird diese Vielfalt in der Stadt mit Moscheen, orthodoxen Kirchen und buddhistischen Tempeln sichtbar.Bundesweit einzigartig ist der „Religionsunterricht für alle“, wie er an den Hamburger Schulen unterrichtet wird: Schülerinnen und Schüler verschiedener Glaubenszugehörigkeiten lernen hier gemeinsam unterschiedliche Religionen kennen. Der interreligiöse Dialog wird gerade in Hamburg besonders intensiv gepflegt, dennoch ist die im Alltag gelebte Glaubensfreiheit immer wieder ein Thema. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht deshalb die Frage nach der Rolle und nach den Herausforderungen von im gesellschaftlichen Miteinander gelebter Glaubensfreiheit. In über 50 Video-Interviews berichten Hamburgerinnen und Hamburger in der Ausstellung über ihren Glauben und die Bedeutung der Glaubensfreiheit in ihrem persönlichen Alltag.

Mit begleitenden Veranstaltungen und vielfältigen Bildungs- und Vermittlungsangeboten wie Vorträgen, Gesprächsabenden und Exkursionen an verschiedenen Orte des gelebten Glaubens lädt das Museum zu einer vertiefenden Auseinandersetzung mit dem Ausstellungsthema ein. Weitere Informationen dazu unter: www.shmh.de 

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Die Religionsfreiheit ist ein hohes Gut – und musste über die Jahrhunderte hart erkämpft werden. Sie ist nicht selbstverständlich und doch grundlegend für unser selbstbestimmtes und freies Leben. In diesem Kontext ist es ein großer Verdienst dieser Ausstellung, dass sie die Vielfalt der Religionen nicht nur historisch zurückverfolgt, sondern uns auch im gelebten Hier und Heute vorstellt. So kann ein Dialog entstehen, in dem wir gemeinsam Überzeugungen überdenken und miteinander die Herausforderungen unserer Zeit bewältigen.“

Prof. Dr. Hans-Jörg Czech, Vorstand der Stiftung Historische Museen Hamburg: „Museen, und vor allem historische, sind von je her Orte, in denen der Blick in die Vergangenheit auch einem verbesserten Verständnis der Gegenwart dienen kann. Deshalb ist es den Kuratorinnen und Kuratoren unserer Häuser besonders wichtig, bei den Themen ihrer Ausstellungen auf deren Relevanz für aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen zu achten. Mit der Wiederauflage der Ausstellung „glauben und glauben lassen“ ist dies erneut auf beispielhafte Weise gelungen, in dem die Frage nach dem Status sowie der Bedeutung der Glaubensfreiheit in Vergangenheit und Gegenwart in einer vielfältigen Stadtgesellschaft vor dem Hintergrund der besonderen Geschichte Altonas betrachtet wird.“

Prof. Dr. Anja Dauschek, Direktorin des Altonaer Museums: Als wir im Jahr 2019 die Ausstellung zur Rolle und Bedeutung der Glaubensfreiheit in der Geschichte Altonas und in der heutigen Hamburger Stadtgesellschaft entwickelt haben, konnte niemand aus dem kuratorischen Team ahnen, dass eine globale Pandemie den Besuch der Ausstellung nahezu unmöglich machen würde. In der Vorbereitung der Ausstellung hatten uns sehr viele Gemeinden und Einzelpersonen unterstützt und ohne sie wäre die Präsentation nicht zustande gekommen. Deshalb freue ich mich sehr, dass wir die Ausstellung nun ohne Einschränkung zeigen können. Besonders wichtig finde ich die Video-Interviews mit 56 Hamburgerinnen und Hamburgern, die über 20 Denominationen vertreten. In der Ausstellung sprechen sie in sehr persönlicher und offener Weise über die Bedeutung von Glaubensfreiheit heute, aber auch über die Grenzen, die sie erfahren. Die Ausstellung will zum Nachdenken und zur Diskussion über ein Grundrecht anregen – deshalb bieten wir auch ein umfangreiches Begleitprogramm für Schulen an.“

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