Mergers & Acquisitions (M&A) sind für Medizintechnik-Unternehmen ein probates Mittel, die aktuellen Herausforderungen der Branche zu bewältigen. Eine Analyse der Transaktionen im 1. Halbjahr 2018. Die Medizintechnik reorganisiert sich hier mit M&A und IPOs.

Im ersten Halbjahr 2018 fällt bei der Analyse der Mergers & Acquisitions (M&A) in der Medizintechnik-Branche zunächst die Absenz echter Mega-Deals auf – auch im internationalen Medizintechnik-Markt. Daraus auf mangelndes Interesse der Big Player an Mergers & Acquisitions (M&A) zu schließen, wäre jedoch falsch.

Eine Übersicht der wichtigsten M&A im ersten Halbjahr 2018 finden Sie im Kasten am Ende dieser Seite als PDF-Datei zum Download.

Revirements in Großkonzernen

Vielmehr gab es zuletzt einige größere Revirements in Großkonzernen, zunehmend in Form von Spin-Offs. Weitere bemerkenswerte Mergers & Acquisitions (M&A) zeichnen sich bereits ab. So hat Johnson & Johnson zuletzt sein gesamtes, nach eigener Einschätzung underperformendes, Medizintechnikgeschäft auf den Prüfstand gestellt und sich von einigen Aktivitäten getrennt. Zu nennen sind hier:

  • Verkauf des zur Division Ethicon gehörenden Sterilisations-Geschäfts (Umsatz 2017: 775 Mio. US-Dollar) an Fortive für 2,7 Mrd. US-Dollar
  • Verkauf des Diabetes-Geschäfts Life Scan an Platinum Equity für 2,1 Mrd US-Dollar

Zur Diposition stehen bei Johnson & Johnson weiterhin: 

  • das Neurosurgery-Geschäft (Codman)
  • das Geschäft mit tragbaren Insulinpumpen (Calibra)
  • das Insulinpumpen-Geschäft (Animas Corp.), mit dem in den USA immerhin 90.000 Patienten betreut werden

Derweil hat sich Novartis nach ebenfalls längerer Überprüfung verschiedener Optionen entschieden, sich per Spin-Off vom in der Alcon-Division betriebenen Medizintechnik-Geschäft (Surgical und Vision-Care) mit einem Umsatz von rund 7 Mrd. Euro zu lösen.

Siemens Healthineers geht an die Börse

Mit Siemens Healthineers hat im ersten Halbjahr 2018 zudem eine weitere führende Adresse für Medizintechnik die Schlagzeilen bestimmt. Im März wurde der seit längerem angekündigte Börsengang (Initial Public Offering, IPO) erfolgreich vollzogen. Der zu diesem Zeitpunkt schwachen Marktverfassung geschuldet, hat sich Siemens entschieden, anstelle von zunächst diskutierten 25 Prozent nur ein reduziertes Volumen von 15 Prozent an die Börse zu bringen: Siemens Healthineers startet mit 4,365 Mrd. Euro an der Frankfurter Börse..

Nur kurze Zeit nach Konkurrent Siemens will nun auch GE sein Medizintechnik-Geschäft auf eigene Beine stellen. Der Umsatz betrug zuletzt rund 19 Mrd. Euro. GE steuert dabei eine Mischung aus Spin-Off und minderheitlicher Veräußerung der Division an. Erst im April hatte GE Teile des Geschäfts mit Health-IT an Veritas Capital veräußert.

Gerüchte um Stryker und Boston Scientific

Um im internationalen Geschehen der Mergers & Acquisitions (M&A) zu bleiben: Zuletzt von Stryker dementierte Gerüchte sprachen von einer anstehenden Übernahme der knapp 40 Mrd. US-Dollar (Equity-Value) schweren Boston Scientific (BS) durch eben Stryker. Als folgerichtiger Mitbieter wurde im gleichen Zuge Johnson & Johnson genannt. Eine Kombination mit Stryker würde einen eher komplementären Merger of Equals produzieren, der führende Marktstellungen in der Orthopädie beziehungsweise der Kardiologie verbindet und mit Ausnahme der Endoskopie kaum Überlappungen aufweist. Volumenmäßig käme die Kombination auf Augenhöhe mit Medtronic, Abbott und eben Johnson & Johnson. Nach der bei Johnson & Johnson zuletzt erfolgten Bereinigung bleibt abzuwarten, ob das Unternehmen tatsächlich die Gelegenheit wahrnimmt, sich gemeinsam mit Boston Scientific eine Spitzenposition im Medizintechnik-Segment zu sichern.

OEMs konzentrieren und konsolidieren sich

Auch in der zweiten Reihe der Medizintechnik-Unternehmen finden in Form von OEM-Konzentrationen seit Jahren signifikante Konsolidierungsmaßnahmen statt. Getrieben von den gleichen Mechanismen wie etwa im Automotive-Bereich haben sich auf dem Weg zu übersichtlicher ausgerichteten Supply-Chains mehrstufige Supplier-Pyramiden entwickelt. Zu den wesentlichen Auftragsfertigern, die in wachsendem Umfang Entwicklung und Produktion für die großen OEM übernehmen, zählen:

  • Teleflex
  • Nordson
  • Molex (Philips Medsize)
  • Tecomet
  • West Pharmaceutical Services
  • Integer Holdings

Im Segment Electronic Manufacturing Services (EMS) gesellen sich hierzu Gruppen wie

  • Flextronics
  • Sanmina
  • Celestica
  • Jabil (inkl. Nypro)

Entstanden aus einer Reihe von Fusionen und Zukäufen (unter anderem Accellent, Lake-Region, Greatbatch) ordnet in diesem Umfeld nun auch Integer seine Aktivitäten und gibt sein Geschäftsfeld Advanced Surgical & Orthopedics für 0,6 Mrd. US-Dollar an die ebenfalls US-amerikanische Medplast-Gruppe ab, die erst 2017 Vention Medical’s Medtech Manufacturing Services übernommen hatte. Der Bereich Advanced Technology von Vention ging ebenfalls 2017 für 0,7 Mrd. US-Dollar an Nordson.

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