Seit 25 Jahren unterstützt die Handwerkskammer Potsdam in ihren Mitgliedsbetrieben, Auszubildenden betriebliche Lernaufenthalte im europäischen Ausland anzubieten. In dieser Zeit haben rund 600 junge Menschen ihren „Europass Mobilität“ von der Handwerkskammer Potsdam erhalten. Gleichzeitig haben Tausende von jungen Menschen aus dem Ausland wertvolle Erfahrungen in brandenburgischen Handwerksbetrieben gesammelt. Der „Europass Mobilität" bescheinigt den jungen Nachwuchsfachkräften die im Ausland erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten.

Im Rahmen einer Feierstunde im Plenarsaal des Landtages in Potsdam wurden heute 45 junge Frauen und Männer sowie ihre Ausbildungsbetriebe geehrt, die das berufliche Engagement ihrer Lehrlinge unterstützen und ihnen die Chance auf wertvolle europäische Erfahrungen bieten. Die „Europässe Mobilität“ überreichten die Vizepräsidentin der Handwerkskammer Potsdam, Dörte Thie, und Bettina Fortunato, Abgeordnete der Fraktion Die Linke und Vorsitzende des Ausschusses für Europaangelegenheiten.

Die jungen Nachwuchshandwerkerinnen und -handwerker, darunter angehende Konditoren, Karosseriebauer, Maurer, Tischler, Brauer, Mälzer, Straßenbauer, Zahntechniker oder Zimmerer, absolvierten im Jahr 2022 und 2023 ein mehrwöchiges berufliches Auslandspraktikum in Handwerksbetrieben in Spanien, Italien, Finnland, Malta, Portugal, Dänemark oder Irland. Während ihres Aufenthalts sammelten sie wertvolle Eindrücke und Erfahrungen, die nicht nur ihr eigenes zukünftiges Leben, sondern auch das ihrer Ausbildungsbetriebe bereichern werden.

Dörte Thie, Vizepräsidentin der Handwerkskammer Potsdam, betont die Motivation der Betriebe, dieses Angebot zu nutzen: „Das Stipendienprogramm Erasmus+ ist nicht nur ein Erfolgsmodell, sondern diese ‚Berufsbildung ohne Grenzen‘ ist für uns Handwerker eine hervorragende Möglichkeit, sich als attraktiver, innovativer Ausbildungsbetrieb zu präsentieren und junge Menschen in ihrer Ausbildung anzuspornen bzw. zu gewinnen. Dabei sollten wir uns gerade in diesen Tagen wieder an die europäische Idee erinnern, die diesen Austausch erst ermöglicht. 1950 skizzierte der damalige französische Außenminister Schuman eine neue Form der politischen Zusammenarbeit in Europa – eine Idee, eine Zusammenarbeit, die Kriege zwischen europäischen Nationen unvorstellbar machen sollte. Wir erfahren aktuell schmerzhaft, dass mitten in Europa wieder ein furchtbarer Krieg tobt. Die Ereignisse in der Ukraine und in Israel fordern uns alle einmal mehr, diese Idee des friedlichen Miteinanders in den Mittelpunkt zu stellen.“

Auch Tischlermeister Dirk Spatzier aus Bad Belzig nutzt das Angebot der Handwerkskammer Potsdam, einem Lehrling ein solches Auslandspraktikum zu ermöglichen. Er zeigt sich begeistert: „Wir unterbreiten unseren Auszubildenden dieses Angebot bereits seit vielen Jahren, nutzen es auch als attraktives Werkzeug zur Lehrlingsgewinnung und Fachkräftesicherung. Gerade kehrte ein Auszubildender von seinem dreiwöchigen Auslandspraktikum im spanischen Malaga zurück. Ich kenne die Erfahrungen des ‚Über-den-Tellerrand-Guckens‘, da ich Ende der Neunziger selbst auf Wanderschaft im Ausland war. Es ist eine Win-Win-Situation für alle: für den jungen Menschen, der sich nicht nur beruflich, sondern auch menschlich weiterentwickeln und seinen persönlichen Horizont erweitern konnte. Wir als Traditionsbetrieb profitieren genauso: Die jungen Leute sind nach ihrer Rückkehr menschlich gereifter, selbstständiger, selbstbewusster. Hinzu kommt, dass unser jetziger Azubi seine Begeisterung mit regelmäßigen Fotos im Firmenchat, seine Erfahrungen und Erlebnisse mit den Kolleginnen und Kollegen, teilte. Dies verdeutlicht, wie nützlich solche Auslandspraktika auch für das Team sind und die wertvolle Rolle, die sie bei der Entwicklung junger Fachkräfte spielen können.“

Jeanette Kuplin, Mobilitätsberaterin der Handwerkskammer Potsdam, die Handwerksbetriebe bei der Vorbereitung und Durchführung solcher Auslandspraktika betreut, motiviert die Ausbildungsbetriebe, dieses Instrument zu nutzen: „Der Erwerb von zusätzlichen Fachkenntnissen und Fremdsprachenkompetenzen sowie die Entwicklung interkultureller Fähigkeiten kommen sowohl den jungen Handwerkern als auch den Betrieben unmittelbar zugute. Dieses Praktikum trägt dazu bei, dass der Nachwuchs offener für verschiedene Arbeitsweisen wird und sich flexibler an veränderte Situationen anpassen kann. Wir unterstützen unsere Mitgliedsbetriebe bei der Antragstellung und Abwicklung, um sicherzustellen, dass der zeitliche Aufwand für die Bewerbung um Fördergelder kein Hindernis darstellt. Zudem organisieren wir den Austauschbetrieb, die Unterbringung und – falls erforderlich – die Vor-Ort-Betreuung.“

Hintergrund:

Mit Hilfe des Bundesprogrammes “Berufsbildung ohne Grenzen” (Förderung durch das BMWi) ist die Handwerkskammer Potsdam zusätzlich Träger des Projektes der “Mobilitätsberatung”. Diese Mobilitätsberatung steht den Auszubildenden und Betrieben zur Seite und organisiert den Gesamtablauf eines Auslandspraktikums in Zusammenarbeit mit den ausländischen Partnern, den Berufsschulen sowie den überbetrieblichen Lehrstätten.

Über Handwerkskammer Potsdam

Die Handwerkskammer (HWK) Potsdam ist eine als Körperschaft des öffentlichen Rechts organisierte Selbstverwaltungseinrichtung für die Landkreise Havelland, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Potsdam-Mittelmark, Prignitz, Teltow-Fläming und die kreisfreien Städte Potsdam und Brandenburg an der Havel. Sie ist die Interessenvertretung von über 17.400 Mitgliedsbetrieben und ihren mehr als 70.600 Beschäftigten in über 150 Gewerken.

Die HWK Potsdam setzt sich für die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Handwerksbranche ein, bündelt die Kräfte und Gemeinsamkeiten des Handwerks und bietet ihren Mitgliedsbetrieben zahlreiche Unterstützungen bei wirtschaftlichen und rechtlichen Fragen. Zu den Mitgliedsunternehmen gehören Handwerksbetriebe aller Branchen; vor allem aus dem Bau- und Ausbaugewerbe, Elektro und Metall, Holz, Bekleidung und Textil, Gesundheit, Reinigung sowie Nahrungsmittel.

Die HWK Potsdam bietet an ihrem Bildungs- und Innovationscampus Handwerk (BIH) Götz umfangreiche Angebote für die Weiterbildung im westbrandenburgischen Handwerk und führt in den dortigen Lehrwerkstätten auch die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung durch. Sie ist zuständig für Gesellen-, Meister- und Fortbildungsprüfungen im Handwerk.

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