Mästen Vogelsberger Landwirte neben Schweinen und Rindern in Zukunft auch Maden? Andreas Köck und Oliver Klein, Gründer des Unternehmens Entosolutions GmbH in Gießen, jedenfalls können sich vorstellen, aus dem Vogelsbergkreis eine Modellregion zu machen, in der Insektenprotein aus Bauernhand kommt. In einem gut einstündigen Vortrag stellten die beiden Unternehmensvertreter ihre Visionen in der jüngsten Ortslandewirteversammlung in der Turnhalle in Frischborn vor – mit dem Ziel, „einige Landwirte zu finden“, die bei diesem Projekt, das von der Justus-Liebig-Universität in Gießen und dem Frauenhofer-Institut mitgetragen wird, einsteigen.

„Es war ein ereignisreiches Jahr“, mit diesem Satz hatte Kreislandwirt Andreas Kornmann die Ortslandwirte schon im vergangenen Jahr begrüßt. Er wählt ihn nun erneut, schließlich war es das, ein ereignisreiches Jahr für die Landwirtschaft, die Politik in Deutschland, der EU, weltweit. „Letztes Jahr haben wir demonstriert gegen die Politik der Ampel“, sagt Kornmann und erinnert an das Ampel-Aus im November und die Neuwahl, bei der ein Politikwechsel gewählt worden sei. „Wir wollen den auch spüren“, fordert Kornmann, „wir wollen weg von überbordender Bürokratie hin zu einer vernünftigen Wirtschaftspolitik mit Maß und Ziel.“

Auch Michael Ruhl, Staatssekretär im Hessischen Landwirtschaftsministerium, greift den Begriff des „ereignisreichen Jahres“ auf, spricht die klimatischen Bedingungen an und natürlich den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest, der Geflügelpest, der Blauzungenkrankheit und der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg, „bei der dieser eine Fall unsere Märkte durcheinandergebracht hat“.

Auch wenn die weltpolitische Lage im Moment sehr instabil sei, auf Europa schaut Ruhl „mit etwas mehr Zuversicht“. Der neue Agrarkommissar Christophe Hansen habe „Verständnis für die Agrarpolitik und eingesehen, dass auf EU-Ebene einiges einfacher laufen muss“. Auf die Bundesebene schaut Ruhl „mit großer Spannung“ und hat die klare Erwartung, dass sich zum Beispiel bei der Planungssicherheit und beim Bürokratieabbau etwas tun muss. Insgesamt, so der Staatssekretär „bin ich guten Mutes, dass landwirtschaftliche Betriebe als Betriebe behandelt werden und nicht als Problem.“ Auf die Landespolitik eingehend, hat Ruhl die Hoffnung, dass es – im Gleichklang mit der Bundespolitik – auch auf dieser Ebene ein Stück weit einfacher geht im Bereich des Bürokratieabbaus.

„Wir bekennen uns klar zur Tierhaltung“, formuliert Michael Ruhl einen der Schwerpunkte der Landesregierung. Die Tierhaltung sei deutlich zurückgegangen, „ich sage, tiefer darf es nicht mehr gehen“. Zudem sollten nach Vorstellung der Landesregierung regionale Schlachtstätten, dort, wo es möglich und machbar sei, erhalten bleiben. Ruhl wies zudem auf das vom Land geförderte Projekt Ökomodellregion hin. Ziel sei es, regionale Wertschöpfungsketten zu unterstützen. „Trendwende Wolf“ lautete das nächste Stichwort. Mit der Aufnahme des Wolfes ins hessische Jagdrecht sei sehr viel Druck auf die Bundesregierung ausgeübt worden. Abschließend kündigt Ruhl an, dass die Landesregierung künftig 85 Prozent der Kosten beim Herdenschutz übernehme, zudem sei kein Gentest mehr erforderlich bei einem Wolfsriss.

Auf ein ganz aktuelles Thema geht Landrat Dr. Jens Mischak ein: das Eindringen von Aktivisten der Tierrechtsorganisation „Animal Rebellion“ auf den landwirtschaftlichen Betrieb des bayerischen Bauernpräsidenten Günther Felßner. Dort protestierten sie gegen eine mögliche Ernennung Felßners zum nächsten Bundeslandwirtschaftsminister. „Die letzten drei Landwirtschaftsminister kamen nicht vom Fach, es hätte vielleicht dem Land gutgetan, wenn jetzt jemand vom Fach das Amt übernimmt“, so Landrat Mischak. Mit der Besetzung des Hofes seien eindeutig Grenzen überschritten worden, das sei kein legitimes Mittel der Diskussion. „Wir haben viel mehr verloren als diesen einen Menschen, der das Ministerium nun nicht mehr übernehmen will“, unterstreicht der Landrat nachdenklich.

Von der neuen Bundesregierung fordert er, „verkrustete bürokratische Strukturen aufzubrechen“, denn mit langen Genehmigungsverfahren „bremsen wir uns selbst aus“. Zudem erwartet der Landrat angesichts ständig steigender Sozialabgaben ein klares Signal von der Bundesregierung: „Leistung muss sich wieder lohnen.“ Schließlich gehe es auch um die Frage, wie die Lücke zwischen Metropolregionen und dem Land geschlossen werden könne.

Dass Landwirte das Tierwohl nicht im Auge hätten – für den Landrat ist dies ein „absurder Vorwurf“. Grundlage sei doch, „dass sich der Landwirt um das Tierwohl und um seine Flächen kümmert“. Die Landwirtschaft sorge für Ernährungssicherheit und schone die Ressourcen. Dr. Mischak abschließend: „Die Landwirtschaft ist am Ende nicht das Problem, sondern die Lösung!“

Neben Lorenz Kock, neuer Leiter des Amtes für Wirtschaft und den ländlichen Raum, gehen seine Stellvertreterin Dorothea Mauß und Dr. Robert Riße, Tierarzt im Amt für Veterinärwesen und Verbraucherschutz, auf aktuelle Entwicklungen in ihren Fachbereichen ein, ehe Andreas Köck und Oliver Klein ausführlich zum Thema „Insektenprotein in Bauernhand“ referieren. Im Schweinefutter seien 5 Prozent tierisches Protein aus Fisch- oder Tiermehl enthalten. Dies könne durch Insektenprotein ersetzt werden. Die Firma Entosolutions verbinde den industriellen Ansatz mit landwirtschaftlichen Strukturen, um diese Insektenproteine zu erzeugen. In einer Powerpoint-Präsentation zeigen die Referenten, wie ein solches Gemeinschaftsprojekt am Ende aussehen könnte: In einer Systemhalle stehen 1200 Mastpaletten mit Insekten, es gibt unter anderem eine Fütterstation, eine Kühlschleuse und einen Mikroalgenluftwäscher. 

Apropos Zukunft: „Wir als Amt für Wirtschaft und den ländlichen Raum möchten Ihnen als Partner zur Verfügung stehen und gemeinsam mit Ihnen die Zukunft entwickeln“, so die Botschaft, die Amtsleiter Kock den Landwirten mit auf den Weg gibt. 1310 Landwirte gibt es derzeit noch im Vogelsbergkreis, Lorenz Kock würde sich wünschen, „wenn wir auch in zehn Jahren noch so viele hätten“.

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