Die Welt steht vor immensen Herausforderungen, wir stehen nicht nur einer katastrophalen Klimakrise und dem damit einhergehendem Artensterben gegenüber, sondern auch Hunger, Armut und Ungerechtigkeit. Hinzu kommt der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, der einmal mehr unsere verheerende Abhängigkeit von fossilen Energien offengelegt hat. Die sieben größten Industriestaaten der Welt stehen in der Pflicht, sich diesen Herausforderungen zu stellen und aktiv Lösungen herbeizuführen. Deutschland kommt dabei mit dem diesjährigen G7-Vorsitz eine besondere Rolle und Verantwortung zu.

Mehr Verantwortung beim Klimaschutz

Den G7-Gipfel muss die Bundesregierung aktiv nutzen, um die klare Botschaft zu setzen: Aus den gegenwärtigen vielfachen Krisen führt nur konsequenter Klimaschutz und ein Signal zum Abschied von fossilen Energien heraus. Es gilt für die deutsche G7-Präsidentschaft, hier Impulse für mehr Ambition und die schnellere Umsetzung beschlossener Maßnahmen zu setzen. Gerade in Anbetracht von Energie- und Klimakrise gilt es, neue Lock-in Pfade insbesondere bei fossilem Gas zu vermeiden und die globale Energiewende voranzutreiben.
Bislang hat keiner der G7-Staaten nationale Klimabeiträge vorgelegt, die mit der im Pariser Klimaschutzabkommen vereinbarten 1,5-Grad-Grenze vereinbar sind. Die G7 müssen ihre Klimaziele und Maßnahmenpakete überarbeiten und eine glaubwürdige Strategie vorlegen, wie sie auf einen 1,5-Grad-Pfad kommen. Dazu zählt die Vereinbarung zum kompletten Ausstieg aus der Kohle bis 2030, sowie die Dekarbonisierung des Stromsektors bis 2035. Zudem muss das beschlossene Ende der Subventionen für fossile Brennstoffe endlich umgesetzt werden.
Doch nicht nur bei den eigenen Klimaschutzmaßnahmen müssen die G7 nachlegen, sondern auch in Form von internationaler Unterstützung: Die G7 haben es bisher versäumt, Fortschritte bei ihrer Verpflichtung zu machen, ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar zur internationalen Klimafinanzierung beizutragen. Es müssen rasch konkrete Maßnahmen folgen, um Vertrauen zwischen den Vertragsparteien zu stärken. Die Industriestaaten müssen ihre ausstehenden Beiträge zum einen ausgleichen und zum anderen den Weg für ein neues Finanzierungsziel für die Zeit nach 2025 bereiten.

Mehr Verpflichtungen zum Erhalt der Biodiversität

Neben der Klimakrise sind das globale Artensterben und die fortschreitende Zerstörung der Ökosysteme die größte ökologische Herausforderung der Menschheit. Die aktuellen Zahlen sind alarmierend – eine Million Arten stehen von dem Aussterben, die noch übrigen artenreichen Ökosysteme der Welt vor dem Kollaps. Das bedroht unsere Lebensgrundlage und ist eine große Gefahr für Nahrungsmittelsicherheit, Wohlstand, Gesundheit und Sicherheit. Die G7-Staaten tragen mit ihrem immensen ökologischen Fußabdruck und ihrem globalen Handel maßgeblich zum weltweiten Artensterben bei.
Die G7 müssen ihrer Verantwortung gerecht werden und sich im Vorfeld der Weltnaturkonferenz im Dezember bereits jetzt zu Maßnahmen verpflichten, um das Artensterben bis 2030 stoppen und umzukehren. Eine Ziel-Verpflichtung zum Schutz von 30 Prozent der Land- und Meeresfläche ist ebenso nötig wie für die weltweite Renaturierung von mindestens drei Milliarden Hektar an Land und in den Meeren.
Die G7 müssen sich zur Halbierung ihres globalen ökologischen Fußabdruckes und der Transformation aller naturschädlichen Wirtschaftssektoren verpflichten. Sie müssen ihre Versprechen einlösen und sich zu einer erheblichen Erhöhung – mindestens in Form einer Verdopplung – der internationalen Finanzierung zum Erhalt der biologischen Vielfalt bis spätestens 2025 verpflichten. Die G7 müssen sich zudem zu einer umgehenden Reformierung ihrer Subventionen, insbesondere in Landwirtschaft und Fischerei, erklären.

Mehr einheitliche Standards für ein nachhaltiges Finanzsystem

Um mit den zunehmenden Risiken der Klima- und Biodiversitätskrise umzugehen und die Transformation zu einem Wirtschaften innerhalb der Planetaren Grenzen zu finanzieren, spielt das Finanzsystem eine entscheidende Rolle. Die G7 haben es in der Hand, starke Finanzstandards zu schaffen, die den Finanzmarkt widerstandsfähiger machen und die wirtschaftliche Stabilität sichern. Die Staats- und Regierungschefs müssen sich auf internationale Grundprinzipien einigen, wie Unternehmen Klimaziele verbindlich offenlegen. Dazu gehören auch Transformationspfade mit klaren Meilensteinen und konkrete Maßnahmenpakete für transformationsrelevante Unternehmen und Finanzportfolios.
Der standardisierte Austausch von transformationsrelevanten Daten ist entscheidend für einen nachhaltigen Finanzmarkt. Deswegen sollten die G7-Staaten sich auf gemeinsame digitale Plattformen und Datenbanken einigen, um zuverlässige und kosteneffiziente Zugänge zu gewährleisten. Weltweit entwickeln immer mehr Staaten und Wirtschaftsunionen Taxonomien für nachhaltige Investitionen, die sich am 1,5-Grad-Limit und weiteren Nachhaltigkeitskriterien orientieren. Die G7-Staaten müssen für diese Taxonomien Leitprinzipien abstimmen, damit diese ineinandergreifen. Nur so können grundlegende Signale für eine einheitliche Steuerung der Finanzströme geschaffen werden.

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