Die Zerstörung des brasilianischen Cerrado schreitet immer schneller voran. Neue vom brasilianischen Umweltministerium (Ministério do Meio Ambiente e Mudança do Clima) veröffentlichte Daten zeigen, dass das Biotop zwischen August 2022 und Juli 2023 11.011,7 Quadratkilometer einheimische Vegetation verloren hat. Das entspricht rund der Hälfte der Fläche Mecklenburg-Vorpommerns und markiert die größte Entwaldung seit 2016. Besonders im Grenzgebiet zwischen landwirtschaftlicher Nutzfläche und intakter Natur nahmen die Zerstörungen zu. Die größten Verluste vermeldete der Bundesstaat Maranhão mit 2.929 Quadratkilometern, der höchste Zuwachs an Entwaldung wurde in Bahia mit 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet.

„Die Kettensägen wandern weiter. Während im Amazonasgebiet die Schutzmaßnahmen greifen und wir einen Rückgang der Entwaldung beobachten, zeigen die Daten für den Cerrado in die entgegengesetzte Richtung“, sagt Roberto Maldonado, Fachbereichsleiter Lateinamerika beim WWF Deutschland. „Der Cerrado gilt als Savanne mit der größten biologischen Vielfalt, ist aber auch eines der am stärksten bedrohten Gebiete. Die immer schnellere Verwüstung wird schon mittelfristig alarmierende Auswirkungen auch auf die Landwirtschaft und die Wasserversorgung der Menschen haben. Gleichzeitig ist ein Ende der Entwaldung auch für den Klimaschutz von herausragender Bedeutung: Genau wie der Amazonas ist der Cerrado ein großer Kohlenstoffspeicher, dessen Verlust unsere Chancen auf das Erreichen des Pariser Abkommens stark gefährdet.“

Im Cerrado hat sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche nach Angaben von MapBiomas in den letzten 36 Jahren nahezu verfünffacht, auf mittlerweile rund 230.000 Quadratkilometer. Das entspricht der Größe Großbritanniens. Auf dieser Fläche findet heute fast die Hälfte der nationalen Produktion von Soja und Zuckerrohr sowie ein Großteil der Baumwolle statt. Die Bedeutung des Bioms geht aber weit über die Produktion von Agrarrohstoffen hinaus: Der Cerrado speist acht der zwölf wichtigsten Wassereinzugsgebiete Brasiliens und bewässert 40 Prozent der Landesfläche. Seine Zerstörung bedroht mittelfristig so auch die Energie- und Nahrungsmittelversorgung des südamerikanischen Staates.

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