„Nachdem die Wachstumsprognosen schon mehrfach nach unten korrigiert werden mussten, fehlt es aktuell an der Zuversicht. Trotz der an sich soliden Lage blicken zahlreiche Betriebe eher skeptisch in die nächsten Monate“, kommentiert Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, die Ergebnisse der Ende Juni durchgeführten Umfrage.
Danach bewerteten 64 Prozent der Betriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb die Geschäftslage im zweiten Quartal als „gut“ (Vorjahresquartal: 68 Prozent). Unzufrieden waren acht Prozent, ein Prozentpunkt weniger als vor zwölf Monaten. Die Erwartungen für die Sommermonate fallen zurückhaltend aus. Für das dritte Quartal rechnen 17 Prozent der Befragten mit besseren Geschäften, genauso viele erwarten eine Verschlechterung. Damit halten sich Optimisten und Pessimisten, wie bereits im Vorjahresquartal, die Waage.
Verhaltene Nachfrage
Die Auftragslage im Frühjahr blieb entgegen der üblichen saisonalen Belebung per Saldo nahezu ausgeglichen. 24.2 Prozent der Betriebe meldeten mehr Bestellungen, während 21,4 Prozent einen Rückgang verzeichneten. Die verhaltene Nachfrage wirkt sich auf die Auslastung der Betriebe aus, die in den vergangenen Wochen gesunken ist. 44 Prozent der Betriebe konnten ihre Kapazitäten zuletzt zu mindestens 90 Prozent auslasten, zwölf Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr. Gleichzeitig ist der Anteil der Betriebe mit einer maximalen Auslastung von bis zu 80 Prozent auf nunmehr 46 Prozent (Vorjahresquartal: 32 Prozent) gestiegen.
Deutlich verhaltener als im Vorjahresquartal entwickelten sich die Umsätze. Höhere Einnahmen konnten 26 Prozent der Betriebe verbuchen. Im Frühjahr 2023 lag dieser Anteil bei 43 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Umsatzerwartungen: quer durch alle Branchen rechnen derzeit 28,3 Prozent (Vorjahresquartal: 49,1), der Befragten mit einem Umsatzplus, 18,6 Prozent (2/2023: 6,1 Prozent) erwarten einen Rückgang.
Baubranche im Stimmungstief
Angespannt bleibt die Lage der Baubetriebe, vor allem wegen des darniederliegenden Wohnungsbaus. Im Branchenvergleich liegt die Stimmung des Bauhauptgewerbes derzeit auf dem letzten Platz aller acht Gruppen. „Niedrigere Zinsen sind natürlich ein wichtiger Baustein, um den Bau neuer Wohnungen anzukurbeln. Um die ambitionierten Ziele beim Wohnungsbau tatsächlich erreichen zu können, müssen aber auch die bürokratischen Vorschriften und die Verfahrensdauer reduziert und mehr steuerliche Anreize für Investitionen gegeben werden“, so Herrmann.
Die Chancen auf einen baldigen Aufschwung schätzt die Bau- und Ausbaubranche indes gering ein. In beiden Gruppen machen die Optimisten jeweils rund zehn Prozent der Befragten aus. Deutlich höher fällt dieser Anteil bei den Zulieferbetrieben (19 Prozent), im Kfz-Gewerbe (22.7 Prozent) und im Gesundheitshandwerk (27,8 Prozent) aus. Der Konjunkturindikator für die Handwerkskammer Reutlingen, der Lageeinschätzungen und Erwartungen aller Branchen in einer Kennzahl zusammenfasst, liegt bei plus 0,9 Punkten (Vorquartal: plus 18,7 Punkte).
Die 13.800 Handwerksbetriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb erwirtschaften einen Umsatz von über 11,6 Milliarden Euro, beschäftigen rund 80.000 Mitarbeiter und bilden über 4.200 junge Menschen aus.
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