Nachhaltige Textilproduktion auf Basis von fädigen Süßwasseralgen: Mit seinem bereits vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungs-projekt „AlgaTex“ hat Leon Blanckart von der Hochschule Niederrhein das städtische Stipendium „Startup.Starterkit.MG“ für Textiltechnik gewonnen. Das bedeutet für ihn kostenfreie Arbeitsplätze, Unterstützung in Sachen Miete – aber vor allem jede Menge inhaltliche Hilfe durch zahlreiche Partner für die Dauer eines ganzen Jahre

Ein auf individuelle Bedürfnisse zugeschnittenes Unterstützungspaket – so ist das Stipendium „Startup.Starterkit.MG“ konzipiert, mit dem die Stadt Mönchengladbach, die WFMG – Wirtschaftsförderung Mönchengladbach GmbH, die Marketing Gesellschaft Mönchengladbach mbH (MGMG), die Gründungsinitiative nextMG e.V. und weitere Partner ausgesuchten Startups einen entscheidenden Entwicklungsschub ermöglichen wollen. Bei Leon Blanckart, der ab sofort der neue Stipendiat für Textiltechnik ist, kann das Konzept vollständig greifen: Noch ist der 27-Jährige zwar mit Projektpartnern, aber ohne potenzielle Mitgründer unterwegs. Der Absolvent im Master „Textile Produkte“ der Hochschule Niederrhein wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt, doch es wurde bisher noch nicht scharf herausgearbeitet, welches konkrete, vermarktbare Produkt am Ende der Entwicklung stehen könnte. Und sein Vorhaben „AlgaTex“ ist derzeit noch forschungsintensiv, während die tatsächliche Gründung eines Startups und der Aufbau der dafür benötigten Kompetenzen noch ein wenig Zeit benötigen. Alles Schritte, die im Laufe des geförderten Jahres nun mit externer Unterstützung angegangen werden können.

Blanckarts Ansatz: Er möchte zeigen, dass Textilproduktion auch ganz anders gehen kann. Er möchte weg von Kunststofffasern, die im Verdacht stehen, Mikroplastik ins Meer zu spülen, und von Baumwolle, die zu viel Wasser verbraucht und für deren Anbau in Monokulturen enorme Mengen an Pestiziden und Dünger eingesetzt werden. „So kam ich auf Algen als alternativen Faserrohstoff“, sagt der 27-Jährige, der sich in seiner Bachelorarbeit erstmals mit dem Thema beschäftigte, ob man Textilien in Zukunft aus aquatischer Biomasse herstellen könnte, und für die er gleich drei bedeutende Preise erhielt. „Auf der wissenschaftlichen Seite des Projekts sehe ich mich dementsprechend gut aufgestellt“, sagt der Mönchengladbacher, der an der Hochschule mit einer vom BMBF geförderten Teilzeitstelle an AlgaTex arbeitet. „Durch das neue Stipendium erhoffe ich mir einen Schub in Sachen Mitgründer-Suche, ich freue mich aber zum Beispiel auch auf das Mentoring durch die Experten von nextMG und die Erfahrungen und das Knowhow in Sachen Gründungsprozess, die dahinterstehen.“ Potenzielle Mitgründer müssen also nicht zwingend vom textilen oder biologischen Fach sein – sollten sich aber für das Vorhaben und den nachhaltigen Ansatz dahinter begeistern können und idealerweise Kenntnisse in Bereichen wie BWL oder Marketing mitbringen.

Mit dem „Startup.Starterkit.MG“ soll nicht zuletzt diese Suche nun vereinfacht werden, denn selbstverständlich gelten etwa die kostenfrei zur Verfügung gestellten Arbeitsplätze auch für die noch zu findenden Mitgründer. „Wir halten auf unserer ‚Gründungswiese‘, dem neuen Startup-Space bei der MGMG an der Steinmetzstraße, einen Teilbereich für das spätere Startup-Team vor“, sagt Friedhelm Lange, gemeinsamer Geschäftsführer von MGMG und WFMG. Ebenso das Mentoring durch nextMG. „Erste Treffen mit unserem Gründungsvorstand Maximilian Reisch und mir als Vorsitzendem fanden bereits statt. Wir freuen uns sehr, unsere Expertise und unser Netzwerk mit einbringen zu können, um AlgaTex hoffentlich über die nächste Entwicklungsschwelle zu verhelfen“, sagt Sebastian Leppert von nextMG. Die Stadtsparkasse stellt kostenfreie Girokonten „S-Starthilfe“ bereit sowie bei Bedarf weitere kostenfreie Zusatzleistungen wie Business-Cards, Banking-Software oder einen Businessplan-Checkup. Vom Gladbacher Hockey- und Tennisclub e.V. (GHTC) gibt es kostenfreie Gratis-Jahresmitgliedschaften, die WFMG stellt ihr Netzwerk zur Verfügung und baut Brücken in Unternehmen, die als Sparrings- oder Kooperationspartner infrage kommen könnten. Für Leon Blanckart gibt es außerdem Unterstützung in Sachen Miete.

Ermöglicht wird das Stipendium – neben dem Zusammenwirken der verschiedenen Partner – nicht zuletzt durch finanzielle Unterstützung der Stadt Mönchengladbach. „Wir haben gerade in den vergangenen Monaten noch einmal eindrücklich vor Augen geführt bekommen, welche immensen Potenziale für Gründung, Innovationsentwicklung und somit die zukunftsfähige Transformation des Wirtschaftsstandorts der Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik der Hochschule Niederrhein aufweist“, sagt Oberbürgermeister Felix Heinrichs. Ein gutes Beispiel dafür sei das Startup Octo, das für die Idee eines wasserabweisenden Garns jüngst eine Bundesförderung von 1,84 Millionen Euro einwarb und zuletzt im November die „TexTech Start-up Night“ während der Gründungswoche Niederrhein gewann. „Dieser bemerkenswerte Talente- und Innovationspool kristallisiert sich im Gründungsbereich immer mehr als echtes Mönchengladbacher Alleinstellungsmerkmal heraus“, so Heinrichs weiter. „Wir möchten mit dem Stipendium dazu beitragen, Talente wie Leon Blanckart zu fördern, sie über ihre Zeit an der Hochschule hinaus in der Stadt zu halten und die Erfolgswahrscheinlichkeit ihrer Vorhaben ein Stückweit zu erhöhen.“

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