Der Unionhilfswerk-Verbund hat die Charta der Vielfalt unterschrieben. Sie umzusetzen, hat zum Ziel, ein wertschätzendes Arbeitsumfeld für alle Mitarbeitenden zu schaffen – unabhängig von Alter, ethnischer Herkunft und Nationalität, Geschlecht und sexueller Identität, körperlichen und geistigen Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung, sexueller Orientierung und sozialer Herkunft. Andreas Sperlich, stellvertretender Stiftungsvorstand, und Geschäftsführerin Kathrin Weidemeier schildern im Interview, was Vielfalt für sie bedeutet und warum es wichtig ist, sie im Unionhilfswerk-Verbund zu fördern.

Das diesjährige Sommerfest des Unionhilfswerks stand im Zeichen der Vielfalt. Sie haben in diesem Rahmen die Charta der Vielfalt unterschrieben. Weshalb dort?

Kathrin Weidemeier: Auf dem Sommerfest erreichen wir viele Menschen durch eine direkte Ansprache. Das ist persönlicher als eine Information im Intranet, ein Blog-Beitrag oder eine E-Mail. Und es ergibt sich dann auch noch gleich die Möglichkeit, mit den Kolleg*innen oder uns vor Ort ins Gespräch zu gehen.

Andreas Sperlich: Das haben wir meines Erachtens auch erreicht. Wir haben in entspannter Atmosphäre das Gespräch eröffnet und werden weiterhin den Austausch mit den Mitarbeiter*innen suchen. Die auf dem Sommerfest ausgesprochene Einladung, das Gespräch fortzusetzen und zu vertiefen – gern gemeinsam mit der Geschäftsleitung – steht. Wir freuen uns über alle, die sie annehmen.

Was bedeutet für Sie die Charta der Vielfalt?

Kathrin Weidemeier: Die Charta der Vielfalt bedeutet für uns, zu guter Letzt die vielzähligen Dimensionen der Vielfalt zu leben. Das machen wir schon im Unternehmen. Wenn wir aber mal in unsere Einrichtungen und Projekte gucken, denke ich, dass da noch Luft nach oben ist. Daher gilt es Anreize zu schaffen, gemeinsam darüber nachzudenken, wie wir die Vielfalt mit ihren unterschiedlichen Dimensionen wie z.B. Alter, Geschlecht oder geschlechtliche Identität, körperliche oder geistige Fähigkeiten, Herkunft oder Religion usw. in unseren Einrichtungen manifestieren können.

Andreas Sperlich: Ich glaube, wir sind uns gar nicht bewusst, an welchen Stellen wir bereits ausgesprochen viel Vielfalt und an welchen Stellen wir vielleicht noch sehr wenig Vielfalt leben. Wenn wir uns das deutlich machen, dann können wir das auch bewusst beeinflussen und die Charta Schritt für Schritt umsetzen.

Es muss nach innen und außen deutlich werden, dass wir uns den Dingen, die in der Charta der Vielfalt festgehalten sind und die wir nun unterzeichnet haben, aktiv verbunden fühlen.

Kathrin Weidemeier: Letztendlich geht es jedoch nicht nur um unsere Mitarbeitenden. Wir haben tagtäglich einen Auftrag an Menschen zu leisten – an unsere Klient*innen, Bewohner*innen, Beschäftigten und Kinder. Auch diese bzw. den Umgang mit ihnen müssen wir in den Fokus nehmen, wenn wir Diversität leben und damit werben wollen.

Sie sprachen davon, dass es durchaus Nachholbedarf gibt. Wie wollen Sie die Charta der Vielfalt im Unionhilfswerk-Verbund umsetzen?

Andreas Sperlich: Die Charta der Vielfalt darf keine reine Marketingaktion werden. Es reicht nicht, dass wir sie unterschreiben und das dann in alle Welt verkünden, sondern wir müssen uns auch mit ihr auseinandersetzen und sie mit Leben füllen. Mit der entsprechenden Kommunikation, mit entsprechenden Fortbildungsmaßnahmen, mit entsprechenden Klausuren gilt es nun erst einmal, unsere Mitarbeiter*innen mitzunehmen. Ich glaube nämlich, dass die Charta der Vielfalt mit ihren unterschiedlichen Dimensionen und deren Bedeutung für einen Teil unserer Mitarbeitenden noch wenig greifbar ist.

Kathrin Weidemeier: Ja, Bewusstsein schaffen ist ein erster Schritt. Ich denke jedoch auch, dass zudem Hürden abgebaut werden müssen. Es wird bei den Mitarbeitenden bei dem einen oder anderen Thema Berührungsängste oder Befremdung geben. Hier gilt es, in den offenen Dialog zu gehen und auch, unterschiedliche Meinungen zuzulassen.

Andreas Sperlich: Das denke ich auch. Vielfalt hört sich so bunt, schön und positiv besetzt an, aber es gibt Ressentiments, es gibt Ängste, es gibt Bedenken. Die müssen wir ernst nehmen und können sie nicht einfach wegdiskutieren. Wir müssen den Mitarbeiter*innen, aber auch den Menschen, für die wir Wegbegleiter sind, das Gefühl geben, dass wir eine andere Meinung respektieren und uns damit auch ernsthaft auseinandersetzen. 

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