Mehr als 40 Unternehmen, Finanzakteure und Organisationen haben branchenübergreifende Konzepte, Pilotprojekte und innovative Geschäftsmodelle für eine Circular Economy erarbeitet. Die Ergebnisse und die weitere Umsetzung der Pilotprojekte wurden heute vor mehr als 100 Teilnehmenden auf der ersten Zwischenkonferenz des CEWI-Projektes vorgestellt und diskutiert.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Vor dem Hintergrund von Klimakrise und Artensterben sei die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft unterschätzt. Auch für die Wirtschaft habe sich die Nicht-Verfügbarkeit von Rohstoffen durch die Beeinträchtigung von Lieferketten während der Pandemie durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine nochmal verschärft. Damit Rohstoffe mehr in echten Stoffkreisläufen geführt werden können, seien weitere technische Innovationen notwendig. „Wir brauchen aber aber auch soziale Innovationen, also neue Prozesse, neue soziale Praktiken, neue Organisationsformen, interdisziplinäre Ansätze,“ so Lemke. Sie würdigte deshalb, dass im CEWI-Projekt „Unternehmen ihre Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette besser miteinander verknüpfen, um den Kreislaufgedanken in die Realität umzusetzen.“

Während beim linearen Wirtschaften wertvolle Rohstoffe verschwendet und klimaschädliche Treibhausgase ausgestoßen werden, ist die Circular Economy eine Schlüsselstrategie für das Wirtschaften innerhalb der planetaren Grenzen. Damit der Wandel zur Circular Economy gelingt, müssen Unternehmen entlang der Wertschöpfungsketten gemeinsame, zirkuläre Strategien verfolgen. Dies gilt insbesondere für den Gebäude- und den Automobilsektor.

„Der Gebäudebereich macht nicht nur ein Drittel der deutschen CO2-Emissionen aus, sondern ist zudem extrem ressourcenintensiv und verursacht 55 Prozent des gesamten Abfallaufkommens in Deutschland", sagt Rebecca Tauer, Programmleiterin Circular Economy beim WWF Deutschland. „Konkrete Schritte zur Circular Economy bei Gebäuden sind eine verbesserte Materialeffizienz durch Leichtbau, eine verlängerte Lebensdauer für Wohn- und Bürogebäude durch Umnutzen, das Schließen der Stoffkreisläufe durch Wiederverwenden und Recycling sowie den Einsatz nachwachsender Rohstoffe."

Sollen Gebäude künftig im Einklang mit den Klimazielen gebaut werden und dabei Ressourcen schonen, muss bei der Gebäudefinanzierung angesetzt werden. Das Projekt ‚Circular Finance‘ erarbeitet Empfehlungen, wie deutsche Banken die Kriterien der EU-Taxonomie zeitnah anwenden sollten, sodass Mittel und Gelder verstärkt in den nachhaltigen Gebäudebau und -umbau fließen. „Zirkuläre Gebäude sollten Vorrang in der Finanzierung bekommen, denn sie bieten nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile. Zirkuläres Bauen führt zu wertstabileren Immobilien und damit zu geringeren Risiken für Banken und Kreditgebern", so Tauer weiter.

Der Automobilsektor gehört in Deutschland zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen. „Aufgrund politischer Vorgaben zur Reduktion der direkten Treibhausgasemissionen steht die Industrie unter erheblichem Transformationsdruck. Doch auch die aktuellen Material- und Lieferengpässe sorgen für eine verstärkte Auseinandersetzung mit Kreislaufwirtschaftskonzepten – gerade in den ressourcen- und treibhausgasintensiven Wertschöpfungsketten der Automobilbranche,“ sagt Susan Weide, Projektleiterin der Stiftung KlimaWirtschaft.

„Im heutigen Altfahrzeugrecycling werden Rohstoffe nur bedingt und in minderwertiger Qualität wiederverwendet, es ist effektiv ein System des Downcyclings“, betont Weide. Eine der sechs Projektgruppen hat ein Konzept für zentrale und branchenweite Verwertungsfabriken erarbeitet und diskutiert, um zu höheren Recyclingumfängen und homogeneren Sekundärrohstoffströmen zu kommen. „Diese Vorschläge sollen bestenfalls auch bei der kommenden Novellierung der EU-Altfahrzeugrichtlinie berücksichtigt werden“, so Weide weiter.

In dem Verbundvorhaben CEWI bringen die Stiftung KlimaWirtschaft, der WWF Deutschland und das Wuppertal Institut hierfür entscheidende Akteure aus den Sektoren Automobil und Gebäude zusammen. Die Ergebnisse des CEWI-Projektes sollen auf möglichst viele Sektoren und Geschäftsmodelle integrier- und skalierbar sein. „Es ist wichtig, dass die Ansätze, die im Rahmen dieses Projektes erarbeitet werden, auch für andere Unternehmen und die Politik als Vorbilder dienen und aufzeigen, wozu die Wirtschaft bereit ist und an welchen Stellen es aber auch noch Lücken in den Vorgaben der Politik gibt,” erklärt Nadine Braun, Co-Leiterin des Forschungsbereichs Stoffkreisläufe in der Abteilung Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut.

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Das Projekt CEWI wird durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert und fachlich begleitet. 

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