Hier werden Pokale montiert, dort Hochsitze und massive Holzbänke geschliffen und in der Kantine startet die Mittagessenausgabe: Es herrscht Hochbetrieb in der Werkstatt von Kompass Leben e.V. in Altenburg. Zudem ist an diesem Herbst-Vormittag Landrat Dr. Jens Mischak zu Gast, der auf Einladung von Katja Diehl, Vorstandsvorsitzende von Kompass Leben e.V., Frank Haberzettl, Vorstand und zuständig für den Fachbereich Arbeit und Bildung, und Werkstattleiter Michael Dippel an den Standort in Alsfeld-Altenburg gekommen ist. „Rund 540 Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen finden unter dem Dach von Kompass Leben e.V. einen Arbeitsplatz, Struktur für den Alltag und viele darunter auch ein Zuhause – eine tolle Entwicklung, die die Einrichtung seit 1976 genommen hat“, kommentiert der Landrat.

Im Gespräch wird deutlich: Kompass Leben e.V. arbeitet an vielen Schnittstellen, die unzählige Vorteile, aber auch Herausforderungen mit sich bringen. Denn einerseits ist Kompass Leben e.V. ein Ort, an dem Menschen mit Assistenzbedarf oder psychischen Erkrankungen teils über Jahrzehnte hinweg begleitet werden, ihnen Teilhabe ermöglicht und sie befähigt werden, selbstbestimmt am Alltag teilzunehmen. Aber auch wirtschaftliche Herausforderungen drängen sich in den Alltag der Werkstätten und Wohnheime. Denn neben der pädagogischen Begleitung bei Kompass Leben e.V. spielen auch die Arbeitsaufträge aus der freien Wirtschaft für Menschen mit Beeinträchtigung in Werkstätten eine wichtige Rolle. So fördern Sie die Inklusion, das Selbstwertgefühl und die wirtschaftliche Teilhabe von Menschen mit Assistenzbedarf. Langfristig helfen diese Erfahrungen, sich auf den Übergang in den allgemeinen Arbeitsmarkt vorzubereiten, indem praxisnahes Wissen gesammelt und Kompetenzen erweitert werden.

„Die Arbeitsaufträge in unseren Werkstätten geben den Menschen das Gefühl erfolgreich an Projekten aus der freien Wirtschaft mitzuarbeiten und stärken das Selbstbewusstsein und die Unabhängigkeit der Menschen mit Unterstützungsbedarf. Sie sehen, dass ihre Arbeit geschätzt und gebraucht wird“, sagt Diehl. Und verweist etwa auf hessenweit herausragende knapp 60 betriebsintegrierte Beschäftigungsplätze, bei denen Menschen mit Assistenzbedarf in Partnerunternehmen mitarbeiten. Ebenso große Themen für Kompass Leben e.V. sind Fachkräftemangel, zusätzliche Anforderungen etwa bei der Bewilligungssystematik für Betreuungsleistungen oder vor dem Hintergrund gesetzlicher Vorschriften etwa zu Energieeinsparungen. „Als sozialer Dienstleister stehen wir vor der Herausforderung, neben unseren vielfältigen sozialen Aufgaben auch die gleichen gesetzlichen Anforderungen wir ein Wirtschaftsunternehmen zu erfüllen. Diese doppelte Verantwortung stellt hohe Ansprüche an uns“, erörtern Diehl und Haberzettl.

Beim Gang durch die verschiedenen Werkstattbereiche in Altenburg ist von solchen Herausforderungen allerdings nichts zu sehen – denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter präsentieren stolz Projekte, an denen sie gerade arbeiten. „Von überdachten Sitzgruppen, zertifizierten Hochsitzen, präzise an CNC-Maschinen gefertigten Teilen aus der Metallwerkstatt oder etwa die Montage von rund 1.200 verschiedener Pokal-Variationen – die Mitarbeiter hier identifizieren sich außerordentlich mit ihrer Arbeit“, berichtet Werkstattleiter Michael Dippel. Hochwertige Teile mit einer marginalen Fehlerquote, Spaß bei der Arbeit und viele langjährige Mitarbeiter im pädagogisch-sozialen Bereich sorgen für gut eingespielte Abläufe in den verschiedenen Werkstattbereichen, ergänzen Diehl und Dippel.

Ruhiger geht es in der Tagesförderstätte zu, wo für Menschen mit hohem Assistenzbedarf eine individuelle Tagesstruktur geschaffen wird, wie Dippel berichtet. Bei den gemeinsamen Aktivitäten liegt der Fokus in der Arbeit mit den Menschen besonders auf Sinneseindrücken, um so die Umwelt zu erfahren. Im Alltag werden außerdem gezielt Fähigkeiten trainiert, wie etwa selbst zu trinken oder den E-Rollstuhl zu steuern, erklärt der Werkstattleiter. Auch wenn überall eng mit den Menschen zusammengearbeitet wird, ist der Kontakt in der Tagesförderstätte sehr eng. „Hier ist kein Platz für Berührungsängste“, fügt Dippel an. „Eine ganz besondere Arbeit mit und für die Menschen in der Region“, stellt Landrat Dr. Mischak abschließend fest.

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