Die literarische Vorlage für Claude Debussys »Trois Chansons de Bilitis« lieferte ein enger Freund des Komponisten: Der Schriftsteller Pierre Louÿs publizierte 1894 eine Gedichtsammlung, die er als Werk einer Frau namens Bilitis aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. ausgab. Ob Debussy wusste, dass es sich dabei um eine spektakuläre Literaturfälschung handelte, ist nicht bekannt. In der Komposition griff er den antikisierenden Gestus auf und wob modale Skalen in seine impressionistische Tonsprache.
Alma Mahler stand als Musikerin stets im Schatten ihres berühmten Ehemannes, der sie vor die Entscheidung zwischen der Ehe mit ihm und ihren Kompositionsambitionen stellte. Im Geist des Fin de Siècle vertonte sie mit vier der fünf Lieder Texte zeitgenössischer Lyriker wie Richard Dehmel und Rainer Maria Rilke. Die effektvolle, farbige Klavierbegleitung zeugt davon, dass die Komponistin selbst eine hervorragende Pianistin und mit dem Instrument sehr vertraut war.
Als maßgeblicher Vertreter der spanischen Musik um die Jahrhundertwende, gelang es Enrique Granados aus der vielfältigen Folklore Spaniens eine Nationalmusik im Sinne des späten 19. Jahrhunderts zu entwickeln. Als Teil der von Francisco de Goyas Werk inspirierten Liedersammlung »12 Tonadillas en estilo antiguo« portraitieren die drei Klavierlieder »La maja dolorosa« eine junge Frau, die um ihren verstorbenen Geliebten trauert und schöner gemeinsamer Zeiten gedenkt.
Mit »Camille Claudel: Into the Fire« setzt sich Jake Heggie, einer der wichtigsten zeitgenössischen Opernkomponisten, mit der Bildhauerin Camille Claudel – Schülerin und Geliebte von Auguste Rodin – auseinander, deren Werk erst postum auf Anerkennung traf. Als Inspiration für den Liederzyklus, der sich dem letzten Tag der Künstlerin vor der Einweisung in die Psychiatrie widmet, diente Heggie das Streichquartett in g-Moll von Debussy, der selbst eng mit Claudel befreundet war. Die Gesangspartie komponierte Heggie für Joyce DiDonato, die den Zyklus 2012 in San Francisco uraufführte.
LIEDERABEND JOYCE DIDONATO
Freitag, 8. Dezember 19.00 Uhr | Staatsoper Unter den Linden
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