Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW hofft, dass mit dem „Solarpaket I“ der Bundesregierung landesweit endlich mehr solare Freiflächenanlagen entstehen.

Anlässlich der heutigen Sachverständigen-Anhörung im Bundestagsausschuss für Klimaschutz und Energie zum „Solarpaket I“ begrüßt der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) viele Maßnahmen des im Sommer vorgelegten Gesetzesentwurfs. „Der geplante, überfällige Abbau von Barrieren beim Zugang zu Photovoltaik-Standorten, beim Netzanschluss oder bei der Solarförderung wie beispielsweise beim Mieterstrom sind unverzichtbar, ansonsten würde die Bundesregierung ihre eigenen Ziele beim Solarausbau bis Ende dieser Dekade verfehlen“, kommentiert LEE NRW-Geschäftsführer Christian Mildenberger die vorgesehen Verbesserungen. Bis Ende dieser Dekade soll hierzulande eine Solarleistung von 215.000 Megawatt in Betrieb sein, was eine Verdreifachung zum Status quo bedeutet.

Nach den jüngsten Zahlen aus dem Marktstammdatenregister rechnen Branchenexperten für dieses Jahr mit einer neu installierten Solarleistung zwischen 12.000 und 13.000 Megawatt bundesweit, was in etwa ein Plus von gut 75 % im Vergleich zum Vorjahr bedeutet (Ausbau: 7.460 MW). Noch besser sieht die Situation in NRW aus: Zum 31. Oktober umfasste der gegenüber der Bundesnetzagentur gemeldete Ausbau gut 1.800 MW, was bis zum Jahreswechsel auf eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr hoffen lässt (NRW-Solarausbau 2022: rd. 950 MW).

„Es ist schön zu sehen, dass in NRW Solar zunehmend das neue Normal wird“, sagt Mildenberger, „einziger Wertmutstropfen: Der Solarausbau konzentriert sich weitestgehend auf Privat- und Gewerbedächer, das große Potenzial von Freiflächenanlagen wird kaum genutzt.“ Nach LEE NRW-Berechnungen umfasst der Anteil von Freiflächenanlagen an der landesweit vorhandenen Solarleistung derzeit lediglich 4,58 Prozent. Bei den Neuinstallationen seit Jahresbeginn liegt die Quote mit 3,44 Prozent noch niedriger. „Da hat das Land dringenden Nachholbedarf“, betont Geschäftsführer Mildenberger, „nicht nur die Genehmigungsverfahren müssen vereinfacht werden, wir brauchen im neuen Landesentwicklungsplan und den aktuell in Aufstellung befindlichen Regionalplänen die entsprechenden Flächen für diese größeren Solarprojekte.“ Geht es nach der Bundesregierung, sollen künftig 50 Prozent der Photovoltaikleistung auf Freiflächen errichtet werden.

Nicht nur bei den Freiflächenanlagen sieht das „Solarpaket I“ der Bundesregierung Verbesserungen vor, sondern auch bei „Sonderanwendungen“ wie Agri-, Floating-, Moor-, Parkplatz-PV. Für solche Projekte soll es künftig ein Extra-Segment bei den Ausschreibungen mit einem eigenen Höchstwert geben, um so die konstruktionsbedingten Mehrkosten dieser PV-Systeme zu kompensieren. „Das ist der richtige Schritt in die richtige Richtung“, sagt LEE NRW-Geschäftsführer Mildenberger, „auch bei diesen innovativen Solaranwendungen gibt es in NRW Nachholbedarf.“

Dabei hat Nordrhein-Westfalen bei einigen dieser Sonderanwendungen durchaus bundesweit beachtete Akzente gesetzt. So ging beispielsweise im vergangenen Frühjahr auf einem Abraumsee im Haltern die mit einer Leistung von 3,1 MW bundesweit leistungsstärkste Floating-PV-Anlage in Betrieb. Diese Spitzenposition hat in diesem Jahr die Holemans-Gruppe mit ihrem schwimmenden 5,6-MW-Solarpark auf einem Kiessee in Wesel übernommen. Das mittelständische Unternehmen aus Rees am Niederrhein hat insgesamt vier Floating-Vorhaben in Planung, mit denen künftig der Stromeigenverbrauch zu etwa 60 Prozent gedeckt werden soll.

Damit es zum Aufschwung für Floating-PV in NRW kommt, muss die Landesregierung sich gegenüber der Bundesregierung für Verbesserungen im Wasserhaushaltsgesetz (WHG) einsetzen. Paragraf 36 Absatz 3 des WHG sieht nämlich vor, dass es bei schwimmenden Solarparks einen Mindestabstand von 40 Metern zum Ufer geben muss und die Gewässeroberfläche nur maximal bis 15 Prozent mit Modulen belegt werden kann – Hemmnisse, die die Wirtschaftlichkeit vieler Projekte massiv reduzieren.

Über den Landesverband Erneuerbare Energien NRW e.V.

Als Dachverband der Erneuerbare-Energien-Branche in Nordrhein-Westfalen bündelt der LEE NRW die Interessen aus allen Bereichen der Energiewende. Zum Verband zählen mittelständische Unternehmen, Verbände und Bürger. Das gemeinsame Ziel: 100% Erneuerbare Energien bis 2045 – in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr. Dafür engagieren sich auch fünf LEE-Regionalverbände als kompetente Ansprechpartner vor Ort. Denn im Energieland Nr. 1 ist die Branche wichtiger Arbeitgeber für 46.000 Beschäftigte, die 2017 ein Umsatzvolumen von 10 Mrd. Euro erwirtschafteten.

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