Im Kulturhaus am Hexenturm, der Dependance des Museums Zitadelle Jülich ist „Tierisch was los – Vom Schoßhund bis zum Wildtier in der Landschaftsmalerei“ heißt die Ausstellung, die kleine und große Tier- und Kunstfreunde gleichermaßen bis zum Ende des Jahres 2024 zu einem unvergesslichen Spaziergang einlädt. 

Viele Jahre war es still um die Räumlichkeiten am Walramplatz. Es wurde renoviert und restauriert, was das Zeug hielt, um neue Möglichkeiten der Bildbetrachtung zu eröffnen – und das erste Etappenziel ist inzwischen erreicht: Eine der beiden Etagen, die künftig wieder als Museum genutzt werden, hat ihre Pforten wieder eröffnet, sodass Marcell Perse und seine Kuratorin Stephanie Decker aus ihrem Fundus von 650 Gemälden eine „animalische“ Auswahl vorstellen können. 

Im Zentrum des vielgestaltigen und bunten Geschehens stehen die Landschaften des geborenen Jülichers Johann Wilhelm Schirmer (1807-1863). Der große „Komponist“ der Romantik, der seine idealischen Vorstellungen von der Welt in unwirkliche oder besser: überwirkliche Kunstwerke zu gießen und als Professor zudem in der Lage war, der Schar seiner Schüler eben diese Weltsicht zu vermitteln – dieser Johann Wilhelm Schirmer hatte einen treffsicheren Blick nicht nur für Topographien, Architekturen und Vegetation: Auch die Tierwelt kam, teils als Ornament, teils als durchaus gewichtiges Element in seinen und den Bildern seiner Studenten nicht zu kurz. Wir sehen hier den Versuch, die Schäden der Industrialisierung, die zunehmende Urbanisierung des Lebensraumes zu kompensieren, dem ureigenen Schönheitssinn der Menschen zumindest in der komponierten Vision Nahrung und somit Fortdauer zu schenken. Es war ein Ausdruck der Sehnsucht nach dem unverdorbenen Naturzustand, der Traum von einem „paradise lost“. 

Die Fauna war da begreiflicherweise ein wichtiger Bestandteil. Tiere haben einerseits eine große symbolische Kraft, sind andererseits aber auch nicht aus dem Alltag wegzudenken. Die Milch kommt noch nicht aus dem Tetrapak, Eier nicht aus der Legebatterie; anstelle von Traktoren ziehen Ochsen oder Pferde den Erntewagen; und der  „röhrende Hirsch“, heute längst ein Ausdruck der Geschmacksverirrung, repräsentiert mit seinem geradezu vernehmlichen Blöken die Kraft der urtümlichen Leidenschaft. 

Johann Wilhelm Schirmer wurde am 5. September 1807 in der damals französischen Festungsstadt Jülich geboren. Mit siebzehn Jahren begibt er sich 1825 nach Düsseldorf, um an der Kunstakademie Malerei zu studieren. Schon früh wendet er sich dem Landschaftsbild zu. 

Gemeinsam mit Carl Friedlich Lessing (1808-1880) gründet er den Landschaftlichen Komponierverein und trifft damit einen Nerv der Zeit. Schirmer wird Lehrer und avanciert rasch zum Professor. In der neu eröffneten Landschaftsklasse an der Düsseldorfer Kunstakademie leitete Schirmer die Akademieschüler zum genauen Studium in der freien Natur an. Zahlreiche Exkursionen führten ins Neandertal, in die Eifel, den Harz oder an den Rhein, doch der Süden, insbesondere die erhabene Gebirgslandschaft der Schweiz und Italien blieben das Mekka der Düsseldorfer Landschaftsmaler. 

1855 wird er zum Gründungsdirektor der großherzoglichen Kunstschule in Karlsruhe ernannt. Am 11. September 1863 stirbt Schirmer im Alter von 56 Jahren.  

Landschaftsgalerie
Dependance des Museum Zitadelle Jülich im Kulturhaus
Kleine Rurstraße 20, 52428 Jülich 

Öffnungszeiten der Ausstellung: Sa/So 11‑17 Uhr und auf Anfrage (Tel. 02461-63510) 

Eintritt (Verbundkarte Kulturhaus am Hexenturm und Zitadelle):
5 €, erm. 4 €, Familien (Eltern mit ihren Kindern) 10 € 

Jeder erste Sonntag im Monat frei! 

Schulklassen, Kinder unter 10 Jahren, Verband deutscher Kunsthistoriker, Juleica-Inhaber, Inhaber einer Ehrenamtskarte NRW und ICOM-Mitglieder frei. 

Ankäufe und Restaurierungen wurden gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.  

Weitere Informationen:
www.museum-zitadelle.de
www.instagram.com/MuseumZitadelle
www.facebook.com/MuseumZitadelle

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