Das BVF Symposium ist auch im Jahr 2023 wieder seinem Ruf gerecht geworden, topaktuelle Themen zu besetzen und neue Blickwinkel und Lösungsansätze zu bieten. Neben fachlich hochkarätigen Vorträgen und der Verleihung der BVF Awards an innovative und zukunftsweisende Projekte und Produkte gab es erstmalig humoristische Zusammenfassungen, die Themen des Symposiums mit einem Augenzwinkern und ungewohnten Betrachtungsweisen aufgriffen. Und mit über 100 Teilnehmenden ist das Symposium des Bundesverbands Flächenheizungen und Flächenkühlungen e.V. wieder auf vor Corona-Niveau angekommen.

Es hat sich auch 2023 wieder gezeigt, dass das BVF Symposium der Branchentreff im Bereich Flächenheizung und Flächenkühlung ist. Den Auftakt machte auch in diesem Jahr ein entspanntes Get together. Nach einer kurzen Begrüßung im DORINT Hotel und einem Spaziergang durch die Erfurter Altstadt wurde im Restaurant Pier 37 das Netzwerken groß geschrieben.

Am 23. November wurde dann das BVF Symposium vom Vorstandsvorsitzenden Ulrich Stahl eröffnet. Er begrüßte die Teilnehmenden und fasst zusammen ‚das letzte Jahr war nicht so einfach‘. Geschäftsführer Axel Grimm übernimmt und macht mit Blick auf das breit aufgestellte Tagungsprogramm neugierig.

Den Auftakt übernimmt Prof. Dr.-Ing. Bert Oschatz vom ITG Dresden. Als leitender Mitarbeiter in verschiedenen Normungsgremien und Gutachter für Bundesministerien rund um die Wärmewende nimmt er die Anwesenden zu einem Deep dive in das GEG 2024 mit. Erfreut stellt er fest, dass die Aufmerksamkeit für die Wärmeübergabe und -erzeugung noch nie so hoch wie aktuell war, dass dies aber auch in Hinsicht auf die Stagnation bei der Einsparung von Treibhausgasen und dem damit verbundenen Verfehlen der Klimaziele dringend notwendig ist. Er zeigt auf, dass der zentrale Satz ‚Zum 1.1.2024 muss jede neu eingebaute Heizung auf Basis von 65% EE betrieben werden‘ weitreichende Konsequenzen für viele Bereiche in sich birgt, insbesondere in der Kombination mit dem Ziel, dass ab 2045 nur noch erneuerbare Energien eingesetzt werden dürfen. Das bedeutet, dass ¾ aller Wärmeerzeuger bis dahin erneuert werden müssen. Ein immenser Markt, bei dem die Auswahl von Wärmeerzeuger und Wärmeübergabe wesentlichen Einfluss auf die CO2-Bilanz eines Gebäudes, aber in Summe auch des ganzen Landes hat. Mit Bedauern stellt er fest, dass oftmals im Neubau nur die Mindeststandards angestrebt und somit teilweise ‚nur‘ Heizkörper eingebaut werden. Damit verzichtet man für lange Zeit auf die optimalen Arbeitszahlen bei Wärmepumpen, obwohl im Neubau die Baukosten der Flächenheizung auf dem Niveau der Kosten von Heizkörpern liegen. Die Möglichkeit der wassergeführten Flächenheizung im Sommer zu kühlen, dürfe hier zusätzlich nicht außer Acht gelassen werden. Der Kühlbedarf in den nächsten Jahrzehnten wird ja weiter steigen. Im hocheffizienten Neubau sowie in der umfassenden energetischen Sanierung für Einfamilienhausbesitzer ist die elektrische Flächenheizung eine weitere gute Möglichkeit und im GEG fest verankert.

Er plädiert dafür, gerade auch für die Sanierung, einfache Deckensysteme für den Heiz- und Kühlfall zu entwickeln ‚denn hier besteht ein enormes Potential‘.

Weiter geht es mit dem BVF All Electric House. Axel Grimm vom BVF eV und Michael Muerköster von Danfoss/DEVI stellen ein Konzept für die strombasierte Wärmeerzeugung und -übergabe vor, dass die Bereiche Erzeugung, Speicherung und Verbrauch abdeckt.

Hinweis: Siehe Schaubild All Electric House

Anhand von 6 realisierten Häusern in Clarholz stellte Michael Muerköster beispielhaft vor, wie das technische Konzept aus Niedrigenergiehaus mit elektrischer Flächenheizung und PV sowohl den Bauherren als auch die Bewohner überzeugt. Hohe thermische Behaglichkeit lässt sich hier mit moderaten Investitionskosten, Wartungsfreiheit und überschaubaren Betriebskosten verbinden.

Auch die Kombination von Wärmepumpe und Flächenheizung ist im Konzept des All Electric House abgedeckt. Während im Neubau diese Kombination den größten Marktanteil hat, werden in der Modernisierung oft noch Heizkörper eingesetzt und damit werden höhere Systemtemperaturen und Stromkosten in Kauf genommen. Axel Grimm plädierte dafür, auch in der Sanierung die Effizienzpotentiale zu nutzen und den Einsatz von Flächenheizungen dem Bauherren anzubieten. Der BVF steht hierzu mit seinem flaechenheizungsfinder.de bereit, um für jedes Projekt eine gute Lösung anbieten zu können. Flächenheizung und Wärmepumpe sind das Traumpaar, also „Augen auf bei der Partnerwahl“, so sein Fazit.

Die Verleihung der BVF Awards zeigt im Anschluss innovative und zukunftsweisende Produkte und Projekte. Die Gewinner in diesem Jahr sind:

Gewinner des BVF Awards in der Kategorie Innovation ist die Innogration GmbH mit ihrem Projekt GVI-Wand im Projekt InnoLiving. Dabei handelt es sich um ein energieautarkes Gebäude in Modulbauweise mit Wärmegewinnung, Wärmespeicherung und Wärmeverteilung über die Gebäudebauteile (Wand, Boden und Decke). Gleichzeitig zeigt es die Nutzung verschiedenster Einsatzmöglichkeiten der Flächenheizung und Flächenkühlung in einem realen Gebäude auf.

Gewinner des BVF Awards in der Kategorie Projekt des Jahres ist die Schlüter-Systems KG mit der energetischen Modernisierung des Messeturms Frankfurt. Insbesondere stand hier die Koordination aller am Gewerk Beteiligten mit den nötigen Anpassungen der festgeschriebenen Normen und Standards für ein Sanierungsvorhaben dieser Größenordnung im Fokus. Darüber hinaus wurden folgende Aspekte positiv bewertet: die Einbindung eines schnell reagierenden Flächenheizungs- und Kühlsystems mit geringer, aber flexibler Aufbauhöhe, die Optimierung des Aufbaus hinsichtlich unterschiedlicher bodenmechanischer Lastabtragungssysteme (Hohlraumboden, Beton) für den öffentlichen Bereich, die Optimierung möglichst fugenfreier Gestaltung des Estrichsystems im Zusammenspiel mit unterschiedlichen Oberbodenbelägen sowie die Bauzeitoptimierung.

Gewinner des BVF Awards in der Kategorie Produkt Heiz- und Kühldeckensystem sind die Schmöle GmbH in Zusammenarbeit mit wg plan GmbH & Co. KG und Fural – Systeme in Metall GmbH mit dem Produkt Alpha WLT®. Das neuartige Akustikleitprofil ist ein eigens entwickeltes Profil, das durch seine Sonderperforation und seine Dreidimensionalität die thermische Leistung der Metalldecke erhält und zusätzlich sehr gute Akustikwerte generiert. Auch der nachhaltige Umgang mit Aluminium ist ein wichtiger Punkt in der Entwicklung des Alpha WLTs®. So wird die besondere Form nicht durch eine Steigerung des Materialeinsatzes erreicht, sondern durch die einzigartige Gestaltung des Profils mittels hochgestellter Rippen ohne Verschnitt.

Gewinner des BVF Awards in der Kategorie Produkt Fußbodenheizung ist die Lindner GFT GmbH mit dem Produkt NORIT-TE 20 Therm GF. Das Trockenbau-Fußbodenheizungssystem mit einer Aufbauhöhe von nur 23 mm und einem niedrigen Materialeinsatz für Neubau und Modernisierung ermöglicht eine CO² arme Bauweise. Das Flächenheizsystem kann mit einer Aufbauhöhe von nur 23 mm direkt auf ebener Rohdecke verlegt werden und ist somit bestens geeignet bei der Sanierung, wenn keine Raumhöhe zur Verfügung steht. Im Fertigbau sowie Modulbau kann das System auch direkt auf ebener Holzverschalung verbaut werden und ermöglicht den schnellen Baufortschritt.

Nach der Mittagspause zeigt Prof. Dipl. Ing. Werner Schenk von der Hochschule München auf, welche Potentiale die Wärmepumpe in Verbindung mit Flächenheizung und -kühlung aufweist. Zunächst stellt er heraus, dass jedes Kelvin mehr an Vorlauftemperatur zu 3,5% mehr Stromverbrauch führt. Das bedeutet, dass im Vergleich zu einer Vorlauftemperatur von 35°, wie bei der Flächenheizung üblich, ein Heizkörper mit einer Vorlauftemperatur von 55° zu 70% höherem Stromverbrauch führt! Die optimale Kombination von Wärmepumpen mit Flächenheizungen zeigte Prof. Schenk an 6 realisierten Projekten auf. Hier zeigten sich in der Praxis Jahresarbeitszahlen von bis zu 106 im Kühlfall, aus einem Teil Strom wurden also 106 Teile Kälte. Im Heizfall kamen die vorgestellten Praxisbeispiele auf Jahresarbeitszahlen von 4,5 (inkl. Warmwasser) bis zu 6,8 (nur Heizung). Auch die notwendige Speicherung der Energie im Gebäude ist durch die bauteilintegrierte Bauweise möglich und damit steht auch der langlebigste und kostengünstigste Speicher am Markt zur Verfügung.

In der folgenden offenen Podiumsdiskussion der Prof. Schenk und Oschatz mit den Teilnehmern wurde auch die Nachhaltigkeit der Systeme benannt. Ein Aspekt, den der BVF eV mit seinem neu gegründeten Arbeitskreis Nachhaltigkeit verstärkt mit auf seine Agenda nimmt, denn nach der Bauphase ist ja auch die langjährige Betriebsphase für die Emissionen eines Gebäudes entscheidend.

Ulrich Stahl fasst zum Abschied die Mahnungen von Prof. Oschatz und Prof. Schenk der Notwendigkeit die Klimaziele zu erreichen zusammen: ‚Es gibt einen Weg, wir müssen es nur wollen!‘  Hierfür gilt es, die besten am Markt befindlichen Technologien zu nutzen und diese auch in der energetischen Sanierung einzusetzen. Er ruft alle Handelnden, die mit dem Thema Bauen beschäftigt sind auf, das Thema Nachhaltigkeit und Wärmewende gemeinsam anzugehen, denn #wirsindready.

Über Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e.V. (BVF)

Der BVF wurde 1971 gegründet und ist ein Zusammenschluss von über 60 gleichberechtigten Unternehmen aus Heizungsindustrie, Regelungstechnik, Handel und Montage. Die Schwerpunktthemen sind Heizen und Kühlen über Fußboden, Wand und Decke. Dabei werden hydraulische und elektrische Systeme abgedeckt.

Der BVF ist anhörungsberechtigter Bundesverband und vertritt die Interessen im technischen bzw. anwendungstechnischen Bereich der Branche bei Bundesministerien, Verbänden, Handwerksorganisationen und in der Normung. Er betreibt umfangreiche herstellerneutrale Facharbeit und hat ein weitreichendes Netzwerk im Gesamtmarkt Heizung, Trockenbau, Estrich, Energiesparen und energetische Modernisierung.

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