Die geplante Legalisierung von Cannabis im nächsten Jahr dürfte zu mehr Verkehrsunfällen in Deutschland führen. Denn nach Einschätzung des Suchtmediziners Maurice Cabanis, Ärztlicher Direktor der Klinik für Suchtmedizin und Abhängiges Verhalten des Klinikums Stuttgart, hat Cannabis im Blut deutlich negative Auswirkungen auf das Fahrverhalten. „Die Reaktionsgeschwindigkeit im Straßenverkehr ist unter der Wirkung von THC deutlich eingeschränkt, die Konzentrationsfähigkeit ist vermindert, die Fokussierung verändert sich“, sagt Cabanis, 1. Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin, im Gespräch mit auto motor und sport. „Bei häufigem und sehr hohem Konsum kann es auch dazu führen, dass sich die Hirnstrukturen verändern oder, was von den Betroffenen häufig als sehr negativ empfunden wird, dass die Emotionen ganz verschwinden und man gar nicht mehr so richtig mitschwingt, weder positiv noch negativ.“

Außerdem gebe es mit Cannabis Wahrnehmungsstörungen und eine stärkere Ablenkung. So könnten „Ängste, Panik und sogar Verfolgungsüberzeugungen oder auch Stimmenhören auftreten. Das kann aber natürlich im Straßenverkehr sehr riskant sein und kann in der Folge zu Schwierigkeiten führen.“

Der Mediziner verweist auf Erfahrungen in Kanada mit der Legalisierung von Cannabis. In der Region Ontario stieg die Zahl der Unfälle unter Beteiligung von Autofahrern unter Cannabis-Einfluss um rund 50 Prozent. „Es ist so, dass sich etwa 7500 Unfälle in Ontario unter Alkoholeinfluss ereignet haben und dann etwa 450 Unfälle, die aufgrund von Cannabis-Konsum passiert sind. Vorher waren das jedoch weniger als 300 Unfälle gewesen.“

Redakteur: Andrea Weiler, Carina Belluomo

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