Mercedes arbeitet immer noch ohne durchschlagenden Erfolg daran, den aktuellen Formel-1-Mercedes W15 auf Topniveau zu heben. Im Interview mit der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift auto motor und sport räumt Chefingenieur Andrew Shovlin ein, dass es schwierig ist eine ausgewogene Balance zwischen schnellen und langsamen Kurven herzustellen. Der W15 habe zwar einen besseren Topspeed als sein Vorgänger, sei aber in den Kurven teilweise langsamer. „Wir haben definitiv ein schnelleres Auto auf den Geraden. Es ist schön Topspeed zu haben, er hilft dir aber nur, wenn du auch auf dem Rest der Strecke ein schnelles Auto hast“, so Shovlin. „Wenn du in den Kurven zu langsam bist, kannst du mit Topspeed allein nicht überleben. Wir haben diese eine Schwäche ausradiert, aber unser Fokus muss jetzt darin liegen, das Auto überall schneller zu machen.“

Das sei bislang nicht gelungen. „Es passiert immer wieder, dass wir ein Problem lösen und dafür ein Neues dazu kriegen. Ziel muss es sein, eine starke Vorderachse zu haben, ohne im Heck Stabilität aufzugeben und ein Auto, das gut in langsamen Kurven einlenkt, ohne dass es in schnellen Kurven übersteuert.“ Wegen dieser fehlenden Balance fährt Mercedes Red Bull, Ferrari und McLaren hinterher. „Wir haben es bis jetzt noch nicht geschafft, in allen Geschwindigkeitsbereichen wettbewerbsfähig zu sein. Und wir schaffen es nicht, das in eine Runde zu packen. Daran arbeiten wir im Moment. Wir wollen nicht mehr entscheiden müssen, ob wir gut in schnellen oder langsamen Kurven sind.“

Selbst mit unterschiedlichen Wetterbedingungen kommt Mercedes nicht optimal zurecht. Shovlin: „Es kommt oft vor, dass die Fahrer im dritten Training auf die Strecke gehen, die Temperaturen, der Wind oder das Grip-Niveau sind aber anders als am Vortag, und sie sagen: Ich sitze in einem völlig anderen Auto.“

Aus dem Rennen in China, wo Lewis Hamilton im Sprint Zweiter, sich aber drei Stunden später nur für den 18. Startplatz qualifizieren konnte, hat Mercedes den Schluss gezogen, am Auto zwischen Sprint und Qualifikation keine großen Änderungen mehr am Auto umzusetzen. „Die Änderungen, die wir zwischen Sprint und Qualifikation vornahmen, konnten wir nicht mehr im Simulator validieren. Was Hamilton am Fahrzeug verändern ließ, hat zu viel Untersteuern provoziert. Er hat versucht, ein Problem zu lösen und hat sich ein anderes geschaffen.“

Bei solch kurzfristigen Änderungen hätten die Fahrer auch keine Möglichkeit mehr, sich an die Auswirkungen zu gewöhnen. „Es waren praktisch nur zwei Runden im Q1. Deshalb hat sich Lewis am Ende der Gerade verbremst. Er hat ein anderes Verhalten erwartet.“ Deshalb verzichte man künftig auf größere Veränderungen direkt vor der Quali. „Besser ist es, ihm ein Auto zu geben, das er kennt und versteht.“

Redakteur: Michael Schmidt

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