„Die Preisverleihung in gleich zwei Kategorien ist ein Sinnbild für die jahrelange hervorragende Zusammenarbeit in Mittelhessen zwischen den Energieversorgern und der THM“, sagte Prof. Olaf Berger, der zur Verleihung nach Kassel gefahren war, wo im Rahmen des „Zukunftsforums Energie & Klima“ die besten Ideen in den sechs Themenfeldern Strom, Wärme, Mobilität, Systemintegration, Nachwuchs und gesellschaftliches Engagement vergeben wurden. Berger vertrat die THM sowohl als Vizepräsident, als auch als Sprecher des Kompetenzzentrums für Energietechnik und Energiemanagement (etem.THM), das das FlexQuartier realisiert und den Anstoß für die Gründung von ITEE gegeben hatte.
Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit knapp 4,6 Millionen Euro geförderte FlexQuartier in der Gießener Georg-Elser-Straße ist ein neu entstehendes Wohn- und Geschäftsviertel, dessen Herzstück ein von der THM konzipierter und gebauter Hybridspeicher ist. Er ist darauf angelegt, das Quartier mit Wärme und Strom zu versorgen. Dafür kann Strom, der von Photovoltaik-Anlagen auf den Wohnhäusern erzeugt und nicht für den Eigenbedarf benötigt wird, im neuen Speicher zwischengespeichert und für das Laden von Elektrofahrzeugen, aber auch für die Wärmeversorgung des Quartiers eingesetzt werden. Dafür steht neben einem Batteriespeicher vor allem ein Hochtemperaturspeicher zur Verfügung, in dem keramische Formsteine auf bis zu 1200° Celsius erhitzt werden – Wärme, die sich bei Bedarf rückverstromen lässt. In den Sommermonaten kann der Wärmebedarf des Quartiers so bereits nahezu vollständig selbst gedeckt werden. Für die kalten Monate steht für das Quartier zusätzlich das Fernwärmenetz der Stadtwerke Gießen für die Wärmeversorgung zur Verfügung, die lokaler Hauptpartner in dem Projekt sind.
Sie sind auch im zweiten prämierten Projekt zentral beteiligt: Das „Institut für Transformationsaufgaben in der Energiewirtschaft und Energietechnik“ (ITEE) unterstützt regionale Stadtwerke und Energieversorger bei der Transformation der Energieversorgung und -infrastruktur. Es wurde im Herbst 2023 unter fachlicher und juristischer Begleitung der THM als Verein gegründet. Gleichberechtigte Vorsitzende sind Matthias Funk, Technischer Vorstand der Stadtwerke Gießen, und Dr. Thorsten Reichel, Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Nauheim. Insgesamt gehören 15 Stadtwerke dem Verein an. Die THM stellt mit Prof. Dr. Thomas Stetz und Prof. Dr. Stefan Lechner die wissenschaftliche Leitung. Sie treffen die Entscheidungen zum wissenschaftlichen Betrieb. Dieser wird in Form eines sogenannten An-Instituts gewährleistet – eine rechtlich selbstständige, jedoch organisatorisch und personell mit der Hochschule verflochtene Einrichtung, die dem Senat berichtet. Über dieses soll die wissenschaftliche Ausbildung des Personals der Mitgliedsunternehmen gewährleistet werden. Die Mitarbeitenden sind dafür bei den jeweiligen Versorgern beschäftigt, zugleich aber als reguläre Studierende an der THM oder anderen Hochschulen eingeschrieben – etwa in Studienfächern wie Energietechnik, Mechatronik, Energiewirtschaft und Energiemanagement oder auch Elektro- und Informationstechnik und Maschinenbau.
Hessens Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori zeigte sich beeindruckt von den Projekten: „Die Energiewende lebt von Innovation und Engagement. Mit dem Hessischen Staatspreis möchten wir herausragende hessische Energiekonzepte sichtbar machen und weitere Akteure motivieren, sich für eine bezahlbare, zuverlässige und nachhaltige Energiezukunft einzusetzen.“
Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld verbunden: 7500 Euro für die Kategorie Systemintegration und 2500 Euro für den Bereich Nachwuchs. Alle Preisträger erhalten zudem ein kostenfreies Imagevideo. „Vor allem aber sind diese Auszeichnungen eine Anerkennung der Arbeit vieler engagierter Kolleginnen und Kollegen“, sagte Olaf Berger. Es zeige, dass an der THM zukunftsfähige Energielösungen nicht nur erdacht, sondern auch umgesetzt würden. Im Falle des Hochspeichers aus dem FlexQuartier sogar so innovativ, dass die Hochschule mit diesem mittlerweile in die Vermarktung gehen möchte.
Die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) ist eine der größten Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) in Deutschland und bietet über mehr als 80 Studiengänge an 12 Fachbereichen und das duale Studienangebot von „StudiumPlus“ an. Die Hauptstandorte Friedberg, Gießen und Wetzlar liegen verkehrsgünstig in der hessischen Rhein-Main-Region. Die derzeit mehr als 15.600 Studierenden der THM profitieren von bewährten Studienbedingungen und kleinen Lerngruppen sowie von der Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen. Unter den HAWen zeichnet sich die THM durch ihre anwendungsbezogene Forschungsstärke aus. Neben acht eigenen, interdisziplinären Kompetenzzentren besteht eine Zusammenarbeit mit den Universitäten in Gießen und Marburg, über die auch kooperative Promotionen in den Ingenieurwissenschaften möglich sind. Als erste HAW eröffnete die THM 2016 zudem ein eigenständiges Promotionszentrum und besitzt seither das Promotionsrecht für den Doktoringenieur.
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