Eine aktuelle Analyse des Instituts Empirica macht deutlich, dass die Dämmung eines Gebäudes der Schlüsselfaktor für dessen Energieeffizienz ist. Eine Wärmepumpe in einem unzureichend gedämmten Gebäude ist vergleichbar mit einem Rennwagen, der über eine holprige Landstraße fährt – sie kann ihr Potenzial nicht ausschöpfen. Diese Tatsache wird jedoch in der Strategie der Bundesregierung weitgehend ignoriert, die sich fast ausschließlich auf die Wärmepumpe fokussiert.
Alexander Sinner, Mitglied des Wirtschaftsrats und Geschäftsführer der Austrotherm Deutschland GmbH, kritisiert diese Herangehensweise scharf: „Ohne Dämmung verpuffen die Vorteile von Wärmepumpen, und das gesamte Konzept verliert an Effizienz.“ Ohne Dämmung bleibt die Effizienz von Wärmepumpen und übrigens auch Gasheizungen deutlich hinter ihren Möglichkeiten zurück. Bauphysikalische Grundsätze kann auch die Politik und damit die gesellschaftliche Diskussion nicht ignorieren: Nur durch Minimierung von Wärmeverlusten kann eine Wärmepumpe wirklich wirtschaftlich arbeiten.“
Die Debatte um Dämmstoffe, insbesondere um solche auf Kunststoffbasis, wird oft von Mythen und Fehlinformationen dominiert. Kritiker behaupten häufig, dass der CO₂-Aufwand für die Herstellung dieser Materialien deren Nutzen übersteige. Doch das Gegenteil ist der Fall: Dämmstoffe sparen im Laufe ihrer Lebensdauer ein Vielfaches der Energie ein, die für ihre Produktion benötigt wird. Ein typisches Beispiel ist das sogenannte Plusdach, bei dem eine zusätzliche Schicht Dämmstoff auf eine bestehende Dämmung aufgebracht wird. Wird das Dach eines Einfamilienhauses aus den 1970er Jahren mit 16 cm Extruderschaumstoff (XPS) gedämmt, sinkt der Energieverbrauch um etwa 50 kWh pro Quadratmeter Dachfläche. Dies führt zu einer jährlichen CO₂-Einsparung von 1.300 kg, womit der CO₂-Aufwand für die Materialherstellung bereits nach 1,2 Jahren mehr als kompensiert ist. Danach arbeitet das Plusdach nahezu wartungsfrei ein Leben lang und spart weiterhin Energie.
Norbert Buddendick, Geschäftsführer FPX e.V., bringt es auf den Punkt: „Die Dämmung von Gebäuden ist eine der effektivsten Klimaschutzmaßnahmen. Energie, die gar nicht erst benötigt wird, ist die beste Energie. Unser Wirtschaftsminister plant eine energetische Ertüchtigung auf einem Bein stehend – mit dem Fokus auf die Heizung, während die Dämmung entweder ignoriert oder zu Unrecht als Kostentreiber stigmatisiert wird, obwohl sie langfristig sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch sinnvoll ist.“
Die anhaltende ideologische Debatte über die Dämmung ist verfehlt. Gut gedämmte Häuser reduzieren den Heizenergiebedarf drastisch und verkleinern dadurch auch die notwendige Heizungsanlage, was zu einer signifikanten Reduktion des CO₂-Ausstoßes führt. Sie minimieren zudem die Abhängigkeit von Energieträgern und bringen mehr Sicherheit für Mieter und Eigentümer. Das Wuppertal Institut hat im Auftrag von Greenpeace errechnet, dass gut gedämmte Gebäude den Bedarf an erneuerbarer Energie erheblich senken. In solchen Gebäuden werden 14 Windräder weniger benötigt, um Wärmepumpen in 19.000 Wohneinheiten zu betreiben. Eine ganzheitliche Betrachtung, die sowohl die Dämmung als auch moderne Heiztechnologien einbezieht, ist daher der einzig sinnvolle Weg zur Erreichung der energetischen Ziele.
Die Empirica-Studie unterstreicht diese Schlussfolgerung: Sie zeigt, dass gut gedämmte Gebäude nicht nur höhere Energieeffizienz und geringere Betriebskosten aufweisen, sondern auch langfristig den Immobilienwert steigern. Die Bundesregierung sollte daher ihre Energiepolitik überdenken und ein integratives Konzept verfolgen, das Dämmung als gleichwertigen zentralen Baustein der Energiewende anerkennt. Ohne eine solche Strategie droht Deutschland, die Klimaziele erneut zu verfehlen und die Energiewende zu gefährden.
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