Non-Playable Characters, oder kurz NPCs, existieren bereits seit langer Zeit in verschiedenen Videospielgenres. Mit ihrer sehr begrenzten Bandbreite an verfügbaren Reaktionen, sollen sie dem Spieler Hinweise oder Aufgaben geben oder einfach zur Atmosphäre im Spiel beitragen. Doch in den letzten Monaten tauchen vermehrt Nutzer:innen auf TikTok und anderen Plattformen auf, die Bewegungsabläufe und Monologe bekannter NPCs nachahmen. Manche gehen dabei samt Make-up und Frisur fast vollständig im ursprünglich rein digitalen Original auf. SpardaSurfSafe, eine Initiative der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg, zeigt, was es mit dem NPC-Hype auf sich hat.

Eine hübsche junge Frau sitzt mit ausdruckslosem Gesicht vor der Kamera und wiederholt immer wieder die gleichen Gesten und Wörter. „Balloon, balloon, mmm, ice cream, so good, balloon, gang gang, balloon, gang gang, fire fire fire, yes yes, ice cream, so good…” Es ist Pinkydoll, die selbsternannte Königin der NPCs. Mit ihren Streams begeistert die 28-Jährige ihre mehr als 1,7 Millionen Follower auf TikTok, die sich dafür mit kleinen Geschenken in der plattformeigenen Währung bedanken – und ihr über Emojis mitteilen, welchen Ablauf sie als nächstes sehen wollen.

„Auf die meisten Menschen wirken derartige Videos zunächst einmal sehr befremdlich. NPCs waren immerhin nie darauf ausgelegt, wie echte Menschen zu agieren. Sie sollten lediglich die Handlung von Spielen vorantreiben oder für eine ansprechende Umgebung im Spiel sorgen und benötigten dafür nur ein sehr begrenztes, vorab festgelegtes Handlungsspektrum“, erklärt Götz Schartner vom Verein Sicherheit im Internet e.V., einem der Mitveranstalter von SpardaSurfSafe.

Der Ursprung des Hypes lässt sich auf Vergleiche zurückführen, dass manche Menschen sich auch im echten Leben wie NPCs verhalten, also tagein, tagaus die gleichen eintönigen Aktionen durchführen, ohne selbst die Initiative zu ergreifen, etwas zu ändern. „Die meisten von uns würden das wohl schlicht als Alltag beschreiben, doch in den sozialen Medien setzte sich für Menschen mit diesem Verhalten der Begriff NPC durch – und dann griffen Influencer diese Idee auf und trieben sie auf die Spitze“, fasst Schartner die Entstehung des Hypes zusammen.

Das so neu entstandene Genre zeichnet sich dadurch aus, dass die handelnden Personen in den Videos sich absichtlich steif und monoton bewegen, die immer gleichen Handlungsabläufe durchführen und sich insgesamt so verhalten, als würden sie einem vorprogrammierten Skript folgen. Auf den Zuschauer wirkt das oft komisch. Der Humor entsteht dabei durch die Übertreibung alltäglicher Situationen und die bewusste Nachahmung der steifen Bewegungen und Dialoge von NPCs in Videospielen.

Für Menschen, die mit Videospielen aufgewachsen sind, wirken die NPCs auch sehr vertraut. Sie verstehen das Konzept und sehen den Humor in der Übertragung dieses Verhaltens in die reale Welt. Die virale Kultur, gerade auf den neueren Social-Media-Plattformen wie TikTok, hat ihr Übriges dazu beigetragen, um den NPC-Hype weltweit zu verbreiten. „Solche kurzen Videos sind außerdem ohne viel Aufwand schnell zu produzieren und die längeren Streams bieten darüber hinaus auch noch interaktive Elemente, indem man den Creator per Chat dazu auffordern kann, bestimmte Abläufe zu wiederholen. Auch das trägt dazu bei, dass der Trend so beliebt ist“, fügt Schartner hinzu.

Doch während die meisten NPC-Videos als harmlosen, wenn auch etwas albernen, Trend ansehen, gibt es auch immer wieder kritische Stimmen, die sich gegen einen derart flachen Humor aussprechen. Besonders die ständige Nachahmung des NPC-Verhaltens wird dabei beanstandet, weil so das soziale Verhalten der Menschen beeinflusst werden könne. Vor allem junge Nutzer:innen könnten beginnen, diese Muster unbewusst in ihr alltägliches Verhalten aufzunehmen, was zu einem Mangel an Authentizität und Spontaneität führen könnte. Schartner gibt außerdem zu bedenken: „Der NPC-Trend glorifiziert, das selbstständige Denken weitgehend abzuschalten, dabei ist genau das etwas, das die meist jungen Zuschauer solcher Videos ja erst einmal lernen müssen. NPCs haben keine Kontrolle über ihr Verhalten, sie reagieren ausschließlich auf äußere Reize. Ein solches Verhalten sollten sich Kinder und Jugendliche nicht zum Vorbild nehmen.“

Doch wie es bei den vielen schnelllebigen Trends in den sozialen Medien üblich ist, könnte auch der NPC-Hype schon bald seinen Zenit überschritten haben. Die sich ständig wiederholenden Gags und der flache Humor sind nicht unbedingt dazu geeignet, die User über einen längeren Zeitraum hinweg bei der Stange zu halten. So wird vermutlich auch dieser Trend schnell abflauen, wenn das Publikum sein Interesse verliert. Dennoch ist er ein faszinierendes Beispiel dafür, mit welcher Dynamik und Kreativität sich Ideen in unserer digitalen Kultur verbreiten können. Er bietet sowohl Unterhaltung als auch Stoff für kritische Debatten über die Art und Weise, wie wir soziale Medien nutzen und wie diese Plattformen unser Verhalten und unser Miteinander prägen. Wie bei allen Trends ist es wichtig, sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte zu betrachten und einen ausgewogenen Blick auf die Entwicklungen in der digitalen Welt zu bewahren.

Weitere Informationen zum Thema stehen auf der Webseite von SpardaSurfSafe unter https://www.spardasurfsafe-bw.de/trends-phenomenons/a7151da4-5dad-43eb-933d-c27656b08c3f zur Verfügung.

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Über SpardaSurfSafe – eine Initiative der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg

Veranstalter und Träger von SpardaSurfSafe ist die Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg, die gemeinsam mit dem Kultusministerium Baden-Württemberg, dem Verein Sicherheit im Internet e. V. und dem Landesmedienzentrum Baden-Württemberg das Großprojekt im achten Jahr durchführt. In Kooperation mit den IT-Sicherheitsexperten der 8com GmbH & Co. KG wurde ein Konzept entwickelt, das die Schüler im Rahmen des Unterrichts im Umgang mit den Neuen Medien aufklärt. „SpardaSurfSafe ist für uns ein Herzensprojekt, das wir mittlerweile in 32 verschiedenen Städten in Baden-Württemberg durchgeführt haben. Rund 450.000 Teilnehmer konnten seit dem Start von dem Programm profitieren. Dafür bekommen wir durchweg positives Feedback von den Teilnehmern, ob Schüler, Eltern oder Lehrer“, erklärt Martin Hettich, Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg.

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