Alles sieht neu und gepflegt aus, das fällt Besuchern beim Betreten des Hessischen Landesamtes für Gesundheit und Pflege (kurz HLfGP) in Darmstadt besonders auf. Die großen Fassadenflächen mit den vielen bodentiefen Fenstern, das großzügige Foyer und die Glasgeländer der Treppen vermitteln einen Eindruck von Klarheit und Transparenz. Die erst 2023 geschaffene Behörde beschäftigt zurzeit 160 Mitarbeiter. Das Haus der sensiblen Daten untersteht dem Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege, vermittelt zwischen den Gesundheitsbehörden und berät die Gesundheitsämter.
Vor dem Einzug des Landesamtes in die von der Behörde angemieteten Büroetagen auf dem Telekom-Campus wurden die Flächen des Open Space in kleine Büros unterteilt, die Innenwände frisch gestrichen, und es wurde ein neuer Bodenbelag verlegt. Jedes der fünf Geschosse im 2007 eingeweihten Gebäude sollte eine individuelle Leitfarbe erhalten, um die Orientierung innerhalb des Gebäudes zu vereinfachen. Gleichzeitig sollten bei der Farbgestaltung Aspekte der visuellen Barrierefreiheit beachtet und eine helle, freundliche Atmosphäre geschaffen werden. Soweit die Vorgaben.

Fast 90 Prozent aller Informationen werden mit dem Auge erfasst. Eine gute Raumorientierung kommt deshalb nicht nur Menschen mit Sehbehinderung und Senioren mit nachlassender Sehkraft zugute, sondern allen. Es gilt, besonders auf ausreichende Hell-Dunkel-Kontraste zu achten, denn diese sind für die visuelle Barrierefreiheit besonders wichtig. Dabei geht es um das Wahrnehmen von Raumbegrenzungen und -elementen im Raum an sich. Türen und Stützen vor Wänden sollen klar erkennbar sein. Nachweislich erleichtern ausreichend starke Kontraste die Orientierung im Raum. „Orientierung" bedeutet auch Wiedererkennung. Bei der Farbgestaltung nahezu baugleicher Büroebenen ist dieser Gesichtspunkt von Bedeutung.
Vor der Neugestaltung des zuvor von der Telekom genutzten Verwaltungsgebäudes waren alle Flure weiß gestrichen. Das sollte geändert werden, denn der Eindruck war nicht nur uniform, die Bauelemente waren auch nicht klar voneinander zu differenzieren.

Das Darmstädter Architekturbüro Lengfeld & Wilisch hatte den Bau einst konzipiert und war auch mit den Umbau- und Renovierungsarbeiten für HlfGP beauftragt. Aufmerksam geworden durch einen Vortrag der Studioleiterin des Caparol FarbDesignStudios Margit Vollmert, hatte sich das Büro wegen einer farblichen Unterstützung an die Designabteilung gewandt.
Die Diplom-Designerinnen Margit Vollmert und Martina Lehmann entwickelten daraufhin ein Farbkonzept für Treppenhaus und Flure, das die Kriterien der visuellen Barrierefreiheit erfüllt und gleichzeitig eine positive Raumstimmung schafft. „Das Gestalten mit barrierefreien Kontrasten ist immer eine Herausforderung", sagt Martina Lehmann. Denn für markante, barrierefreie Kontraste ist der Einsatz auch dunklerer Farbnuancen notwendig, gleichzeitig wird häufig eine helle Atmosphäre gewünscht. Die Festlegung der fünf kräftigen Akzentfarben für die jeweiligen Stockwerke war deshalb kompliziert, weil sie nicht zu intensiv und plakativ sein sollten. Bei der Farbauswahl hatten mehrere Gruppen des Hauses ein Mitspracherecht, erzählt Nicole Kirchner von der Dezernatsleitung des Landesamtes, deshalb habe es länger gedauert, bis die endgültige Entscheidung getroffen wurde – weil die Auffassungen unterschiedlich waren.
Die Farbkontraste bei der visuellen Barrierefreiheit sind je nach Relevanz sehr stark. Das ist für viele Betrachter ungewohnt und gewöhnungsbedürftig. Eine Formel, die Michelsen-Formel, hilft bei der Ermittlung optimaler Kontrastverhältnisse zweier Farbtöne zueinander. Sie kam im Flurbereich zum Einsatz, um vorhandene Säulen von der Rückwand ausreichend abzusetzen und als Hindernisse erkennbar zu machen.

Das Farbkonzept im Detail

Die Stützen wurden weiß (3D Hellweiß) belassen und heben sich jetzt deutlich vom dunkleren Hintergrundton ab, der in den fünf Geschossen variiert. Trotz des starken Kontrastes entsteht eine feine, prägnante Wirkung.
Jede der fünf Geschossfarben ist schon beim Verlassen des Aufzugs und im Treppenhaus durch die zum jeweiligen Flur führende Glastür sichtbar. Sie setzt sich auf der gegenüberliegenden Flurseite mit Säulenreihe fort, wodurch spannende Blickperspektiven entstehen. Je nach Lichtsituation und -reflektion beeinflusst die kräftige Leitfarbe die Umgebung, was zu interessanten Farbveränderungen führt. Ein durchaus geplanter und erwünschter Effekt.
Die gegenüberliegenden Wände sind in einer zarten Grünnuance (3D Oase 25) bewusst hell belassen, sie bringen Frische und Licht in die innenliegenden Flure. Ein weiterer, verhüllter Grüngrauton (3D Malachit 20) kommt an den Stirnwänden der Querflure zum Einsatz. Dieser etwas dunklere Grünton gibt dem Auge Halt und begrenzt optisch die langen Flure.
Für das Erdgeschoss wurde ein helles Rot (3D Barolo 75) als leuchtende, warme Leitfarbe ausgewählt. Der im ersten Stock dominierende moosgrüne Farbton (3D Pinie 45) erinnert an Wiesen und Natur. Das zweite Geschoss ist farblich durch einen pastelligen Mauveton (3D Flamenco 40) gekennzeichnet. Ein Stockwerk darüber wird der Besucher von einer petrolblauen Leitfarbe (3D Arctis 65) empfangen. Im fünften Geschoss angekommen, übernimmt ein milchiges Kaffeebraun (3D Ceramic 10) die leitende Rolle. In allen Geschossen ziehen sich konstant die zwei dezenten Grüntöne (3D Malachit 20 und 3D Oase 25) durch. Sie harmonieren mit allen Geschossfarben, jedoch liegt der Kontrast zwischen Wandfarbton und weißen Türen unterhalb des erforderlichen Kontrastwerts und gilt nicht als barrierefrei. Trotzdem setzen sich die Türen von den hell getönten Wandflächen ab und werden besser wahrgenommen als in der ursprünglichen Weißfassung. Dieser Kompromiss wurde bewusst eingegangen, denn der Kontrast zwischen Akzentwand und Säule hat Priorität. Die Atmosphäre sollte eben auch nicht zu kurz kommen und möglichst hell und einladend wirken.

Visuelle Barrierefreiheit

„Die Bedeutung der visuellen Barrierefreiheit ist noch lange nicht überall bekannt, noch weniger, dass es hierfür Ansätze und Beratungsmöglichkeiten gibt", erklärt Margit Vollmert. „Im Sinne aller Sehbehinderten und Sehenden hoffen wir, dass dieses positive Beispiel Schule macht. Damit die Bildung von guten Raumatmosphären unter Berücksichtigung der visuellen Barrierefreiheit im öffentlichen Raum Standard wird."
Architekt Alexander Heinigk erklärt dazu: „Unser Architekturbüro Lengfeld & Wilisch Architekten PartG mbB hat sich bei diesem Auftrag ausführlich mit der visuellen Barrierefreiheit befasst. Sie wird durch ein Farbkonzept, das für jedes Geschoss eine eigene Farbkomposition vorsieht, unterstützt. Neben einer klaren Zuordnung der Geschosse erreichen wir damit eine ansprechende, harmonische und individuelle Farbgestaltung der Bürogeschosse. Die Umsetzung in Zusammenarbeit mit dem Caparol-FarbDesignStudio ist bei diesem Projekt hervorragend gelungen. Ich glaube, dass die Kontrastgestaltung künftig eine größere Rolle in der Architektur spielen wird, weil unsere Gesellschaft immer älter wird und sich die sensorischen Fähigkeiten mit zunehmendem Alter verändern. Eine klare Erkennbarkeit von Hindernissen im Gebäudeinneren trägt zur Vermeidung von Unfällen bei und hilft bei der Orientierung." Edin Omic von der Firma EDO Gesellschaft für Trockenbau mbH (Maintal) sagt über die Farbgestaltung: „Für mich persönlich war visuelle Barrierefreiheit etwas Neues. Die Planer haben die Farben vorgegeben. Es kam mir ein bisschen bunt vor, aber am Ende ist alles sehr schön geworden."
Nicole Kirchner von der Dezernatsleitung des Landesamtes hat den Prozess der Neugestaltung der Innenräume von Anfang an miterlebt. „Wenn man anfangs den Plan sieht, kann man sich das Resultat noch nicht so richtig vorstellen", gesteht sie. Mit dem Ergebnis ist sie sehr zufrieden: „Es ist wirklich schön geworden, und die Orientierung funktioniert gut. Diese Rückmeldung bekommen wir auch von den Beschäftigten."

Verwendet wurden die folgenden Caparol-Farbtöne:
3D Barolo 75, 3D Pinie 45, 3D Flamenco 40, 3D Arctis 65, 3D Ceramic 10, 3D Oase 25, 3D Malachit 20 und 3D Hellweiß.

Autorin: Petra Neumann-Prystaj
Fotos: Alex Becker Fotografie & Film

Bautafel:

Objekt:
Hessisches Landesamt für Gesundheit und Pflege

Bauherr:
Hessisches Landesamt für Gesundheit und Pflege

Architekt:
Lengfeld & Wilisch Architekten PartG mbB

Ausführung:
EDO Gesellschaft für Trockenbau mbH

Caparol Außendienst:
Ralf Böhmer, Philipp Burger

Farbkonzept:
Dipl. Des. Margit Vollmert, Dipl. Des. Martina Lehmann, Caparol FarbDesignStudio

Fertigstellung:2023

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