Schwindende oder bereits nicht mehr existierende finanzielle und personelle Ressourcen werden zunehmend zum Nadelöhr für notwendige Reformen. Die geplante Notfallreform ist dafür nach Überzeugung des Vorsitzenden des Arbeitskreises Ambulante Versorgung im Hartmannbund, Dr. Marco Hensel, ein aktueller Beleg. „Es ist mit Blick auf die erforderliche Umgestaltung des Gesundheitssystems zutiefst beunruhigend, dass wir bei der Betrachtung von Reformvorschlägen inzwischen immer häufiger nicht mehr nur über sinnvoll oder unsinnig reden müssen, sondern über deren Realisierbarkeit vor dem Hintergrund des bestehenden Fachkräftemangels oder fehlender Finanzmittel“, sagte Hensel. Es sei nicht zuletzt das Ergebnis versäumter Reformen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte, das jetzt, in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten, die notwendigen Spielräume fehlten, die es brauche, um Reformen sinnvoll umsetzen zu können.

So könne man ja durchaus der Meinung sein, dass es vernünftig und wünschenswert ist, eine 24/7- erreichbare kinderärztliche telemedizinische Beratung in den Leitstellen zur Verfügung zu stellen, das KV-Notpraxen-System auszubauen oder etwa die aufsuchende Versorgung flächendeckend zu einem Ganztagesangebot zu machen. „Das könnte man diskutierten, wenn nicht von vornherein klar wäre, dass ein solches Angebot weder personell noch finanziell zu stemmen ist“, so Hensel. Es sei deshalb das Gebot der Stunde, mindestens parallel zu den konkreten Reform- und Gesetzesvorhaben grundlegend über die künftige Finanzierung des Systems und über dessen Effizienzreserven zu sprechen. Letztere, so Hensel lägen mit Sicherheit auch in der Art und Weise, wie das Gesundheitssystem und seine Strukturen von Patientinnen und Patienten genutzt würden.

Hensel: „Natürlich ist es für die Politik einfacher, bei den Leistungsträgern des Systems Einsparungen vorzunehmen. Will man es aber wirklich zukunftsfähig machen, kommt man an den Themen Patienten- und Versorgungssteuerung nicht vorbei. Den Mut muss verantwortliche Politik haben!“

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