Deutschland steht für Premium, Kleinwagen lassen sich hierzulande nicht mehr profitabel herstellen: Dieses Fazit zog der frühere VW-Konzernchef Herbert Diess am Mittwoch auf dem auto motor und sport Kongress in der Allianz Arena in München. Auf die Frage, warum sich die deutschen Hersteller so schwer tun, einen günstigen elektrischen Kleinwagen herzustellen, sagte Diess: „Deutschland steht für Premium. Einen Kleinwagen kann man in Deutschland nicht profitabel herstellen.“ Der frühere VW-Manager nannte als Beispiel den Kleinwagenspezialisten Ford, der sogar die Produktion des Erfolgmodells Fiesta im Sommer 2023 in Deutschland eingestellt hat. „Ford hat den Fiesta aufgegeben, obwohl der im effektivsten Werk der Welt hergestellt wurde.“ Im Juli rollte 2023 der letzte Fiesta in Köln vom Band. Deutschland müsse sich mit Blick auf die Kosten klar auf Premiummodelle konzentrieren.

Um den schwächelnden Absatz von Elektroautos anzukurbeln, warb Diess dafür, endlich die Akkus der zahlreichen Elektroautos zum Speichern überschüssigen Solar- und Windstroms zu nutzen. Dazu brauche es auch eine Neuregelung der Netzentgelte, um bidirektionales Laden sinnvoll zu machen. Aktuell müsste bei der Nutzung eines Autoakkus als Energiespeicher zweimal Netzentgelt von im Schnitt 7 Cent pro Kilowattstunde gezahlten werden: einmal beim Laden von Strom aus dem Netz, ein zweites Mal beim Einspeisen des gespeicherten Stroms zurück ins Netz. Das sind allein Netzkosten von 14 Cent pro Kilowattstunde. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck habe in einem Gespräch zugesagt, sich dafür einzusetzen, das mobile Speicher nur einmal Netzentgeld zahlen, sagte Diess. Diese Regelung besteht derzeit bereits für stationäre Energiespeicher.

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