In Sachen Weihnachten sind sie vom Fach und haben einen guten Draht "nach oben". Wie es dem Schöpfer gerade so geht, was das schlechte Image der Kirche für sie bedeutet, ob sie manchmal hinschmeißen möchten und warum wir am Ende des Jahres alle glauben, lieben und hoffen sollten, verraten Dr. Robert Nandkisore, Leiter der Klinikseelsorge und Pfarrer im Rheingau, und Benediktiner-Bruder Stephan Oppermann im tiefgründigen Interview der neuen Folge des Kloster-Eberbach-Podcasts "Heiliger Bimbam!"

"Der Schöpfer ist gut drauf, sonst würde er den Laden auf Erden nicht weiterlaufen lassen. Und er traut uns trotz allem viel zu", ist sich Dr. Robert Nandkisore sicher.

Als Sohn einer deutschen Mutter und eines indischen Vaters wurde er 1965 in Frankfurt geboren. Hier und später in Rom studierte er Theologie, wo er 1991 auch zum Priester geweiht wurde. Es folgten die Promotion (Titel "Hoffnung auf Erlösung"), eine Zeit als Kaplan, Lehrer und Klinik-Seelsorger in Frankfurt. Heute ist er Leiter der Seelsorge in zwei Kliniken im Rheingau und seit 2016 Pfarrer der Pfarrei St. Peter und Paul in Eltville, außerdem unterrichtet er Priester in Indien, die nach Deutschland kommen wollen.

"Wir können in den jetzigen Momenten die Nähe Gottes am besten spüren", bestätigt Bruder Stephan Oppermann. "Aufgrund der Krisen in der Welt und der Kälte im Miteinander um uns herum."

Der 41-jährige Bruder Stephan Oppermann kommt aus dem rheinland-pfälzischen Boppard. Er lernte die über 900 Jahre alte Benediktinerabtei Maria Laach erstmals kennen, als er dort eine Lehre in der Gärtnerei machte. Einige Jahre später kehrte er seinem weltlichen Leben den Rücken und trat dem Orden bei. Bruder Stephan ist studierter Bildhauer, Künstler und verantwortet die berühmte Keramikmanufaktur des Klosters in der Vulkaneifel.

Um den Zustand "ihrer" Kirche machen sich beide intensiv Gedanken.

"Dass sie in einem solchen Bild gerade erscheint, schmerzt, macht aber gleichzeitig auch demütig, um was es geht", so Dr. Robert Nandkisore. "Es braucht christliche Persönlichkeiten – die Kirche ist nur Mittel zum Zweck."

"Wir suchen nach dem Echten, nach dem Hier und Jetzt, es trennt sich die Spreu vom Weizen", ergänzt Bruder Stephan. "Wir brauchen Wahrheit. Und was wahr ist, das erkennt man ja. Das spürt das Gegenüber sofort!"

Als Seelsorger sind beide im täglichen Austausch mit Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben, Sorgen haben, vom Schicksal gezeichnet sind. Sind nur die Schwachen offen für den Himmel?

"Ich komme in der Regel an die Menschen heran, die suchen, die fragen, die Hilfestellung benötigen", erklärt Robert Nandkisore. "Die Schwachen merken vielleicht, dass sie Hilfe brauchen, die Starken noch nicht. Oder sie sind stark, weil sie es mal erlebt haben und ihre Stärke aus dieser Erfahrung der Schwachheit bekommen. Das ist ja auch die Gnade der zweiten Lebenshälfte, in der man gemerkt hat, dass die Brüche im Leben dazu gehören und mich reif machen. Meine Wunden lassen mich strahlen…"

In seiner Keramikwerkstatt arbeitet Bruder Stephan mit Trauernden, produziert auch Gefäße für Einäscherungen.

"Zu uns kommen viele suchende Menschen. Wir geben ihnen die Möglichkeit des Beginnens der Trauer. Schon vor dem Ende. Wenn ein Mensch kommt, eine Familie, dann bleiben für uns die Uhren stehen und ich kann mir Zeit nehmen. Wir sitzen dann um einen großen Tisch, machen etwas gemeinsam oder nicht. Wichtig ist, dass es kein Richtig oder Falsch gibt…"

Weihnachten. Für ihre "Schäfchen" Zeit zum Innhalten, für die Geistlichen die "stressigste Zeit" des Jahres. Hat der Priester manchmal keine Lust auf die Predigt und kriegen Mönche Geschenke?

"Wir haben an diesem Tag neun Gottesdienste, die uns begleiten und die sind sehr ausgeprägt. Ich nenne es immer scherzhaft den ,Gloria-Marathon‘", sagt Bruder Stephan. "Da ist nicht viel Zeit, die Lücke zwischendrin ist zum Schlafen da. Wir untereinander würden uns nie etwas schenken. Das größte Geschenk ist, dass wir gemeinsam und miteinander an diesem Ort sind! Alles andere vergeht ja auch…"

Auch Pfarrer Nandkisore freut sich auf das Fest. "Ich genieße diesen Advent! Ich mache mir Striche im Kalender, da ich die Stille und die Ruhe brauche, um Weihnachten vorzubereiten. Ich habe Familie dabei, Freunde dabei, die mit mir feiern wollen. Gottseidank erlebe ich es nicht, dass ich nach der Christmette nach Hause komme und dann sind nur der Kühlschrank und der Fernseher da. Das könnte ich nicht. Es ist wirklich schön, das Miteinander als Geschenk zu feiern. Es geht darum, Zeit miteinander zu haben, Freude daran, miteinander Freude zu haben!"

"Heiliger Bimbam!" – den Kloster-Eberbach-Podcast gibt‘s überall dort, wo man Podcasts anhören kann, sowie auf der Webseite von Kloster Eberbach.

Über Stiftung Kloster Eberbach

Kloster Eberbach, gegründet 1136 von Bernhard von Clairvaux, besteht bis heute als vollständig erhaltenes Gesamtensemble herausragender Bauten aus Romanik, Gotik und Barock. Im Jahr 1998 wurde die gesamte Liegenschaft vom Land an eine öffentlich-rechtliche Stiftung übertragen, die seitdem die Mittel für Betrieb und Unterhalt selbst erwirtschaftet. Sie finanziert sich über Eintrittsgelder, Spenden, Führungen, Veranstaltungen, Miet- und Pachteinnahmen. Der Schutz und der Erhalt des herausragenden Kulturdenkmals sind die Kernaufgaben der gemeinnützigen Stiftung. Dazu gehören, neben dem aufwändigen Unterhalt und Betrieb der denkmalgeschützten Klosteranlage, die Förderung kultureller Projekte.
Der Stiftungsauftrag lautet: Werte erhalten, Zukunft gestalten, Dialog fördern.

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