Kennen Sie eigentlich das Motto der EU? „In Vielfalt geeint“, lautet die richtige Antwort. Das kam uns ehrlich gesagt in den Sinn, als wir uns mit den Wohnkostenbelastungsquoten in Europa beschäftigt haben.

In den europäischen Ballungszentren sind Wohnflächen ein knappes Gut – aus der Nachfrage- und Angebotsperspektive. Die Kombination aus knappem Angebot und hoher Nachfrage führte in den zurückliegenden Jahren zu einem beschleunigten Mietwachstum. Auch die gegenwärtigen volkswirtschaftlichen Turbulenzen und die veränderte Zinslandlandschaft sorgen für keine signifikante Veränderung der Wohnungsmiete, bei den Bestandspreisen lassen sich Wertanpassungen im einstelligen Prozentbereich messbar machen. Die Folge ist, dass für einen zunehmenden Anteil der Haushalte die (Miet-) Wohnung in einer europäischen Großstadt immer weniger innerhalb der finanziellen Möglichkeiten liegt. Getragen wird diese Entwicklung auch durch die hohen Inflationsraten, die im Jahr 2022 bis Q2/2023 in der europäischen Volkswirtschaft zu bilanzieren waren.

Sie ahnen es sicher schon: der direkte Vergleich der Löhne und Gehälter ist zunächst wenig aussagekräftig, deshalb haben wir uns eine indirekte Größe vorgenommen. Nach der Definition von Eurostat liegt eine Wohnkostenüberbelastungsquote vor, „wenn die Wohnkosten eines Haushaltes über 40 % des verfügbaren Haushaltseinkommen betragen“. Und hier lassen sich dann Vergleiche aufzeigen.

Wird der Anteil an europäischen Haushalten betrachtet, die über eine zu hohe Wohnkostenbelastungsquote verfügen wird deutlich, welche Heterogenität aktuell auf den europäischen Wohnimmobilienmietmärkten vorzufinden ist. So lag Anfang 2023 in der Eurozone der Anteil an Personen, die in einem Haushalt leben, bei dem die Wohnkosten über 40 % des verfügbaren Haushaltseinkommen betragen, bei 9,4 %.

Die Wohnkostenquote in ausgewählten Ländern:

–             Die Niederlande liegen mit einem Anteil von 21,7 % deutlich oberhalb des EU-Durchschnittes.

–             In Portugal (5,0%), Finnland (5,4%) und Polen (5,6%) sind die Werte dagegen am geringsten.

–            Auch Deutschland liegt mit einem Anteil von 11,8 % über dem Durchschnitt, Schweden (9,1%) leicht darunter.

Liegt die Lösung in einer Angebotsausweitung, Deurbanisierung oder Flächenreduktion?

Als effektives Instrument zur Senkung der Wohnkostenbelastungsquote ist es quantitativ und politisch durchsetzbar lediglich die Erweiterung des Angebotes zu nennen. Jedoch führt derzeit vor allem das Zinsniveau in Europa zu einer Zurückhaltung der Investoren im Bereich Immobilieninvestitionen. Eine deutliche Entspannung der Situation auf dem europäischen Mietmarkt für Wohnflächen, aufgrund einer Erweiterung des Angebotes, ist daher in nächster Zeit nicht zu erwarten. Bis dahin bleiben nur die Alternativen „Einschränkungen in Konsum & Fläche“ oder – relativ unrealistisch – der Wegzug in Regionen mit einem entspannteren Wohnungsmarkt.

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