Nach einer vor Spannung kaum zu ertragenden Partie ziehen die Füchse Berlin ins Finale des IHF Super Globe ein. Mit 35:34 nach Verlängerung (16:16;29:29) besiegte der Hauptstadtklub den FC Barcelona und spielt morgen um den Vereinsweltmeistertitel. Mathias Gidsel war erneut bester Werfer der Berliner (10), bei denen in der Schlussphase auch Torhüter Lasse Ludwig groß auftrumpfte.

Die Füchse konnten im Duell mit dem mehrfachen Champions League-Sieger in der ersten Halbzeit die Unsicherheiten der Vorrunde abschalten. Jerry Tollbring eröffnete für die Füchse mit dem 1:0 (1.), nachdem Mathias Gidsel den Ball klaute. Zuvor scheiterte Lasse Andersson mit seinem ersten Versuch gegen seinen ehemaligen Verein an Torwart Emil Nielsen. Der Däne im Tor der Katalanen konnte sich mehrfach gegen die Berliner auszeichnen und entschied das Positionsduell klar für sich. Doch die Mannschaft von Trainer Jaron Siewert kam über die aggressive Deckung immer wieder zu einfachen Ballgewinnen und konnte diese Dank des schnellen Umschaltspiels in Tore umwandeln. Mitte der ersten Hälfte waren es schon sieben gegenüber einem von Barcelona. Hauptakteure der Berliner waren das skandinavische Trio um Gidsel, Andersson und Linksaußen Tollbring. Allesamt mit fünf Toren im ersten Durchgang. Tollbring erhöhte auf 9:6 (11.) und die Füchse waren erstmals drei Tore vorne. Bis auf vier Treffer wuchs der Vorsprung an, doch der spanische Meister konnte innerhalb von vier Minuten wieder ausgleichen. Es blieb das enge Spiel, keine der Mannschaften setzte sich bis zur Pause entscheidend ab. So ging es mit einem 16:16 Unentschieden in die Kabinen. Kurz vorher musste Mijajlo Marsenic bereits zum zweiten Mal für zwei Minuten auf der Bank Platznehmen und war so für die zweite Hälfte gehandicaped.

Die Spannung sollte keinesfalls weniger werden im zweiten Durchgang, im Gegenteil. Zum ersten Mal ging Barcelona in diesem Spiel in Führung, die bis zur 49. Minute Bestand hatte. Dann konnte Mathias Gidsel zum 25:25 ausgleichen, zuvor setzte sich Matthes Langhoff zweimal gewaltig durch und brach so auch den Bann der einseitigen Torschützen auf Berliner Seite. Denn bis dorthin hatten nur Gidsel, Lindberg, Andersson und Tollbring getroffen. Am Ende waren es noch Lichtlein und eben angesprochener Matthes Langhoff. Er war es auch, der zehn Minuten später den erneuten Ausgleich erzielte. Dieses Mal zum 29:29. Jetzt wurde es kurios. 12 Sekunden vor Schluss traf Barcelonas Dika Mem beim Stand von 29:29 unter drohendem Zeitspiel die Latte und Jaron Siewert nahm die Auszeit. Der Buzzer wurde betätigt, wohl noch bevor der Ballbesitz gewechselt hatte. So entschieden die Offiziellen nach Videobeweis und mehreren Minuten Diskussion auf Siebenmeter für Barcelona und Zeitstrafe Füchse. Für die letzten Minuten war Lasse Ludwig ins Tor der Berliner gekommen, der bis dorthin schon zwei Würfe entschärfen konnte. Und das Duell sollte an den U21-Weltmeister gehen. Er parierte den Strafwurf von Hampus Wanne und das Halbfinale ging in die Verlängerung.

Barcelona hatte zu Beginn Ballbesitz und Überzahl, beides nutzen die Katalanen aus und gingen mit 31:30 aus eigener Sicht aus den ersten fünf Minuten der Verlängerung heraus. Nun starteten die Füchse mit Ballbesitz nach dem Seitenwechsel und glichen durch Nils Lichtlein aus (31:31/66.). Die erste Führung besorgte dann Jerry Tollbring in der 68. Minute. Jetzt waren die Füchse in Überzahl und netzten zweimal ins verwaiste Tor. Mit 35:34 ging es in die letzte Spielminute, Barcelona im Angriff. Die Deckung der Füchse hielt Stand, kein Durchkommen für den FCB. Bis zum direkten Freiwurf kämpften die Berliner in der Abwehr und auch diesen konnte Dika Mem nach Ablauf der Zeit nur noch in die Mauer werfen. Es folgte ekstatischer Jubel. Sensationell kämpfen sich die Füchse Berlin mit 35:34 (16:16;29:29) nach Verlängerung zum insgesamt fünften Mal ins Finale des Super Globes und spielen dort morgen Abend (18:15 Uhr) gegen den Gewinner des Duells zwischen Kielce und Magdeburg.

FC Barcelona – Füchse Berlin 34:35 n.V. (16:16;29:29)

Barcelona: Nielsen (14 Paraden, 32%), Valera 2, Carlsbogard 1, Mem 4, Bengochea 1, Wanne 5/3, Janc 1, N`Guessan 6, Gomez 1, So Santos 1, Richardson 2, Frade 6, Jelicic 2, Moreno 2

Berlin: Ludwig (4 Paraden, 1 Siebenmeter, 36%), Milosavljev (7 Paraden, 21%), Tollbring 6, Andersson 5, Lichtlein 2, Lindberg 8/3, Gidsel 10, Langhoff 4

Trainer Jaron Siewert: „Ich muss meiner Mannschaft ein riesiges Lob aussprechen, wie sie hier heute gekämpft hat. Wir kommen gut ins Spiel, dann bleibt es aber dauerhaft eng. Am Ende rettet uns Lasse Ludwig mit der Parade in die Verlängerung. Dann haben wir nie aufgehört zu kämpfen. Ich bin mega stolz auf mein Team, jetzt gilt es gut zu regenerieren nach 70 extrem harten Minuten für das große Finale.“

Nils Lichtlein: „Wir kommen wirklich gut ins Spiel, werden dann leider mit ein paar Zeitstrafen belegt, die Barcelona gut nutzt. Dann wird es einfach ein Kampf, haben am Ende der regulären Spielzeit ein paar unglückliche Situationen. Wir können uns zum Glück in die Verlängerung retten mit der Siebenmeter-Parade von Lasse Ludwig. Und dann war es eine unglaubliche Leistung der kompletten Mannschaft mit einem super Teamgeist. Wir sind extrem happy, dass wir das Halbfinale gewonnen haben.“

Geschäftsführer Bob Hanning: „Mir fehlen die Worte, ich bin total geflashed. Lasse Ludwig hält den Siebenmeter kurz vor Schluss. Ein unbändiger Wille aller Spieler, immer wieder wegzukommen, das waren ganz große Comeback-Qualitäten. Kein anderer Verein der Welt könnte so viele Ausfälle auf diesem Niveau ersetzen. Jetzt freue ich mich auf das morgige Finale.“

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