Warren Buffetts berühmter Rat „Kaufe nur, was du verstehst“ ist eine goldene Regel, wenn es um Geldanlage geht. Doch vielen Deutschen fehlt es an grundlegender finanzieller Bildung, um diese Maxime sinnvoll umzusetzen. Während die Ordner zu Hause voll mit Unterlagen zu Bausparverträgen, Lebensversicherungen und Rentenplänen sind, mangelt es oft an dem nötigen Verständnis, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Viele Menschen schließen einen Bausparvertrag ab, weil der Berater ihnen versichert, damit günstig bauen zu können, ohne sich wirklich über die Details zu informieren. Die Lebensversicherung wird weiterhin als der heilige Gral der Altersvorsorge betrachtet, obwohl sich ihre Attraktivität längst geändert hat.

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Geldanlage ist ein solider Finanzplan. Doch viele Menschen machen den zweiten Schritt vor dem ersten: Sie sparen und investieren in Finanzprodukte, ohne wirklich zu wissen, wie viel Geld sie im Alter brauchen werden oder welche Anlageformen sinnvoll sind. Häufig fehlt es an der Zeit und der Motivation, sich intensiv mit den eigenen Finanzen auseinanderzusetzen. Und das, obwohl es heutzutage mehr Möglichkeiten als je zuvor gibt, sich zu informieren.

Ein Blick auf das Verhalten im Alltag zeigt, dass viele von uns mehr Zeit in Wettervorhersagen und Fußballnews investieren als in die Planung der eigenen Finanzen. So verzeichnet beispielsweise die Webseite finanzfluss.de, eine der bekanntesten Plattformen für Finanzbildung, eine Million Suchanfragen pro Monat. Doch das ist wenig im Vergleich zu wetter.de mit 6,1 Millionen Suchanfragen oder dem FC Bayern mit 2,2 Millionen Anfragen monatlich. Es scheint, als würden wir uns lieber mit dem nächsten Fußballspiel oder dem Wetter von morgen beschäftigen, statt uns mit den eigenen finanziellen Zielen auseinanderzusetzen.

Wenn der nächste Urlaub näher rückt, verbringen die Deutschen laut einer Studie von OnePoll im Schnitt 34 Minuten pro Tag auf Urlaubswebseiten, um die Reise zu planen. Was wäre, wenn wir diese Zeit für unsere finanzielle Bildung nutzen würden? Stellen Sie sich vor, Sie würden täglich eine halbe Stunde investieren, um sich mit Ihren Finanzen zu beschäftigen: Ihre aktuellen Sparpläne überprüfen, sich über neue Anlagemöglichkeiten informieren oder endlich den Durchblick bei Ihrer Rentenplanung bekommen. Diese kleine, aber kontinuierliche Investition an Zeit könnte langfristig große finanzielle Vorteile bringen.

Der Versuch der Bundesregierung, mit der Webseite mitgeldundverstand.de eine Plattform zur Finanzbildung zu schaffen, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch mit nur 1.400 Besuchern im Monat zeigt sich, dass das Interesse an der eigenen Finanzplanung immer noch gering ist. Viele Menschen scheuen sich davor, sich intensiver mit Themen wie Altersvorsorge, Geldanlage oder Versicherungen auseinanderzusetzen – oft aus Angst, die Materie sei zu komplex oder zu langweilig. Doch das Gegenteil ist der Fall: Je besser man die eigenen Finanzen versteht, desto einfacher und selbstbestimmter kann man Entscheidungen treffen, die langfristig Sicherheit und Wohlstand bringen.

Finfluencer, die auf sozialen Medien aktiv sind, leisten einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung von Finanzwissen. Doch hier sollte man vorsichtig sein, denn viele dieser Influencer sind oft auch der verlängerte Arm der Finanzindustrie und fördern eher den Verkauf von Produkten als die neutrale Vermittlung von Wissen. Eine unabhängige, durchdachte Finanzplanung bleibt der Schlüssel zu einer soliden Zukunft.

Finanzielle Bildung sollte daher nicht nur durch vereinzelte Plattformen oder Finfluencer vermittelt werden, sondern in Schulen und Bildungseinrichtungen fest verankert werden. Finanzbildung gehört ebenso wie Haushaltsführung auf den Stundenplan, um bereits früh das Verständnis für Vermögensaufbau und Geldanlagen zu fördern. Denn wenn 9 von 10 Angestellten immer noch nicht wissen, wie sie ihre Gehaltsabrechnung oder ihren Rentenbescheid richtig lesen, aber problemlos die fünf wichtigsten Funktionen des neuen iPhones aufzählen können, zeigt das, dass hier großer Nachholbedarf besteht.

Fazit: Mehr Zeit für die Finanzen statt für Wetter und Fußball

Anstatt täglich Minuten und Stunden auf Wetterseiten oder Fußballnews zu verbringen, könnten wir diese Zeit sinnvoller nutzen, indem wir uns intensiver mit unseren Finanzen beschäftigen. Schon 34 Minuten am Tag – die Zeit, die viele von uns täglich in die Planung des nächsten Urlaubs investieren – könnten ausreichen, um einen soliden Überblick über die eigenen Finanzen zu gewinnen und langfristig bessere Entscheidungen zu treffen.

Wenn wir anfangen würden, uns so intensiv mit unserer finanziellen Zukunft zu beschäftigen wie mit dem nächsten Spiel von Manuel Neuer oder der Wettervorhersage, hätten wir die Chance, langfristig finanziell abgesichert und unabhängig zu sein. Finanzbildung ist der Schlüssel – und es beginnt mit dem einfachen Prinzip: Kaufe nur, was du verstehst.

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