Die Märkte bewegen sich derzeit in einer Übergangsphase. Krisen und Wachstumsschwäche auf der einen, volle Auftragsbücher und Nachholbedarf auf der anderen Seite sorgen für Volatilität. Doch werden sowohl die USA wie China alles daransetzen, die Stimmung bis zum Herbst ins Positive zu drehen. „Im November stehen in den USA Zwischenwahlen an, in China findet der Parteitag der Kommunistischen Partei statt“, sagt Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM. „Beiden sind Ruhe an den Märkten und positive Nachrichten im Vorfeld wichtig.“

In den kommenden Monaten und bis in das Jahr 2023 hinein wird die Dynamik des Weltwirtschaftswachstums nachlassen. Konjunktureller Gegenwind kommt vor allem durch die hohen Inflationsraten und der deshalb restriktiveren Notenbankpolitik. Diese negativen Elemente sind in den Märkten aber bekannt und bereits eingepreist.

Auf der anderen Seite liegen in Europa die Auftragsbestände noch auf einem Rekordhoch und warten auf Abarbeitung. „Das sollte durchaus stützend wirken, zumal auch Unternehmen und Privatpersonen noch auf riesigen Cashbeständen sitzen“, so Gerlinger. Dieses Geld wird in den kommenden Monaten zu einem Teil investiert oder fließt in den Konsum. „Dies wirkt einer Rezessionsstimmung entgegen, da auch die höheren Energieausgaben deutlich geringer ausfallen als die vorhandenen beziehungswiese in Corona-Zeiten neu gebildeten Ersparnisse“, sagt Gerlinger.

Die auslaufenden Lockdowns in China führen zu einer weiteren Entspannung, insbesondere aufseiten der Lieferketten. Dies sollte ebenso stützend auf die Weltwirtschaft wirken. „Die vielfach an den Kapitalmärkten erwartete Rezession spiegelt sich derzeit nicht in den Wirtschaftsindikatoren wider“, sagt Gerlinger. „Sicherlich wird die Notenbankpolitik auf 12-Monats-Sicht ihre Wirkung aber nicht verfehlen.“ Deshalb muss mit einer nachlassenden Dynamik gerechnet werden, was die Fed im Spätherbst veranlassen könnte, die Zinsschrauben nicht weiter anzuziehen. Schließlich ist den Notenbankern daran gelegen, dass es zu einem „Soft Landing“ der US-Wirtschaft kommt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Weltwirtschaft in eine Rezession abgleitet, wird aktuell auf maximal 30 Prozent geschätzt. 

Dies liegt insbesondere auch daran, dass eine Rezession, die mit einem Bärenmarkt einhergehen würde, von zwei sehr starken Akteuren der Weltwirtschaft nicht gewollt sein kann. In den USA finden im November 2022 die Zwischenwahlen statt. Die nur kleine Mehrheit der Demokraten steht auf dem Spiel. Traditionell werden schlechte Wirtschaftszahlen immer eher der Partei des amtierenden Präsidenten angelastet als der Opposition. Und in China findet der Parteitag der Kommunistischen Partei statt. Ein Großereignis, das gefeiert werden will. Schlechte Wirtschaftsdaten könnten die Stimmung trüben, woran der Parteiführung nicht gelegen ist.

Insofern werden beide Wirtschaftsmächte wohl alles daransetzen, die konjunkturelle Stimmung zu heben. „Weil die Indikatoren noch nicht auf Rezession stehen, bedarf es nur geringer Impulse, um das Pendel umschlagen zu lassen“, sagt Gerlinger. „Schon etwas mildere Äußerungen der US-Notenbank zur Geldpolitik könnten das Sentiment drehen.“ Und auch ein expansiverer Kurs oder etwas ambitioniertere Wachstumsziele in China würden dazu beitragen.

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