Eine neue Auswertung des Lobbyregisters durch die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) hat auch in diesem Jahr einige strukturelle Defizite in der Interessensvertretung der Tourismus-, Hospitality-, und Foodservice-Industrie (Gastwelt) aufgezeigt. „Unsere aktualisierten Zahlen unterstreichen, dass die gleichzeitige Arbeit von insgesamt 110 verschiedenen Akteuren dazu führt, dass wir politisch ineffektiver kommunizieren als andere Branchen“, bilanziert Vorstandssprecher Dr. Marcel Klinge. „Um das zu ändern und dauerhaft mehr Einfluss in Berlin zu bekommen, ist es aus unserer Sicht notwendig, dass alle Player – ob Fachverbände, Denkfabriken oder Unternehmen – enger zusammenarbeiten und sich bei strategischen Anliegen besser koordinieren“, so der ehemalige Bundestagsabgeordnete. 

Der Deutsche Bundestag hat Anfang 2022 aus Transparenzgründen ein zentrales Lobbyregister eingeführt, in das sich mit wenigen Ausnahmen alle Interessenvertreter eintragen müssen. Die DZG hatte das Verzeichnis im vergangenen Jahr erstmals für die Gastwelt-Sektoren Tourismus, Travel, Hospitality, Catering und Foodservice analysiert und die Daten im März 2024 nun aktualisiert. Die Auswertung identifiziert 78 verschiedene Fachverbände, einen Dachverband und eine Denkfabrik. Hinzukommen weitere 30 Unternehmen, die in der Bundeshauptstadt Lobbyarbeit betreiben. Klinge: „In Summe sind damit 110 Akteure mit unterschiedlichen politischen Botschaften und Zielen in Berlin unterwegs – dadurch gibt es naturgemäß viele Reibungsverluste“. 

In ihrer Analyse kommt die Denkfabrik zu drei zentralen Erkenntnissen:

1.) Im Vergleich zu den drei ausgewählten Referenzbranchen sind für die Gastwelt deutlich mehr Akteure in der politischen Interessensvertretung unterwegs als üblich: Im Handwerk sind dies 18 identifizierte Organisationen, in der Automobilindustrie elf und in der Versicherungswirtschaft 16. „Die große Vielfalt führt am Ende aber nicht dazu, dass die Interessen der Tourismus-, Hospitality- und Foodservice-Industrie in allen Teilen der Politik ausreichend wahrgenommen werden“, so Klinge. Eine aktuelle DZG-Umfrage zum Image der Gastwelt unter allen Bundestagsabgeordneten, die im Mai 2024 veröffentlicht wird, unterstreicht diese Einschätzung weiter noch einmal.

2.) Die hohe Fragmentierung der Lobbyarbeit zeigt sich auch mit Blick auf die Beschäftigten pro Verband oder Unternehmen: Von allen 110 Gastwelt-Akteuren gaben 91 an, ein bis zehn Mitarbeitende für die Interessensvertretung zu beschäftigen, inklusive des Dachverbandes BTW.: „Für die Vergleichsbranchen arbeiten hingegen in zwei von drei Fällen weit über 100 Personen auf Dachverbandsebene. Selbst wenn die fünf größten Fachverbände, der BTW sowie die DZG, auf dem Papier zusammengerechnet werden (in Summe sind das 65 Beschäftigte), kommt die Gastwelt nicht annährend auf die Personalstärke des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (155 Personen) oder des Verbandes der Automobilindustrie (115 Personen)“, so Klinge. Vor diesem Hintergrund liege die aktuell größte ‚Baustelle‘ eindeutig auf Dachverbandsebene – personell wie finanziell. 

3.) Die DZG-Auswertung weist auch in diesem Jahr wieder eine generelle Unterfinanzierung der Gastwelt-Lobby im Vergleich zu anderen Branchen aus: Während alle verbandlich organisierten Akteure zusammen 5,7 Millionen Euro für Lobbyarbeit ausgeben, stehen z.B. allein dem Dachverband der Versicherungswirtschaft über 15,3 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung.  

„Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Interessensvertretung der Tourismus-, Hospitality- und Foodservice-Industrie derzeit nur bedingt konkurrenzfähig ist. Vor diesem Hintergrund sollten wir die vorhandenen Mittel effektiver bündeln – etwa durch Kooperationen oder sogar Fusionen. Hier liegt ungenutztes Potenzial. Außerdem muss die Dachverbandsebene deutlich gestärkt werden, wenn unser Dienstleistungssektor in Berlin auf dieser Ebene wettbewerbsfähig sein soll“, betont DZG-Sprecher Klinge.

Methodische Hinweise: 

Die durchgeführte Datenerhebung und Ad-hoc-Analyse des Lobbyregisters fand im März 2024 statt und erhebt nicht den Anspruch, eine punktgenaue Auswertung zu sein, da dies aufgrund des besonderen Registeraufbaus per se nicht möglich ist. Es handelt sich hierbei vielmehr um eine kursorische Übersicht und eine quantitative Annährung an die Lobbyaktivitäten der Gastwelt in Berlin. Durch die in Jahr 2024 vom Deutschen Bundestag eingeführten Änderungen im Lobbyregister sind die ausgewerteten Daten in Teilen schon deutlich präziser als noch 2023. 

Über Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG)

Die 2021 gegründete Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) vernetzt Politik, Verbände und hochkarätige Vertreter*innen aller Wertschöpfungssektoren der Tourismus-, Hospitality- und Foodservice-Industrie (wie z.B. Radeberger Gruppe, Deutsche Bahn, Unilever Food, Motel One, Transgourmet, Metro, Center Parcs, Dorint, Bioland, Dussmann, NordCap, Centro Hotels, Best Reisen, Rational, Gerolsteiner). Der interdisziplinäre Thinktank kümmert sich inhaltlich um strategische Zukunftsthemen – wie Mitarbeitergewinnung, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Ernährungswende – und entwickelt praxisnahe Maßnahmen zur effektiveren Krisen-Bewältigung.

Die Mitgliedsunternehmen der Denkfabrik beschäftigen zusammen über 600 000 Mitarbeitende in allen Regionen Deutschlands. Finanziert und getragen wird der Thinktank von der Union der Wirtschaft e.V.

www.zukunft-gastwelt.de

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG)
Chausseestraße 48a
10115 Berlin
Telefon: +49 (151) 22639939
http://zukunft-gastwelt.de

Ansprechpartner:
Dr. Marcel Klinge
Vorstandssprecher
E-Mail: klinge@zukunft-gastwelt.de
Martina Rozok
Telefon: +49 (30) 40044681
E-Mail: m@rozok.de
Für die oben stehende Story ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel