Die Stimmung in der Saarwirtschaft ist angesichts steigender Geschäftsrisiken auch im April äußerst verhalten. Das signalisieren die Meldungen der Unternehmen zu ihrer aktuellen Geschäftslage und zu den Erwartungen für die kommenden sechs Monate. Zwar konnte der IHK-Lageindikator angesichts besserer Lageeinschätzungen im Dienstleistungsgewerbe erstmals seit Jahresbeginn wieder um 2,2 Punkte zulegen. Mit 19,6 Zählern liegt er aber weiterhin deutlich unter seinem langjährigen Durchschnitt. Stärker eingetrübt haben sich dagegen wieder die Geschäftsaussichten. Ursächlich hierfür sind die deutlich rückläufigen Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe, die die Sorge um die künftige Kapazitätsauslastung und Wettbewerbsfähigkeit vergrößert haben. Dieser Rückgang konnte trotz verbesserter Geschäftsaussichten im Dienstleistungssektor nicht kompensiert werden, so dass der IHK-Erwartungsindikator insgesamt um 2,3 Punkte auf minus 16,3 Zähler gefallen ist.
„Die Saarwirtschaft bleibt auch im Sommerhalbjahr in schwierigem Fahrwasser. Angesichts steigender Geschäftsrisiken herrscht in den Betrieben kaum Zuversicht auf eine Trendwende hin zu mehr Wachstum. Gegenwind kommt nicht nur aus Berlin, wo der Wille zu einer umfassenden wachstumspolitischen Reformagenda nicht erkennbar ist. Auch die geoökonomische Fragmentierung droht zur Gefahr für den Welthandel und den weltweiten Wohlstand zu werden. So profitieren zwar Teile der Industrie derzeit noch von einem starken USA-Geschäft. Der sich dort verschärfende Protektionismus birgt allerdings das Risiko eines perspektivischen Verlusts von Marktanteilen auch für die Saarindustrie. Angesichts dieser Situation und erheblicher struktureller Defizite ist nicht absehbar, wann der Standort Deutschland aus der Wachstumsschwäche herausfinden wird.“ So kommentierte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé die Ergebnisse der April-Umfrage der IHK Saarland, an der sich rund 300 Unternehmen mit gut 100.000 Beschäftigten beteiligten.

Insgesamt bewerten 35 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut oder sehr gut, 49 Prozent mit befriedigend und 16 Prozent mit schlecht. Gut bis sehr gut laufen die Geschäfte in der Elektroindustrie sowie in Teilen der Stahlindustrie und des Fahrzeugbaus. Überwiegend befriedigend ist die Lage dagegen im Ernährungsgewerbe, in der Gummi- und Kunststoffindustrie, im Stahlbau, im Maschinen- und Anlagenbau, bei den Herstellern von Metallerzeugnissen, in der Medizintechnik sowie bei den Gießereien. Im Bauhauptgewerbe ist die Lage unverändert schwierig.

Im Dienstleistungsgewerbe berichten 87 Prozent der befragten Unternehmen über gute oder befriedigende Geschäfte. Gut laufen die Geschäfte vor allem in der IT-Branche sowie bei den unternehmensnahen Dienstleistern. In der Finanzwirtschaft sowie im Handel ist die Lage größtenteils befriedigend. Deutlich schlechter fallen dagegen die Einschätzungen der Geschäftslage im Hotel- und Gaststättengewerbe aus, das auf ein verhaltenes Ostergeschäft zurückblickt.

Besorgniserregende Wachstumsschwäche

Für die kommenden sechs Monate bleiben die Aussichten der Saarwirtschaft verhalten. Lediglich zwei Prozent der Betriebe rechnen mit besseren, 19 Prozent dagegen mit schlechteren Geschäften. Die überwiegende Anzahl – 79 Prozent – geht von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. Im stark von der internationalen Investitionstätigkeit abhängigen Maschinenbau sieht dagegen inzwischen jedes zweite Unternehmen schlechtere Zeiten auf sich zukommen. „Die Wachstumsschwäche Deutschlands und des Saarlands haben inzwischen ein besorgniserregendes Ausmaß angenommen. Dies wiegt umso schwerer, als dass für die Bewältigung der gewaltigen strukturellen und transformatorischen Herausforderungen unserer Zeit – insbesondere Dekarbonisierung, Demographie und Digitalisierung – enorme investive Mittel erforderlich sind. Angesichts schrumpfender Arbeitsvolumina, sinkender Investitionen und geringerer Produktivitätszuwächse sollte die Politik endlich konsequent auf eine Verbesserung der Angebotsbedingungen setzen. Mehr Freiraum für Unternehmertum und Gründung durch Entlastung bei Steuern, Abgaben und Bürokratie muss das Motto der Stunde sein. Nur dann entstehen die nötigen Anreize zum Investieren, Innovieren, Mehrarbeiten und Gründen. Andernfalls werden weitere Wohlstandsverluste unvermeidbar sein. Der aktuelle Entwurf des Bürokratieentlastungsgesetzes IV und das jüngst beschlossene Wachstumschancengesetz werden diesen Erfordernissen nicht gerecht“, so Thomé.

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