Unter dem Titel „Mensch vs. Maschine – Warum starke Köpfe die KI nicht fürchten brauchen “ hatten die Körperschaften der hessischen Heilberufe am gestrigen Mittwochabend erneut zum Sommerempfang ins Opelbad auf dem Wiesbadener Neroberg geladen. Rund 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien sowie den Heilberufen waren der Einladung gefolgt. Als Impulsgeber des diesjährigen Empfangs konnte Prof. Dr. med. Volker Busch gewonnen werden, der sich dem allgegenwärtigen und kontrovers diskutierten Thema Künstliche Intelligenz widmete. Diana Stolz (CDU), Hessische Ministerin für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege sprach ein Grußwort.

Prof. Dr. Sabine Tacke, Präsidentin der Landestierärztekammer Hessen, eröffnete den Abend und verlieh dabei ihrer Freude Ausdruck, dass Prof. Busch der Einladung gefolgt war, den Angehörigen der Heilberufe in Hessen und ihren Gästen eine neue Perspektive zum Thema Künstliche Intelligenz zu eröffnen. Es stehe längst nicht mehr zur Debatte, ob man KI wolle oder nicht. Anwendungen, die auf diesen Technologien fußen, seien bereits allgegenwärtig und die Frage sei vielmehr, wie man sich jetzt und künftig dazu verhalte. Hierzu erhoffe sie sich neue und wissenschaftlich fundierte Anhaltspunkte.

Gesundheitsministerin Diana Stolz betonte, dass die Landesregierung den Fortschritt von KI zur Optimierung von Diagnostik und Therapie begrüße. „Die Zunahme von Rechenleistung und Datenmengen eröffnet dem Gesundheitswesen ganz neue Möglichkeiten für die Gesundheitsversorgung. Schon heute spielt KI eine immer größere Rolle und in der medizinischen Bildgebung kommt sie mittlerweile regelmäßig zum Einsatz. Darüber hinaus kann KI das Gesundheitspersonal z. B. bei Routinearbeiten oder Verwaltungsangelegenheiten entlasten und unterstützen.“ Wichtig dabei sei, so Stolz, die Vorteile der technologischen Fortschritte zum Wohlergehen der Menschen zu nutzen, ohne dabei die menschliche Dimension und den Respekt vor dem individuellen Leben aus den Augen zu verlieren.

Prof. Volker Busch stellte in seinem titelgebenden Vortrag zunächst ernüchternde Fakten vor. Hinsichtlich Rechenleistung und Verarbeitungskapazitäten sei die KI dem menschlichen Gehirn um ein Vielfaches voraus. Dies spiele jedoch keine Rolle, da die KI und das Gehirn des Menschen zwei völlig verschiedene Dinge seien. KI erkenne auf Basis einer schier unübersehbaren Datenmenge Korrelationen und ziehe daraus Schlüsse. Diese können jedoch gänzlich abwegig sein. So stiegen im Sommer sowohl der Verzehr von Eis als auch die Zahl der Sonnenbrände an. KI könne hieraus folgern, dass Eiscreme Sonnenbrand hervorrufe, der Mensch erkenne sofort die Abwegigkeit dieses Schlusses, da er über Weltwissen, Erfahrung, logische Kompetenzen und nicht zuletzt Gefühl und Intuition verfüge, was ihm eine völlig andere Möglichkeit gebe, Sachverhalte einzuordnen. Hierzu sei KI schlicht nicht imstande. Die potenzielle Gefahr der KI liege jedoch in dem Umstand, dass Menschen sich nur noch auf sie verlassen und auf ihr eigenes kognitives Potential verzichten. Der Preis, den wir für jede neue Technologie bezahlen, sei, so Busch, der Verlust von Möglichkeiten, Erfahrungen zu machen. Wenn man hingegen die KI zunächst ihre immensen Potentiale ausspielen lasse, um die Ergebnisse danach denkend zu beurteilen, könnten KI und Mensch gute Freunde werden und sich bestens ergänzen. „Der Mensch ist mehr“ schloss er seinen sowohl fundierten als auch anschaulichen und unterhaltsamen Vortrag.

Dr. Doris Seiz, Präsidentin der Landeszahnärztekammer Hessen, sprach das Schlusswort. Sie sei grundsätzlich eine Verfechterin natürlicher Intelligenz und diese Sichtweise habe der Vortrag bestätigt und gefestigt. Dennoch sehe sie den immensen Nutzen der KI, gerade auch im medizinischen Bereich. Seiz stellte noch einmal den Wert des Austauschs von Politik und Heilberufen heraus, der bei Gelegenheiten wie dem alljährlichen Sommerempfang des hessischen Bündnisses in entspannter Atmosphäre und angeregt durch wissenschaftliche Impulse auf Augenhöhe stattfinde. Nicht konfrontativ, sondern einzig konstruktiv und in stetigem Diskurs seien die vielen aktuellen Herausforderungen der Heilberufe zu lösen und ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen zu schaffen.

Das Bündnis "Heilen & Helfen" wurde im Jahr 2007 von den hessischen Körperschaften der Heilberufe ins Leben gerufen, um den Anliegen der Heilberufe mehr Gehör in der Politik und Aufmerksamkeit im gesellschaftlichen Diskurs zu verschaffen. Es setzt sich aus verschiedenen Verbänden und Kammern zusammen: Landesärztekammer Hessen, Landeszahnärztekammer Hessen, Kassenzahnärztliche Vereinigung Hessen, Landesapothekerkammer Hessen, Psychotherapeutenkammer Hessen und Tierärztekammer Hessen. Informationen über das Bündnis Heilen & Helfen und seine Geschichte: www.heilberufehessen.de 

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