Bodenbildung oder weitere Verkaufswelle? Laut Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Vermögensmanagement Euroswitch, kann diese Frage nicht eindeutig beantwortet werden. Der Finanzexperte rät, im aktuellen Marktumfeld Ruhe zu bewahren, zumal die Erfahrungen der 70er Jahre zeigten, dass es nicht ratsam ist, die rasanten Wendepunkte der Märkte „timen“ zu wollen. Empirisch bestimmen lediglich 5 % der Handelstage das Marktgeschehen und die Gefahr, durch ein Warten am Seitenrand nicht dabei zu sein, sei zu groß, so Böckelmann.

 „Zu Beginn der zweiten Jahreshälfte erleben wir eine Art dritter Verkaufswelle bei Aktien“, sagt Böckelmann. Während Kursverluste auf Gesamtmarktebene von etwa 20% für Aktienmärkte im historischen Vergleich nicht unüblich sind, scheint diesmal angesichts unverändert vorherrschender geopolitischer Unsicherheiten, teils widersprüchlicher Notenbankpolitik und vor allem einer strukturellen Unterversorgung an Energie und Rohstoffen vieles anders. „Manche Strategen bemessen eine Rezessionswahrscheinlichkeit für die USA mit vergleichbar hohen 30 %, andere sehen faktisch keine Chance mehr, die Wirtschaft in ein ‚Soft Landing‘ mit sich moderierender Inflation bei positivem Wachstum zu führen. Und dann ist da noch China mit seiner Null-Covid-Politik, die quasi von jetzt auf gleich zu einem erneuten Stillstand der Lieferketten führen kann“, so der Finanzexperte. Es stelle sich daher die berechtigte Frage, ob die bislang beobachtete Panik im Markt für eine Bodenbildung ausgereicht hat, oder ob eventuell eine weitere Verkaufswelle in Form einer Kapitulation der Marktteilnehmer droht.

Mehr Licht – Mehr Schatten

Eine Einschätzung des Aktienmarktes sei dem Finanzexperten zufolge kaum möglich: „Je nach Perspektive auf den Aktienmarkt, der angesichts zunehmend asynchroner Entwicklungen der Weltregionen kaum mehr pauschal beurteilt werden sollte, gibt es mehr Licht, aber auch mehr Schatten.“ Ein exemplarischer Blick auf den deutschen Aktienindex DAX 40 könne die Problematik verdeutlichen: „Nach den heftigen Marktverwerfungen deutet das KGV des DAX auf moderate 11,4, für das Folgejahr auf 10,0. Wer im Kopf durchschnittliche KGV-Bewertungen um die 15 hat, kann aktuellen Werten durchaus eine hohe Attraktivität beimessen. In jüngerer Vergangenheit war das KGV nur während der Finanzkrise günstiger.“

Die aktuelle Unschärfe läge in der KGV-Berechnung – da dabei zumeist der Kurs einer Aktie oder eines Index durch die erwarteten Unternehmensgewinne dividiert werde. „Und diese Gewinnerwartungen haben sich trotz inflations-, zins-, rezessionsangstbedingter Kurskorrekturen bislang nicht verändert. Unternehmensanalysten halten trotz allem an ihren Gewinnprognosen fest, im Falle des DAX für dieses und die kommenden Jahre zwischen +5 % bis +10 % pro Jahr Gewinnwachstum zu kalkulieren. Auf dieser Basis erscheinen DAX, aber auch viele andere Indizes nach den Einbrüchen attraktiv, teilweise sogar wie Schnäppchen“, so Böckelmann.

Müssen Gewinnerwartungen angepasst werden?

Sollte man statt dem gängigen KGV nicht lieber auf langjährige Durchschnittwerte wie z. B. das Shiller-KGV schauen? Dieses würde weniger auf Attraktivität, vielmehr noch auf hohe Marktbewertungen hindeuten. Nach Böckelmann gäbe es aber keine pauschale Lösung: „Sicherlich können Enttäuschungen bei der anstehenden Berichtssaison der Unternehmen dazu führen, dass die Erwartungen dramatisch korrigiert werden. Sind dabei vor allem große Werte wie Apple & Co unisono betroffen, könnte dies ein Auslöser für eine fundamentale Kapitulation der Marktteilnehmer sein. Auch ein externer Schock wie ein Gaslieferstopp nach Deutschland könnte aufgrund des Wertschöpfungsmultiplikators eine emotional getriebene Kapitulation auslösen.“ Eine Kapitulation sei im Ausmaß kaum zu quantifizieren, könnte aber ohne weiteres 10-15 % betragen.

Kurs auf negative Überraschungen?

„Aktuell spricht eher einiges dafür, Korrekturen dieser Größenordnung nur selektiv zu erwarten. Einige Unternehmen sollten mit dem aktuell herausfordernden Umfeld besser als andere zurechtkommen, könnten positiv überraschen und die Gewinnerwartungen bestätigen,“ so Böckelmann. Ohnehin sei zu erwarten, dass im Falle einer tiefgreifenden konjunkturellen Abschwächung, in deren Folge auch die Inflation (abgesehen von den strukturellen Komponenten) zurückgehen würde, die Notenbanken wieder zu Freunden der Märkte werden könnten. „Die US-Notenbank FED wird sich in den kommenden Wochen mehr Munition verschaffen, die chinesische verfügt ohnehin über eine hohe Feuerkraft. Einzig Europa steckt in seinen strukturellen Problemen fest, diese müssen abgesehen von der Energieversorgungsunsicherheit global tätige europäische Unternehmen nicht über Maßen beeindrucken,“ prophezeit Böckelmann zusammenfassend.

Hochkonzentriertes Portfolio mit Global Player

Der Portfoliomanager beruhigt: „Die Erfahrungen der 70er Jahre zeigen, dass es nicht ratsam ist, die rasanten Wendepunkte der Märkte ‚timen‘ zu wollen. Empirisch bestimmen lediglich 5 % der Handelstage das Marktgeschehen und die Gefahr, durch ein Warten am Seitenrand nicht dabei zu sein, erachten wir für zu groß. Es ist daher ratsam, auch in einem derartig schwankenden Markt Ruhe zu bewahren und der Strategie treu zu bleiben.“ Abschließend konkretisiert Böckelmann seine Strategie: „Vieles spricht daher bei der Aktienanlage für ein hochkonzentriertes Portfolio in global erfolgreiche Unternehmen. Wir sind und bleiben aktuell nahezu voll investiert.“

Über Vermögensmanagement EuroSwitch! GmbH:

Die Vermögensmanagement Euroswitch verwaltet traditionelle und alternative Investmentstrategien. Sie bietet diese Strategien in Form von standardisierten und individuellen Managed-Accounts für das gesamte Kapitalmarktspektrum – von Absolute Return über nachhaltige Kapitalanlagen bis hin zur reinen Chancenorientierung. Darüber hinaus werden für das breite Publikum vier Dachfonds in abgestuften Varianten von sehr risikoarm bis hin zur reinen Aktienanlage geboten. Gegenwärtig verwaltet die Gesellschaft 150 Millionen Euro. Die Vermögensmanagement Euroswitch ist als „Finanzportfolioverwalter“ gemäß §15 WpIG von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zugelassen und beaufsichtigt.

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