„Leider ist die Bedeutung des Gebäudebestandes für eine gelungene, sozial verträgliche Klimapolitik noch nicht zu allen entscheidenden Stellen durchgedrungen,“ moniert Marita Klempnow, Vorständin des DEN. „Bauprodukte zum Beispiel werden vorwiegend für den Neubau entwickelt. Es gibt nur eine bedeutende Branchenmesse, die sich primär dem Bestand und seinem Erhalt widmet, und das obwohl die Fachwelt sich einig ist, dass es deutlich klimaschonender ist, ein Haus energetisch zu sanieren, als neu zu bauen.“
Ein bestehendes Gebäude hat schließlich Ressourcen, Material und Emissionen gekostet, es versiegelt wertvolle Fläche. Diese graue Energie weiter zu nutzen, ist mit Blick auf die endlichen, zunehmend auch knapper werdenden Ressourcen, vernünftig und nachhaltig – gerade im Gebäudesektor. Dieser verursacht nämlich mehr als die Hälfte des deutschen Müllaufkommens, ist für ein Drittel der Emissionen verantwortlich. Anders ausgedrückt: Auch Passiv- oder Energieplushäuser -so ausgeklügelt ihre Technologien, so sparsam ihre Nutzung- fressen, wenn Sie neu gebaut werden, Ressourcen, verkleinern das noch verbleibende und stetig schwindende CO2 Budget.
„Wir müssen uns auf die Gebäude konzentrieren, die bereits da sind, dürfen dabei auch nicht jene außen vorlassen, die unter den Denkmalschutz stehen oder als erhaltenswerte Bausubstanz gelten. Sonst müssten wir jedes dritte Gebäude ausschließen! Das können wir uns nicht mehr leisten,“ so Klempnow.
Schützenswerte Gewerke haben oft einen starken Bezug zu ihrer Umgebung. Eine Modernisierung geht deswegen nicht selten mit einem Plus für die lokale Wirtschaft einher, mit eher kurzen Transportwegen. Häuser, die dank einer energetischen Modernisierung neu belebt und wieder genutzt werden können, sind – so betont die Energieeffizienzexpertin – immer auch ein gesellschaftlicher, kultureller Gewinn, ein Ort, in dem Geschichten weiter-, neu und umgeschrieben, zugleich aber eben auch erhalten werden. Die Fachwelt spricht dann nicht mehr von der grauen, sondern von der goldenen Energie.
Diese kann aber nur dann freigesetzt werden -das hebt eine jüngst veröffentlichte Studie des Umweltbundesamtes hervor – wenn die Gebäude energetisch saniert werden, wenn eine wirtschaftliche, sprich kostengünstige Nutzung möglich ist, wenn erneuerbare Energien integriert, eine Dämmung ermöglicht wird. Die Geschichte jener Gebäude, die der Menschen, die es belebt und erbaut haben, schreibt sich nur mit der Energieberatung weiter.
Welche Techniken dabei zum Einsatz kommen, wie Handwerk und Wissenschaft hier zusammenkommen, wird dieses Jahr auf der Denkmal Messe in Leipzig diskutiert. Das Deutsche Energieberater-Netzwerk wird diese Diskussion selbstverständlich begleiten, bewegt sich die Arbeit seiner Mitglieder doch auch an der Schnittstelle von Theorie und Praxis. Energieeffizienzexperten und Expertinnen zeigen in Ihrem Alltag, wie eine zukunftsfähige, sozial verträgliche Arbeit am Gebäude aussehen kann.
Neben den „klassischen“ Themen der Umbaukultur und Denkmalvermittlung steht in diesem Jahr besonders der Klimaschutz Fokus. Wie lassen sich Denkmal und Erneuerbare Energien zusammendenken? Wie ist wertvolle Bausubstanz vor Hitze, vor Überflutungen, auch vor Kriegen schützen? Wie lässt sich ein Bewusstsein für die Technik, die in den Gewerken bewahrt wird, schaffen – auch über Grenzen hinweg?
Das DEN freut sich auf den Besuch und lädt seine Mitglieder gern an den Stand G32 in Halle 2 ein. Kommt vorbei!
Weiterführende Links
• Vortrag von Marita Klempnow auf der Messe Leipzig 2022
• Baukulturbericht 2022/2023
• Umweltbundesamt: Wie Klimaschutz & Denkmalschutz voneinander profitieren können
Das Deutsche Energieberater-Netzwerk (DEN) e.V. ist ein Zusammenschluss über 1.200 Ingenieuren, Architekten und Technikern. Alle Mitglieder verbindet das gemeinsame Arbeitsgebiet der Beratungs- und Planungsleistungen zur effizienten Energienutzung und Einsatz von erneuerbaren Energien im Gebäudebestand, der Wohnungswirtschaft, Gewerbe und Industrie sowie für Kommunen. Ihre Beratung erbringen sie neutral und unabhängig.
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