Wie aktuelle Berechnungen zu den Produktionskosten und Erzeugerpreisen im Biosektor zeigen, erhielten ErzeugerInnen in Deutschland für das Wirtschaftsjahr 2022/23 im Schnitt 60,36 ct/kg erzeugter Biomilch. Die berechneten Kosten unter Voraussetzung einer fairen Vergütung betrugen jedoch 68,95 ct/kg. Damit fehlten den ErzeugerInnen ganze 12 Prozent zur Kostendeckung.

Im betrachteten Wirtschaftsjahr erzielten die Biomilch-ErzeugerInnen Einnahmen von im Durchschnitt 71,63  ct/kg, davon 60,36 ct/kg über den Milchpreis und 11,27 ct/kg über die Beihilfen. Da die Kosten für die Betriebsmittel und den allgemeinen Betriebsaufwand nach dem Abzug der Rindererlöse 55,92 ct/kg ausmachten, lagen ihre realen Einkünfte lediglich bei  15,71 ct/kg Biomilch. Das sind nicht mehr als 65 % des Einkommens, das laut Einkommensansatz nach Tarifstandards angemessen wäre. Dieser angemessene Einkommensansatz wurde auf Basis eines durchschnittlichen Stundenlohns von rund 25 Euro (inkl. Arbeitgeberanteile) berechnet. Das Prädikat sozial und wirtschaftlich nachhaltig kann der Biomilchproduktion gemäß dieser Fakten auch im Jahr 2022/23 nicht zugeordnet werden.

Die Ergebnisse zu den Milcherzeugungskosten im deutschen Biomilchsektor stammen vom Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) und werden jährlich aktualisiert.

Bio-Milch-Marker-Index (Bio-MMI)

Der Bio-Milch-Marker-Index (Bio-MMI) zeigt die Entwicklung der Milcherzeugungskosten im Biobereich auf. Für das Wirtschaftsjahr 2022/23 hat der Bio-MMI einen Wert von 103, d. h. die Produktionskosten für deutsche BiomilcherzeugerInnen sind 3 % höher als  im Basisjahr 2015 (2015 = 100). Im Vergleich dazu lag der MMI für Biomilch im Wirtschaftsjahr 2016/17 bei 94 Punkten, was bedeutet, dass die Kosten seitdem um 9 Indexpunkte gestiegen sind.

Preis-Kosten-Ratio (Unterdeckung)
Die Preis-Kosten-Ratio verdeutlicht, inwieweit die gezahlten Erzeugerpreise die Milchproduktionskosten auf biologischen Milchviehbetrieben decken. Für das Wirtschaftsjahr 2022/23 haben die ErzeugerInnen nur 88 % ihrer Produktionskosten über den Milchpreis erwirtschaftet; die Unterdeckung der Kosten betrug somit 12 %.

Studie zu den Produktionskosten acht wichtiger Milcherzeugungsländer

Nicht nur für die ökologischen, sondern auch für den Durchschnitt aller Milchviehbetriebe werden regelmäßig Kostenberechnungen durchgeführt. Auch dort wird deutlich, dass MilcherzeugerInnen keine kostendeckenden Milchpreise erhalten. Die Berechnungen der Milchproduktionskosten für Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Litauen, Luxemburg und die Niederlande für das Jahr 2019 finden Sie hier sowie eine Aktualisierung für das Jahr 2021 mit einer Aussicht für das erste Quartal 2022 hier und die Aktualisierung für Deutschland, Dänemark, Belgien, Litauen und Luxemburg für 2022 hier.

Kosten der Milchproduktion chronisch unterdeckt – was schafft Abhilfe?

Das European Milk Board (EMB) schlägt die gesetzliche Verankerung eines Kriseninstruments vor, um der chronischen Unterdeckung entgegenzuwirken. Das Marktverantwortungsprogramm (MVP) beobachtet und reagiert auf Marktsignale beispielsweise durch eine temporäre Anpassung der Produktion in Krisenzeiten.Sehen Sie hier eine kurze Beschreibung des Marktverantwortungsprogramms des EMB.

Über European Milk Board

Das European Milk Board (EMB), der Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) und die MEG Milch Board haben das Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) beauftragt, die Erzeugungskosten für Biomilch zu untersuchen und jährlich zu aktualisieren. Diese Analysen stellen eine wichtige Ergänzung zu dem seit 2013 erscheinenden Milch-Marker-Index (MMI) und den vom EMB herausgegebenen Gutachten zu den allgemeinen Milcherzeugungskosten in verschiedenen EU-Mitgliedstaaten dar.

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