Auf dem Weg zur Weltnaturkonferenz endet heute in Nairobi die letzte Vorverhandlungsrunde für ein globales Abkommen zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Das Treffen ist die letzte Chance, eine ausreichende Grundlage für einen ambitionierten Vertrag auszuhandeln, den die 196 Vertragsstaaten der UN-Konvention zur Biologischen Vielfalt (CBD) im Dezember in Montreal verabschieden wollen. Nach Einschätzung des WWF blieb der dringend nötige Fortschritt allerdings aus. Besonders in Bereichen wie Finanzierung, Umsetzungsmechanismus, Flächen- und Artenschutzziele, die für einen erfolgreichen Abschluss nötig sind, kommen die verhandelnden Staaten nur sehr langsam voran oder treten sogar völlig auf der Stelle.

„Das Zögern der Verhandlungsstaaten ist fatal. Die artenreichsten Ökosysteme der Erde, darunter Regenwälder und Ozeane, sind unter starkem Druck durch Übernutzung von Flächen und natürlichen Ressourcen, Verschmutzung und die Klimakrise. Das globale Naturschutzabkommen ist so dringend wie nie und die letzte Chance für die Menschheit, das größte Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier zu stoppen und den Kollaps der Ökosysteme auf unserem Planeten zu verhindern“, warnt Florian Titze, Experte für internationale Politik beim WWF Deutschland.

Vor allem ohne eine Einigung auf ausreichende Finanzierung der Schutzmaßnahmen steht der erfolgreiche Abschluss der Weltnaturkonferenz auf der Kippe. Nach wie vor mangelt es an ambitionierten Verpflichtungen der reichen Länder im globalen Norden, darunter auch Deutschland, für die internationale Finanzierung zur Unterstützung der ärmeren Länder im globalen Süden. In den G7-Erklärungen der Umwelt- und Entwicklungsminister:innen unter deutscher Präsidentschaft wurden entsprechende Erhöhungen bereits zugesagt. Die Bundesregierung hatte zudem in ihrem Koalitionsvertrag festgelegt, die internationalen Mittel zum Erhalt der biologischen Vielfalt erheblich zu erhöhen. Diese Versprechen hält die Ampelkoalition bislang nicht ein, der Bundeshaushalt 2022 enthält keinerlei erhöhte Mittel in diesem Bereich. Aus Sicht des WWF müsste sie bei mindestens zwei Milliarden Euro pro Jahr liegen.

„Sowohl das Umwelt- als auch das Entwicklungsministerium haben die Notwendigkeit der internationalen Biodiversitätsfinanzierung anerkannt. Diese Zusagen müssen sich nun unbedingt im Bundeshaushalt für 2023 abbilden. Dafür ist auch das Finanzministerium gefragt“, fordert Florian Titze. Entgegen den Aussagen über die große Wichtigkeit im Vorfeld der Weltnaturkonferenz ist die biologische Vielfalt in der Prioritätenliste für den nächsten Haushalt bislang nicht vertreten.

„Wenn wir an der Artenvielfalt sparen, sparen wir am Schutz unserer eigenen Existenz. Gerade in Zeiten einer globalen Ernährungskrise ist der Erhalt der biologischen Vielfalt ein wichtiger Grundpfeiler. Artenvielfalt und Ökosysteme sind unsere Lebensgrundlagen und unersetzlich für unsere Nahrungsmittelsicherheit, unseren Wohlstand und letztlich auch unsere Sicherheit. Resiliente Ökosysteme sind die Grundbedingung für resiliente Gesellschaften.“

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