Erstmals organisiert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) bei einem Weltklimagipfel gemeinsam mit der Michael Succow Stiftung, Partner im Greifswald Moor Centrum, und Wetlands International eine offizielle Begleitveranstaltung. Dieses sogenannte „Official Side Event“ findet am 8. Dezember auf der 28. Weltklimakonferenz (COP) in Dubai statt. Im Mittelpunkt steht der Moorschutz – ein Thema, das auch die Arbeit der DBU-Tochtergesellschaft DBU Naturerbe prägt.  

Bei der COP 28 vom 30. November bis zum 12. Dezember geht es um die erste globale Bestandsaufnahme beim Klimaschutz. Die Herausforderungen im Kampf gegen die Klimakrise sind weiterhin enorm – auch wenn sich seit den Beschlüssen der Pariser Weltklimakonferenz 2015 etwas getan hat: Damals war die Welt noch auf dem Pfad zu vier Grad Erwärmung. Mittlerweile liegt dieser Wert bei eher 2,5 bis drei Grad. „Die Erfolge reichen immer noch nicht, wenn wir das Paris-Ziel von maximal 1,5 Grad-Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter schaffen wollen“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. „Wir brauchen umfassende innovative Lösungsansätze. Das Wiedervernässen von Mooren gehört dazu.“ Das weltweite Umsteuern im Sinne des Klimaschutzes sei noch träge wie ein großer Tanker, aber es gebe Lichtblicke. Die Zivilgesellschaft könne Wege für ein entschlossenes Handeln aufzeigen.

Neben den Verhandlungen sind die Weltklimakonferenzen auch Treffpunkt der globalen Umweltszene. Zum Fachprogramm der Klimarahmenkonvention (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC) gehören auch die „Official Side Events“. Neben dem DBU-Generalsekretär sind Dr. Franziska Tanneberger, Direktorin des Greifswald Moor Centrums (GMC), und Expertinnen und Experten der Vereinten Nationen sowie von den Delegationen aus Indonesien, Peru und Uganda bei der Moorschutz-Veranstaltung vertreten. Das Ziel: Potenziale aufzeigen, um naturbasierte Lösungen im Sinne des Klimaschutzes auszuweiten. Die Michael Succow Stiftung ist gemeinsam mit der Universität Greifswald und DUENE e.V. Partner im Greifwald Moor Centrum.

Rund 95 Prozent der deutschen Moore wurden entwässert, um sie nutzbar zu machen. Sie emittieren jährlich sieben Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen Deutschlands – etwa so viel wie der hierzulande startende Flugverkehr. Moorlandschaften machen lediglich drei Prozent der globalen Landoberfläche aus, dennoch speichern sie rund 30 Prozent des terrestrischen Kohlenstoffs – doppelt so viel wie die Biomasse aller Wälder zusammengenommen. „Die Wiedervernässung ist wichtig, um die Klimaschutzziele zu erreichen“, so Bonde. Nasse Moore dienen zudem als Lebensraum für hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten. Auf vielen Torfböden seien aber beispielsweise Wälder oder Äcker entstanden – ein Umsteuern ist also nicht ganz einfach. „Um die Moor-Wiedervernässung voranzubringen, ist die Zusammenarbeit mit Land- und Forstwirtschaft unerlässlich. Die Uhr tickt, wir brauchen mehr Tempo“, sagt Tanneberger. Ein Hemmschuh: Moorwiedervernässungen selbst in Naturschutzgebieten erfordern oft hohen Planungsaufwand und langwierige Genehmigungsverfahren. Bonde: „Solche Hürden begegnen uns auch auf den eigenen DBU-Naturerbeflächen. Da muss man hartnäckig bleiben.“ Das DBU Naturerbe habe aktuell etwa auf ehemals militärisch genutzten Flächen im Gelbensander Forst bei Rostock, im Daubaner Wald im Landkreis Görlitz und in Weißhaus im Landkreis Elbe-Elster Wiedervernässungen umgesetzt, indem unter anderem Entwässerungsgräben verschlossen wurden.

Möglich ist die klimaschützende und biodiversitätsfördernde Umnutzung der Moore mithilfe der sogenannten „Paludikultur“. Der Träger des Deutschen Umweltpreises der DBU im Jahr 2021 und Stiftungsrat der Succow Stiftung, Prof. Dr. Dr. Hans Joosten vom GMC, prägte diesen Begriff. Er erforschte viele Jahre die nasse Land- und Forstwirtschaft. Die Idee: Landwirte nutzen Schilf, Rohrkolben oder Torfmoos – ohne Moore zu entwässern. Die geernteten Rohrkolben eigneten sich beispielsweise vorzüglich als Dämmmaterial. Bundesweit gibt es schon viele Praxisbeispiele. Und seit diesem Jahr sind Paludikulturen auch in der EU-Agrarpolitik förderfähig. Bundesumwelt- und Bundeslandwirtschaftsministerium fördern über zehn Jahre insgesamt acht umfangreiche Modellprojekte in den moorreichen Bundesländern. Die DBU fördert aktuell ein Vorhaben im bulgarischen Nessebar, bei dem Schwarzmeerhäuser mit Rohrkolben-Platten gedämmt werden.

Beim „Side Event“ auf der COP 28 werden die Organisationen auch eine Initiative von Umweltstiftung Michael Otto, Michael Succow Stiftung und Greifswald Moor Centrum vorstellen: „toMOORow“ zur Wiedervernässung von Mooren. Diese Initiative baut Wertschöpfungsketten für Paludikultur-Produkte von der Nachfrageseite her auf. Derzeit formiert sich eine bundesweite Nachfrage-Allianz aus Unternehmen unter anderem aus der Baubranche, der Papier- und Verpackungsbranche sowie dem Einzelhandel, um über die Aktivierung von Marktkräften und gemeinsam mit Flächeneigentümern und Bewirtschaftern die Wiedervernässung der Moore voranzutreiben.

Das „Official Side Event“ wird am 8. Dezember per Livestream von 12 bis 13.30 Uhr deutscher Zeit übertragen unter https://www.dbu.de/@COP28.

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