Der EZB-Rat hat in seiner heutigen Sitzung die Einstellung des Anleihen-Ankauf-Programms und eine erste Anhebung Leitzinses beschlossen. Damit wird die EZB den Ausstieg aus der langjährigen Negativzins-Situation nur teilweise einläuten, denn die Einlagezinsen für Kreditinstitute von – 0,5 Prozent bleiben unverändert. Prof. Dr. Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, kommentierte den Beschluss mit Blick auf die bayerischen Sparkassen und ihre Kunden: „Hier wurde abermals eine Chance verpasst, dabei wäre eine weitergehende Kurskorrektur bereits überfällig – nicht nur zur Inflationsbekämpfung, sondern auch zur Behebung von Fehlentwicklungen, die mit der jahrelangen Negativzinspolitik entstanden sind. Hier sitzen die Sparkassen mit den Sparerinnen und Sparern im gleichen Boot, denn ohne Zinsen läuft ihr Modell nicht rund. Der kumulierte Schaden aus den vergangenen Jahren könnte auch mit einer schrittweisen Normalisierung der Zinswelt erst allmählich wieder reguliert werden, doch so verschärft sich die Lage sogar weiter.“

Reuter warnte gleichzeitig davor, jetzt in der Inflationsbekämpfung zu zögerlich vorzugehen. Nach mehr als zehn Jahren anormaler Zinsen und der Ablehnung der Geldpolitik, ihren fehlerhaften Kurs früher behutsam zu berichtigen, blicke Deutschland heute auf die höchste Inflationsrate der Nachkriegszeit. Es solle nun alles unternommen werden, damit nicht die nächste Dekade von der Inflation geprägt wird. „Die Inflation muss jetzt unter Kontrolle gebracht werden. Die Zinsschritte dürfen nicht zu zögerlich sein, um Vertrauen zu bilden.“ Erst eine konsequente Anhebung aller Zinsinstrumente deutlich über Null hinaus würden auch die Geschäftspolitik der Sparkassen in einen Normalmodus zugunsten ihrer Einlegerinnen und Einleger zurückführen. Dann wären sie voraussichtlich in der Lage, auch die notwendigen Verwahrentgelte für hohe Einlagen bei den Sparkassen sukzessive zurückzufahren.

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