Seit mittlerweile 15 Jahren arbeiten die Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM) an einer vielfältigen und diskriminierungskritischen Medienlandschaft und haben viel erreicht: Deutsche Redaktionen sind heute diverser aufgestellt als noch vor 15 Jahren. Das Mentoring-Programm der NdM hat über 300 jungen Menschen mit internationaler Geschichte den Weg in den Journalismus geebnet. Wie dünn die Vielfalt in den Chefredaktionen wird, haben wir 2020 mit den ersten Diversity-Zahlen zur Medienlandschaft aufgezeigt. Die Wortwahl in der Berichterstattung ist teils diskriminierungssensibler geworden, unser Glossar mit Formulierungshilfen, das in der 11. Auflage erscheint, wird genutzt. Um auch Neuankommende zu informieren, bieten wir im Projekt Handbook Germany : Together Informations- und Vernetzungsplattformen in mittlerweile neun Sprachen. Und mit unserem Diversity-Guide haben wir unser geballtes Wissen zu Mediendiversität an Redaktionen weitergegeben.
Darauf ausruhen können wir uns nicht, denn die Mediendiskurse werden aktuell auch von Menschenfeindlichkeit bestimmt. Rechtsextreme, antisemitische, rassistische, queer- und transfeindliche Aussagen erhalten immer mehr Aufmerksamkeit, Antidemokrat*innen werden zu Interviews eingeladen, das Selbstverständnis als Migrationsgesellschaft und grundlegende Menschenrechte werden in Talkshows öffentlich in Frage gestellt.
Wir müssen also weitermachen und formulieren zum Jubiläum fünf Geburtstagswünsche an die deutsche Medienlandschaft:
- Gerade in Zeiten von Spaltung sollte Journalismus Empathie fördern statt Hass. Statt rechtsradikalen Parteien und rechtspopulistischen Thesen massig Schlagzeilen und Sendeplätze zu widmen, müssen mehr Betroffene rechter, antisemitischer, rassistischer und queerfeindlicher Gewalt zu Wort kommen.
- Wir brauchen klare menschenrechtsbasierte Haltungen in Redaktionen statt Slogans für Vielfalt. In Zeiten des Rechtsrucks braucht es Journalismus, der sich seine demokratische Verantwortung bewusst macht.
- Die deutsche Medienlandschaft benötigt echte Repräsentanz und Perspektivenvielfalt, damit sich alle Mitglieder unserer pluralistischen Gesellschaft in der Berichterstattung wiederfinden, informiert sind und sich nicht abwenden. Journalismus muss für alle da sein, sonst verliert er an Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Dazu gehört auch, jüdische und BIPoC-Kolleg*innen vor rechten, rassistischen oder antisemitischen Kampagnen zu schützen.
- Anstatt unzählige Meinungen braucht der Mediendiskurs vor allem gute Recherchen und Analysen, die sich auf Expertise stützen. Journalismus muss informieren, nicht polarisieren.
- In Zeiten von Kriegen braucht es auch Strategien gegen Hass im Netz und Aufklärung zu Desinformationen, am besten mehrsprachig. Denn guter Journalismus bedeutet, Alternativen zu radikalisierenden Social-Media-Debatten zu bieten, anstatt sie zu reproduzieren.
Die Neuen deutschen Medienmacher*innen werden sich auch zukünftig dafür einsetzen, dass der Journalismus vielfältiger und damit auch demokratischer wird und laden Redaktionen dazu ein, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Es gibt viel zu tun.
Die Neuen deutschen Medienmacher*innen sind ein ehrenamtlicher Verein, der sich für mehr Vielfalt im Journalismus stark macht. Als bundesweite NGO von Journalist*innen mit und ohne Einwanderungsgeschichte setzen wir uns für diskriminierungskritische Berichterstattung, divers besetzte Redaktionen und gegen Hass im Netz ein.
Mehr unter: neuemedienmacher.de.
Neue Deutsche Medienmacher e.V.
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Telefon: +49 (30) 26947230
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