Um das Potenzial von Holzprodukten für Klimaschutz und nachhaltiges Wirtschaften auszuschöpfen, ist die Bundespolitik dringend gefordert. Gleichzeitig muss sich der Bund verstärkt mit den Akteuren auf Länder- und EU-Ebene abstimmen. Das wurde beim Parlamentarischen Abend des Deutschen Holzwirtschaftsrates (DHWR) am 2. Juni in Berlin deutlich.

Der Einladung des DHWR in die Parlamentarische Gesellschaft waren unter der Schirmherrschaft des Bundestagsabgeordneten Dirk Wiese (SPD) zahlreiche Abgeordnete aus Regierungs- und Oppositionsfraktionen gefolgt. Rund ein halbes Jahr nach der Unterzeichnung des Koalitionsvertrages wurde deutlich, dass die Regierung und ihre Fraktionen bei wald- und holzpolitischen Vorhaben der Ampel-Koalition nun handeln müssen. Die Zeit drängt.

„Damit zentrale Vorhaben der Koalition Realität werden, brauchen wir schnell praxisnahe Reformen, sonst rutschen wir in eine Rezession und werden die Ziele nicht nur im Wohnungsbau, sondern auch in der Umweltpolitik meilenweit verfehlen”, warnte DHWR-Präsident Erwin Taglieber. Beispiel Gebäudeförderung: „Für das neue Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) ist der Mangel an anerkannten Zertifizierern eklatant. Nur wenn wir Energieberatern schnell ermöglichen, QNG-Zertifizierungen vorzunehmen, kann die Regierung den Förderstau auflösen“, so Taglieber. „Hier brauchen wir schleunigst eine Lösung, sonst nützt auch die beste Holz- und Leichtbaustrategie nichts“, sagte der DHWR-Präsident. Zugleich warnte er vor weiteren Nutzungsbeschränkungen im Wald, wie sie in Teilen der Regierung angedacht sind. „Wer klimafreundlich wirtschaften will, benötigt mehr nachhaltig aus regionalen Quellen gewonnenes Holz, nicht weniger. Wir brauchen daher eine Folgenabschätzung des Klimaschutzgesetzes, wie sie auch in der SPD gefordert wird“, mahnte er. „Solch eine Folgenabschätzung wird zeigen: Eine Stilllegungsprämie für ungenutzte Forsten ist auch aus klimapolitischer Sicht ein Irrweg. Seien es Verpackungen, Werkstoffe, Möbel, Fenster oder andere Erzeugnisse: Wir dürfen Holzprodukte als Klimaschützer nicht in den Schatten stellen“, warnte der DHWR-Präsident.

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion erörterten Abgeordnete aus Regierung und Opposition zentrale von den Ampel-Parteien im Koalitionsvertrag genannte Vorhaben. Dirk Wiese, der mit dem Hochsauerlandkreis einen sehr waldreichen Wahlkreis vertritt, wies auf das große Potenzial der Holznutzung im Einklang mit dem Klimaschutz hin. Statt auf eine pauschale Stilllegung zu setzen, plädiert Wiese für eine deutliche Ausweitung des Bauens mit Holz, auch um so die Fixierung von Kohlenstoff im Gebäudebestand zu steigern. Dafür müssten der Bauwirtschaft aber genügend Mengen an heimischem Rohstoff zur Verfügung stehen, hob der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende hervor. Die Holzindustrie sieht Wiese als Dreh- und Angelpunkt der Bioökonomie. „Unternehmen der Branche, die unter anderem bei der Ökobilanzierung vorangehen, zeigen, wie gut es sich mit kleinem CO2-Fußabdruck läuft.”

Holz-, Leichtbau und Ressourcensicherungsstrategie vorantreiben
Kassem Taher Saleh, Obmann von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestagausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen hebt das Potenzial von Holz als Baustoff hervor. „Auf Gebäude- und Bausektor sind derzeit rund 30 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen zurückzuführen. Die nachhaltige Nutzung von Holz zum Ersatz von Produkten mit hohem CO2-Fußabdruck ist Teil der Lösung, um die Erderhitzung zu mindern,” betonte Taher Saleh. Deshalb wolle die Ampel die konkrete Formulierung einer Holzbau-, Leichtbau- und Ressourcensicherungsstrategie nun in den nächsten Monaten vorantreiben.

Erreichen der Wohnungsbauziele mit Holz
Angesichts steigender Baukosten, die auch besonders nachhaltiges Bauen betreffen, erinnerte die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Carina Konrad, an die Potenziale modernen nachhaltigen Bauens. Das Bauwesen sei auf verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen, die Innovationen ermöglichten. Den Unternehmen sagte sie zu, die rechtlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen und Hindernisse abzubauen. Die Entwicklung alternativer und innovativer Baustoffe biete eine Chance, Häuser in Zukunft schneller, nachhaltiger und hochwertiger zu errichten. Holz sei aus technischen und wirtschaftlichen Gründen auch besonders zur Nachverdichtung und Aufstockung von Bauwerken geeignet. „Serielles Bauen mit Holz als Baustoff bietet somit erhebliche Möglichkeiten, kostengünstig und innovativ zu bauen und damit einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Wohnungsbauziele zu leisten“, sagte Konrad.

Wert als heimisch verfügbarer Energieträger
Für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion machte Andreas Jung deutlich, dass die Nutzung von Holz weit über Bau und verbrauchernahe Produkte hinausgehe. „Wir brauchen auch die energetische Verwendung von Holz, zumal wenn sie in regionalen Kreisläufen mit kurzen Transportwegen abläuft. ‚Schützen durch Nützen‘ heißt dabei der Grundsatz für eine nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder“, so der stellvertretende CDU-Vorsitzende. In der aktuellen Situation zeige sich deutlich, welchen Wert heimisch verfügbare Energieträger für unsere Energiesicherheit haben. „Die Bundesregierung darf die meist mittelständisch geprägten Unternehmen der Holzwirtschaft angesichts aktueller und auch künftig durch den Ukraine-Krieg zu befürchtender Turbulenzen nicht allein lassen“, mahnt Jung.

Über den DHWR Deutscher Holzwirtschaftsrat e.V.

Am 13. Juli 1949 gründeten zehn Verbände der Holzwirtschaft in Wiesbaden den „Holzwirtschaftsrat des Vereinigten Wirtschaftsgebiets“. Der Deutsche Holzwirtschaftsrat vertritt heute über seine Mitgliedsverbände 70.000 überwiegend mittelständische Betriebe, die mit 650.000 Beschäftigten einen jährlichen Umsatz von 120 Milliarden Euro generieren. Die Dachorganisation der deutschen Holzwirtschaft deckt damit die gesamte Wertschöpfungskette des Rohstoffes Holz ab. Diese reicht vom Waldholz, das von der Säge-, Holzwerkstoff- sowie Zellstoff- und Papierindustrie bearbeitet wird, über die Weiterverarbeitung von Holz und Holzprodukten in der Möbel- und Packmittelindustrie, in der Pelletproduktion sowie in den Handwerksbetrieben und im Holzbau bis hin zum Vertrieb durch den Handel. Der Kreislauf schließt sich durch das Recycling von Altpapier und Holz.

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