Zum diesjährigen Tag gegen Lärm am 30. April macht die Deutsche Stiftung Meeresschutz darauf aufmerksam, dass der ständig stärker werdende Lärmpegel in den Meeren für viele Meerestiere eine krank machende, mitunter tödliche Umweltbelastung ist.

»In Salzwasser breiten sich Schallwellen, abhängig vom Grad der Salinität und der Wassertemperatur, 4- bis 5-mal schneller aus als in Luft. Meerestiere, die von einem intakten Hörvermögen abhängen, wie Delfine, Wale oder Robben, leiden zunehmend unter der Verlärmung ihrer Lebensräume. Die damit verbundenen teilweise tödlichen Folgen werden immer noch unterschätzt. Auch weiß man nur wenig über die Auswirkungen von Lärm auf Knochen- und Knorpelfische, am Meeresboden lebende Tiere oder auf Meeresreptilien wie Meeresschildkröten«, erklärt der Biologe Ulrich Karlowski von der Deutschen Stiftung Meeresschutz.

Es wird immer lauter

In den vergangenen 50 Jahren hat sich der Lärmpegel in den Ozeanen rasant verstärkt. Verursacher sind hauptsächlich der Schiffsverkehr sowie die Öl- und Gasförderung im Meer. Diese erzeugen eine kontinuierliche, unnatürliche Beschallung. Diese maskiert natürliche Geräusche, die Meerestiere zur Orientierung benötigen. Außerdem werden sich nähernde Feinde nicht mehr gehört, Kommunikation, Jagd und Navigation sind teilweise in lebensbedrohlichem Umfang erschwert.

Quellen für Unterwasserlärm

  • militärische Sonare
  • Unterwassersprengungen von Altmunition
  • militärische Übungen oder Gefechte bei kriegerischen Auseinandersetzungen
  • Lärm von Schiffspropellern und Fahrgeräuschen der internationalen Handelsflotten, von Kreuzfahrtschiffen und Freizeitbooten
  • 3D-Fächersonare zur Suche von Rohstoffquellen (Öl und Gas) im Meeresboden (Airguns/Schallkanonen)
  • Bau und Betrieb von Industrieanlagen im Meer wie Offshore-Windräder, Öl- und Gasplattformen, LNG-Terminals, CCS-Anlagen zur Verpressung von Kohlendioxid im Meeresboden oder Hafenterminals und touristisch genutzte Marinas

Hierbei zählen die Unterwassersprengung von Altmunition und der Einsatz von Airguns bei der Suche nach Öl- und Gaslagerstätten im Meeresboden zu den stärksten menschengemachten Schallemissionen. Im Nahbereich wirken sie direkt tödlich.

Mittelmeer und Nord- und Ostsee sind lärmintensive Lebensräume

Das Mittelmeer und die Nord- und Ostsee gehören zu den am stärksten mit Lärm belasteten Meeresgebieten. Wenn Meeressäuger wie Delfine oder Schweinswale Hörschäden erleiden, sind sie weniger erfolgreich bei der Jagd. Zudem können Kälber den Kontakt zur Mutter verlieren, wenn diese schwerhörig ist. »Kontinuierlicher Lärm verursacht Stress, führt zu Taubheit, schädigt das Immunsystem, vertreibt Tiere aus ihren Lebensräumen und senkt ihren Fortpflanzungserfolg«, erklärt Karlowski.

Selbst in Meeressäuger-Schutzzonen im Mittelmeer ist es viel zu laut. So etwa im Pelagos-Schutzgebiet im Ligurischen Meer, in der Straße von Sizilien, in Teilen des Hellenischen Grabens, aber auch in den Gewässern zwischen den Balearen und dem spanischen Festland. Dies zeigte eine zehnjährige Analyse von Wissenschaftlern aus Frankreich, Italien, der Schweiz und den USA aus dem Jahr 2016.

Weitreichende Störungen beim Einsatz von Airguns bei seismischen Untersuchungen des Meeresbodens

Eine Studie des Umweltbundesamtes (UBA) zeigte bereits 2014, dass die impulshaften Schallemissionen von Airguns (Schallkanonen) noch in 2.000 Kilometern Entfernung Meeressäuger stören. Airguns kommen zum Einsatz, um Gas- und Ölfelder im Meeresboden zu lokalisieren. Der Störeffekt kann dabei sowohl die Physis als auch die Psyche der Tiere verschlechtern.

In Entfernungen ab 1.000 km wandeln sich die ursprünglich sehr kurzen Schallimpulse zu einem kontinuierlichen Rauschen. Das kann die Verständigung von Delfinen und Walen auf nur ein Prozent des natürlichen Verständigungsraumes einengen. Es ist, als ob man sich plötzlich ohne künstliche Beleuchtung in ständigem Dämmerlicht zurechtfinden müsste.

Blue Speeds: langsamere Schiffe erzeugen weniger Lärm und Klimagase

Im März 2021 legte das belgische Umweltministerium zwei Studien vor, die zeigten, dass bei einer Senkung der Fahrgeschwindigkeit von Frachtschiffen um 25 % nicht nur signifikant weniger Klimagase und Ruß entstehen. Auch das Ausmaß des Unterwasserlärms sinkt deutlich.

Zudem hätten große Wale bessere Chancen, den für sie meist tödlich verlaufenden Kollisionen mit Schiffen zu entgehen, wenn Schiffe mit drei Viertel ihrer Maximalgeschwindigkeit, der sogenannten Blue Speed, fahren.

Das Blaue Manifest: für weniger Lärm in den Meeren

Gemeinsam mit rund 140 Umweltschutzorganisationen fordert die Deutsche Stiftung Meeresschutz im »Blauen Manifest« – einem Fahrplan für gesunde Meere 2030 – eine deutliche Verringerung des Nutzungsdrucks auf europäische Meere bis 2030, darunter auch verpflichtende Geschwindigkeitsreduzierungen in der Schifffahrt.

Zum Hintergrund: International Noise Awareness Day (Tag gegen den Lärm)

Jeden letzten Mittwoch im April findet der International Noise Awareness Day (Tag gegen den Lärm) statt. Der Anti-Lärm-Tag ist eine Initiative des Center for Hearing and Communication (CHC) aus den USA und fand zum ersten Mal 1996 statt. Mit ihm will man das Bewusstsein für schädliche Auswirkungen von Lärm auf das Gehör, die Gesundheit und die Lebensqualität der Bevölkerung schärfen. In Deutschland gibt es ihn seit 1998. Das diesjährige Motto lautet: »Ruhe rockt!«

Über Deutsche Stiftung Meeresschutz (DSM)

Die Deutsche Stiftung Meeresschutz (DSM) ist eine Treuhandstiftung, die 2007 gegründet wurde. Ziel unserer Arbeit ist es, der Ausbeutung der Weltmeere und der Vernichtung ihrer Bewohner etwas entgegenzusetzen. In Kooperation mit engagierten Forschern und Organisationen rund um den Globus fördern und verwirklichen wir Projekte und Aktionen zum Erhalt des Lebens in den Meeren. Ermöglicht wird dies durch Spenden.

Wir sind Mitglied im europäischen Meeresschutzbündnis Seas At Risk (SAR / seas-at-risk.org), in der Deep Sea Conservation Coalition (DSCC / deep-sea-conservation.org) und sind Netzwerkpartner der UN-Dekade der Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung (2021 – 2030) in Deutschland (Ozeandekade / ozeandekade.de).

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

Deutsche Stiftung Meeresschutz (DSM)
Brandgasse 4
41460 Neuss
Telefon: +49 (2131) 525130
Telefax: +49 (2131) 5251340
https://www.stiftung-meeresschutz.org/

Ansprechpartner:
Ulrich Karlowski
Vorstand
Telefon: +49 – 89 – 71 66 81 88
E-Mail: info@stiftung-meeresschutz.org
Für die oben stehende Story ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel