Dieser globale Aufruf gegen Schuldenungerechtigkeit macht zugleich auf die sich durch den Klimawandel verschärfende Ungleichheit aufmerksam, die besonders gefährdete Staaten daran hindert, grundlegende Menschenrechte zu gewährleisten. „Viele Länder mit niedrigen Einnahmen zahlen mehr für den Schuldendienst als für öffentliche Gesundheit, Bildung und Maßnahmen gegen den Klimawandel“, erklärt Athena Peralta, Direktorin der ÖRK-Kommission für Klimagerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung.
Sri Lanka in der Schuldenfalle
Die Auswirkungen nationaler Überschuldung erlebte beispielsweise die Bevölkerung in Sri Lanka im Jahr 2022, als das Land aufgrund der Folgen der Corona-Pandemie und Misswirtschaft zahlungsunfähig wurde. Als Sicherheit für die Zahlung des immens hohen Schuldendienstes an ausländische Gläubiger verlangte der Internationale Währungsfonds von der Regierung in Colombo strikte Sparmaßnahmen. Diese führten wiederum zum Verkauf von Staatseigentum und zur Einführung regressiver Steuern. Die Überschuldung bekam die Bevölkerung mit sinkenden Einkommen und hohen Preisen für Grundnahrungsmittel unmittelbar zu spüren. Politische und soziale Unruhen waren die Folge. Die Methodistenkirche in Sri Lanka, Mitglied der VEM-Gemeinschaft, trug damals dazu bei, die aufgeheizte Stimmung im Land durch politischen Ausgleich und die Verteilung von Lebensmitteln zu beruhigen. Bis heute geht ein Großteil der Staatseinnahmen in den Auslandsschuldendienst, weil der Schuldenerlass viel zu gering war. Die Gefahr einer erneuten Umschuldung ist für das Land deshalb nicht gebannt.
Es braucht eine echte Reform der internationalen Finanzarchitektur
Inspiriert durch das in der Bibel geforderte Erlassjahr (Leviticus 25) und die Aussage in Römer 5,5 „Hoffnung lässt nicht zuschanden kommen“, fordert die Kampagne zu einer grundlegenden Reform der internationalen Finanzarchitektur auf. Diese umfasst den sofortigen Erlass und die Umstrukturierung ungerechter Schulden sowie die Anwendung von Reformen, die das menschliche und ökologische Wohlergehen über den Profit stellen, und einen transparenten und gerechten Schuldenrahmen unter dem Dach der Vereinten Nationen, um Gerechtigkeit und Rechtsverbindlichkeit zu gewährleisten.
Bis zum G20-Gipfel im November dieses Jahres in Südafrika sollen mit einer Petition allein in Deutschland 500.000 Unterschriften gesammelt werden, um politischen Druck auf die Regierungen der Gläubigerstaaten auszuüben. Die Möglichkeit, den Aufruf zu unterschreiben, gibt es hier: www.erlassjahr2025.de. Die Kampagne läuft bis zum Januar 2026.
Pfarrer Helmut Müller, Koordinator im Regionalen Dienst der VEM und Mitglied im Bündnisrat von „erlassjahr.de“, meint: „Die hohen Schulden töten – schon jetzt. Zu Recht stellt Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag 2025 heraus, dass hohe Schulden längst zu einem Kontrollinstrument geworden sind, mit dem einige Regierungen und private Finanzinstitute der reichsten Länder ohne Skrupel die menschlichen und natürlichen Ressourcen der prekär verschuldeten Länder wahllos ausbeuten, um die Nachfrage ihrer eigenen Märkte zu befriedigen. Es ist ein zentrales Anliegen der Kampagne, die Ursachen der Schulden anzugehen und das globale Finanzsystem grundlegend zu reformieren. Es geht um Solidarität und Gerechtigkeit. Deshalb ist es der VEM ein zentrales Anliegen, diese Kampagne aktiv zu unterstützen.“
Stichwort „erlassjahr.de“
Das deutsche Entschuldungsbündnis „erlassjahr.de – Entwicklung braucht Entschuldung e. V.“ setzt sich dafür ein, dass den Lebensbedingungen von Menschen in verschuldeten Ländern mehr Bedeutung beigemessen wird als der Rückzahlung von Staatsschulden. “erlassjahr.de“ wird von mehr als 500 Organisationen aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft bundesweit getragen und ist eingebunden in ein weltweites Netzwerk nationaler und regionaler Entschuldungsinitiativen.
Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) mit Büros in Wuppertal, Indonesien und Tansania ist eine internationale, gleichberechtigte Gemeinschaft von 39 Mitgliedern, darunter 32 evangelische Kirchen in Afrika und Asien sowie sechs deutsche EKD-Kirchen und den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Die VEM verfolgt konsequent ein ganzheitliches Missionsverständnis. Dazu gehört, die Lebensumstände notleidender und benachteiligter Menschen unter Achtung ihrer persönlichen Würde und Berücksichtigung ihres kulturellen Kontexts zu verbessern.
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