Alzheimer ist die am meisten verbreitete Demenz-Art und Demenz-Erkrankungen insgesamt betreffen weltweit geschätzt mehr als 55 Millionen Menschen. In der alternden Gesellschaft ist Demenz damit eine wachsende Bürde und stellt Patienten, Angehörige, Versorger sowie das gesamte Gesundheitssystem vor zahlreiche Herausforderungen. Besonders problematisch: Die neurodegenerativen Erkrankungen verlaufen progressiv, zumal es bislang noch keine Heilung gibt. Jetzt zeigte eine retrospektive Studie der Jahre 2019 bis 2023, die unter der Leitung von Prof. Karel Kostev, Epidemiologe von IQVIA Frankfurt entstand, dass eine erhöhte Mortalität bei hospitalisierten Demenz-Patienten festgestellt werden kann.

Todesfälle im Krankenhaus sind keine Seltenheit. Tatsächlich verbringen rund die Hälfte aller Menschen ihr Lebensende in einer Klinik. Und dennoch weiß man über diese sehr besondere Situation noch viel zu wenig. Beispielsweise darüber, wie sich die Mortalität in den unterschiedlichen Patientengruppen detailliert darstellt, obwohl bereits mehrfach demonstriert wurde, dass Demenz ein Prädiktor für die Sterblichkeit im Krankenhaus sein kann.

Um diese Situation genauer zu verstehen, welche Aufnahmediagnosen, Primär- und Folgeerkrankungen sowie weitere Patientenmerkmale bei hospitalisierten Verstorbenen vorliegen, untersuchte das Team um Prof. Kostev fast 16.000 Krankheitsverläufe aus 14 deutschen Krankenhäusern, die in anonymisierter Form vorliegen. Der Fokus lag auf dem Vergleich von dementiellen und nicht an Demenz erkrankten Patienten.

Die Epidemiologen zeigten, dass Patienten mit Demenz zwar gering, so doch signifikant häufiger im Krankenhaus versterben als Patienten ohne dementielle Diagnose (14 % vs. 12 %). Dies galt es sodann weiter aufzuschlüsseln. Lässt sich die Erkenntnis in der Patientenkohorte weiter stratifizieren? Welche Unterschiede gibt es bezüglich Altersgruppen der Patienten, Unterschiede durch das Geschlecht bedingt oder vielleicht auch bemerkenswerte Unterschiede im Hinblick auf Fachabteilung und (Primär)diagnosen der 16.000 Patienten?

Die Forscher zeigten, dass der größte Unterschied in der Mortalitätsrate interessanterweise in der jüngsten Altersgruppe (60 – 70 Jahre) auftritt. In dieser Gruppe verstarben nahezu doppelt so viele Demenzerkrankte, wie Nicht-Demenzerkrankte (11 % vs. 6 %). Bei den + 90Jährigen verschwand dieser Unterschied (16 % Demenz vs. 17 % Nicht-Demenz).

Ebenso wurde ersichtlich, dass Patienten mit gastrointestinalen, kardiovaskulären, endokrinologischen oder lungenentzündlichen Primärerkrankungen plus Demenzdiagnose häufiger sterben. Dementgegen starben Patienten, die wegen Verletzungen, anderen neurologischen Krankheiten oder Nierenleiden behandelt wurden und zudem eine Demenzdiagnose hatten, nicht häufiger.

Prof. Karel Kostev dazu: „Eine Annahme von uns ist, dass eine OP in Vollnarkose bei den hospitalisierten Demenzerkrankten dazu führt, dass die Mortalitätsrate steigt. Das mag am höheren Risiko der Komplikation durch Demenz, aber auch aufgrund einer möglichen Patientenverfügungen sein. Die genaue Information hierzu lag uns in dieser Studie nicht vor, soll aber das Thema weiterer Studien sein.“ 

Und weiter: „Trotz der Limitierungen, nämlich dass ausschließlich Diagnosen via ICD-10-Codierung untersucht wurden und der Studienzeitraum maßgeblich von der COVID-19-Pandemie beeinflusst, wurde sowie dass die Lebensstilvariablen nicht ausreichend einfließen konnten, zeigt unsere Studie, dass über hospitalisierte Patienten in den verschiedenen Krankheitsstadien noch viel geforscht werden muss, um ihre Betreuung und Versorgung weiter zu optimieren.“

Originalpublikation in Brain Sciences:
In-Hospital Mortality in Patients with and without Dementia across Age Groups, Clinical Departments, and Primary Admission Diagnoses

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