Dr. med. Ansgar Rieke, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Nephrologie und Infektiologie im Kemperhof, gab zu Beginn einen Überblick zu HIV, AIDS und Covid. Das Forum, welches bereits im 27. Jahr stattfindet, fokussiert sich seit Beginn der Pandemie außerdem auf die Coronavirus-Infektion. „Manch einer hatte das Gefühl, dass wir Infektionskrankheiten bis 2020 im Griff hatten. Wir erleben mit HIV und Covid jetzt ein Stück medizinische Menschheitsgeschichte. Das Coronavirus hat eine unheimliche Dynamik. Man kann nicht oft genug sagen: Impfungen schützen vor Hospitalisierungen und Tod. Impfung wirkt – und es ist ganz wichtig, das auszusprechen“, so Rieke. Die Inzidenzen steigen derzeit leicht an, die Hospitalisierungsrate sei jedoch gering. Das sei dem höheren Immunisierungsgrad durch bereits erfolgte Impfungen und Infektionen zu verdanken, so Rieke weiter. Neben einem aktuellen Einblick in die Evolution der antiviralen Substanzen stellte er den klassischen Verlauf einer Corona-Infektion dar und wies auf die Risikofaktoren für schwere Verläufe sowie auf die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) hin. Ein auf die neuen Varianten angepasster Impfstoff sei bestellt und stünde bereit. „Corona ist seit 2022 ambulant geworden und es steht eine Normalisierung von Corona als
‚normale Erkältung‘ an“, betont Rieke.
Im Anschluss widmete sich er sich dann HIV und AIDS. Auch wenn die Zahl der Neuinfektionen um 32 Prozent und die Zahl der Todesfälle um 50 Prozent zurückging, gelten HIV und AIDS weltweit weiterhin als medizinische Herausforderungen. „Entscheidend im Verlauf ist der Zeitpunkt der Behandlung: Je früher mit der antiretroviralen Therapie begonnen wird, desto geringer ist die Viruslast und damit das Risiko einer weiteren Übertragung. Die hohe Zahl an spät Diagnostizierten mache die Notwendigkeit einer klinisch orientierten Testung deutlich“, betont der Experte.
Prof. Dr. med. Clara Lehmann, Leiterin der Infektionsambulanz in der Uniklinik Köln, gab einen Einblick in die Symptome, Risikofaktoren und Diagnose des Post-Covid-Syndroms. „Zur multimodalen Therapie zählen unter anderem Physiotherapie, Atemtherapie, Hirnleistungstrainings, Logopädie, Neuropsychologische Therapie und Ergotherapie“, erläuterte Lehmann und forderte: „Postvirale Syndrome wurden bisher vernachlässigt. Ich hoffe, dass sich die Forschung in den kommenden Jahren für alle Infektionen, nicht nur Corona, verbessern wird. Maßnahmen – auch bei Long Covid – müssen sich an den strengen wissenschaftlichen Kriterien einer evidenzbasierten Medizin messen lassen“.
Über den neuesten Stand zu Virale Hepatitis, Hepatitis-B-, Hepatitis-C- und Hepatitis-D-Viren informierte Prof. Dr. med. Kilian Weigand, Chefarzt der Inneren Medizin, Gastroenterologie, Gastroenterologische Tumortherapie und Diabetologie im Kemperhof. „Mit dem gegenwärtigen Stand der Therapien werden wir das Ziel einer Beseitigung der viralen Hepatitiden bis 2030 nicht schaffen“, so seine Kritik. Die Fokussierung auf Covid habe auch zu steigenden Infektionszahlen geführt. „Wir müssen da besser werden“, fordert er. Neu ist die Behandlungsmöglichkeit bei Hepatitis D, eine aufwendige Therapie, die früher nicht zur Verfügung stand. „Was hat sich therapeutisch im letzten Jahr getan? Sonst nichts wirklich Neues. Bei keinem der Viren – und das ist nicht gut“, so Weigand.
PD Dr. med. Carolynn Schwarze-Zander, niedergelassene Infektiologin aus Bonn, bot einen Überblick zu den aktuellen STIKO-Empfehlungen und Wirksamkeitsanalysen bei Impfungen.
Neben der Grundimmunisierung, die von den niedergelassenen Kinderärzten geleistet wird, gibt es nur wenige Impfungen, zu denen im Erwachsenenalter geraten wird. Dazu gehören unter anderem die Varianten-adaptierten Covid-Impfstoffe, die Impfung gegen Affenpocken bei entsprechenden Risiken und die einen lebenslangen Schutz bietet, sowie die Pneumokokken-Impfung, die ab dem 60. Lebensjahr empfohlen wird. „Medizinisches Personal sollte sich zum Schutz der Patienten gegen Grippe und Covid impfen lassen“, so ihre Forderung.
Die Analogien der menschlichen Seuchengeschichte zeigte Prof. Dr. med. Karl-Heinz Leven, Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin an der Universität Erlangen, auf: „Bei Pest, Cholera, Spanischer Grippe, AIDS und Covid sind Bewältigungsversuche im Kontext Kultur, Wissenschaft und Politik einem Framing und Wahrnehmung in ihrer Zeit unterworfen. Die Spannung zwischen naturkundlicher Bewältigung, Empirie, Religion und Schuldzuweisungen sind über Jahrhunderte sehr vergleichbar und werfen ein anderes Licht auf die jüngsten Erfahrungen mit Covid“.
Über ein neues Konzept einer zeitgemäßen AIDS-Prävention für Schulen konnte Dr. Matthias Krell, Geschäftsführer der LZG, und Monika Kislik, Stellvertretende Referatsleitung AIDS-/STI-Prävention und Gesundheitsförderung, berichten. In fünf Kurzfilmen, die unter Beteiligung der Immunologischen Ambulanz des Kemperhof und deren Patienten entstanden sind, werden Inhalte zu sexuell übertragbaren Erkrankungen zeitgemäß mit Interviews von Betroffenen und Ärzten sehr lebensnah aufgearbeitet. „Wir hoffen, damit einen digitalen Baustein einer modernen AIDS-Prävention für den Unterricht liefern zu können“, so Krell. Die Videos sind aufrufbar unter: https://www.youtube.com/@lzg-rlp/videos.
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